Dukha bedeutet Leid oder Schmerz, sein Gegenpol dazu ist Sukha, die Freude.
Entstehen und Vergehen
Zwischen diesen beiden Extremen bewegt man sich im ganzen Leben hin und her. Mit Yoga findet man den Ausgleich im Angesicht von Leid und Freude, denn alles Leben besteht aus Entstehen und Vergehen. Dukha steht für geistige und körperliche Beschwerden, wie beispielsweise ein Hexenschuss, aber es steht auch für Abhängigkeiten. Im Buddhismus begegnet man allen Situationen mit einer abwägenden Haltung. Man betrachtet das Leben unter dem Aspekt der vier edlen Wahrheiten über Leid:
Alles Bedingte ist Leid.
Leid hat eine Ursache.
Es gibt ein Ende des Leids.
Es gibt einen Weg zum Ende des Leids.
Was ist Leiden? Im buddhistischen Sinne bedeutet es, dass alles was kommt und geht, entsteht und vergeht, mit Leid verknüpft ist. Wenn man etwas sehr stark begehrt oder etwas ablehnt, bereitet das Probleme oder eben Leid. Stellen Sie sich vor, Sie mögen etwas sehr gern, dass Sie Schmerz empfinden, wenn Sie sich davon trennen müssen. Das trifft auf Situationen, Menschen und Dinge zu. Wenn ich etwas sehr gerne esse, aber zu viel davon, bekomme ich Bauchschmerzen. Liebe ich jemanden und er muss gehen, bin ich traurig. Klarer ist es bei schlecht gelaunten Kollegen oder Vorgesetzten: Man geht ihnen aus dem Weg oder regt sich auf, zumindest aber verursacht es eine Welle im Geiste.
Das Leben besteht aus Leid: Dukha
Alles Leiden hat eine Ursache, aber es gibt ein Ende dieses Leids: Man muss nur abwarten. Das kann man leicht erproben, indem man sich beim nächsten Mal, wenn es einen juckt, nicht kratzt. Es wird vergehen! Der Schlüssel im Buddhismus ist Nicht-reagieren, der Weg zum Ende des Leidens. Oder man macht Yoga, stellt sich auf dieser Weise Dukha, der Frustration und dem Leiden.
Yoga Sutra 2,16
“Schmerz, der noch nicht eingetreten ist, sollte vermieden werden.” (Übertragung Ralph Skuban)
Wie vermeidet man Leid und Schmerz? Dazu blättern wir mal wieder in den einschlägigen Büchern und werden bei Patañjali fündig: Die Yoga-Philosophie behandelt Leiden mit vier Seinsqualitäten. Dazu gehören Liebe (Maitri), Mitleid (Karuna) im Sinne von Mitgefühl, Heiterkeit (Mudita) und Gleichmut (Upeksha). So kann man mit freudvollen oder leidvollen Zeiten umgehen und Dukha in Schach halten lernen.
Wie kann Yoga dabei helfen?
Ein Beispiel: Ich hatte vor kurzem wieder einen Hexenschuss. Ja, auch Yogalehrende sind Menschen mit Gebrechen. Wie bin ich damit umgegangen? Statt liebevoll und voller Mitgefühl zu Hause zu bleiben, habe ich mich zur Arbeit geschleppt. Klar, es wurde schlimmer. Dann musste ich irgendwann zu Hause bleiben und wurde wütend über meine Dummheit, es ignoriert zu haben. Dukha kann man nicht lange verdrängen! Ich habe liebevoll und mit Mitgefühl den Schmerz angenommen, mich mit einer Wärmflaschen versorgt und an die heitere Gelassenheit erinnert. Wenn sich der Geist entspannt, können sich auch die Muskeln entspannen – und umgekehrt. Mit Geduld, Ausdauer und vorsichtigen, leichten Asanas wurde es langsam besser. Natürlich kann man sich dabei auch helfen lassen, beispielsweise mit Yogatherapie, Homöopathie und Osteopathie.
Entstehen und Vergehen
Das gleiche kann man auf die Gedanken anwenden: Sie bringen den Geist durcheinander, gaukeln ihm etwas vor und verursachen Unruhe und Leid. Die Bewegungen des Geistes (Vrittis) sollen zur Ruhe kommen. Wie kann man mit den Herausforderungen des Alltags umgehen? Weder Zuneigung noch Abneigung füttern, in Freud und Leid unbewegt bleiben und in Gleichmut zur Vollendung gelangen. Der Buddhismus zieht sich von der Welt zurück, Yoga möchte hingegen das Leben erfahren und erforschen. Statt Dukha zu ertragen, lernt man Yoga als eine Technik zur Selbstermächtigung. Ich mag natürlich keine Rückenschmerzen, aber so kann ich Verständnis für Menschen mit (Rücken-)Schmerzen kultivieren. Man kann sich nicht auf den spirituellen Weg einlassen, solange einen der Körper durch Schmerzen daran hindert. Die Erkenntnis führt zu Freiheit und Gelassenheit, mit dem Alltag gut umzugehen.