Wie kann man Menschen mit psychischen Erkranken durch Yoga unterstützen? Dabei stehen die Bücher “Resilient durch Yoga” von Maria Wolke und “Praxisbuch traumasensitives Yoga” von Dagmar Härle heute im Fokus.
Psychische Erkrankungen & Yoga
Grundsätzlich kann jeder durch die körperliche und geistige Disziplin des Yoga innere Stärke (zurück) gewinnen. Man baut damit die Resilienz auf: Gemeint ist die “psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen” (Wikipedia). Die beiden Bücher sind wissenschaftlich fundiert, beide Autorinnen sind Spezialistinnen auf ihrem jeweiligen Gebiet. Für Yogalehrende und -therapeuten, die Klienten mit psychischen Erkrankungen oder Traumata begleiten, sind das zwei sehr gute Bücher. Beide Strategien wenden yogische Methoden aus Achtsamkeit, Meditation, Pranayama und Asanas auf sehr behutsame Weise an.
Strategien entwickeln
Mit einer zusätzlichen Ausbildung darf man Menschen auf einer anderen Eben als Yoga unterstützen, wenn sie darum bitten. Doch sind die meisten Yogalehrenden nicht als Therapeuten ausgebildet. Das vergessen viele leider allzu oft. Spätestens bei Problemen im Unterricht wird das deutlich oder wenn der Lehrer von Teilnehmenden zu Rate gezogen weden soll. Wie verhält sie oder er sich dann? Mein Yogalehrer hat meist mit einer Gegenfrage geantwortet. Das hat mich früher immer wahnsinnig gemacht! Heute weiß ich, dass er Hilfe zur Selbsthilfe angeboten hat, um Menschen zu begleiten. Jeder muss die Lösungen für sich selbst herausfinden. Anders nutzt ein Ratschlag gar nichts. Isso. Ich selbst finde diesen Weg inzwischen auch viel spannender: Die richtigen Frage zu stellen ist eine größere Herausforderung, als einfach nur irgendeine Antwort rauszuhauen.
Resilienz durch Yoga
Das Buch “Resilient durch Yoga: Psychische Erkrankungen umfassend behandeln” von Maria Wolke beschreibt die Ursprünge und Entwicklung des Yoga in der westlichen Welt. Dabei geht die Autorin auf die neuropsychologischen Grundlagen ein, wie Yoga heilen kann: Sie nimmt Achtsamkeit und Meditation, Pranayama, Asanas und Embodiment ausführlich unter die Lupe. Auch stellt sie mit Gegenanzeigen klar, dass Yoga kein Allheilmittel ist. Im zweiten Teil nimmt Maria Wolke sich die vielfältigen Erkrankungen und Ursachen für psychische Störungen wie Stress, Depression, Angst und Panikattacken und Posttraumatische Belastungsstörungen vor. Dabei geht es gezielt um die Auswirkungen der Krankheiten und die entsprechenden Yoga-Übungen, die man auf der beiliegenden DVD auch noch mal ansehen kann. Die Autorin ist Sportwissenschaftlerin und Yogatherapeutin, sie promovierte in klinischer Psychologie.
Trauma heilen mit Yoga?
Ich habe selbst eine Ausbildung in Traumasensiblen Yoga absolviert. Abgesehen davon, dass ich das höchst spannend finde, sind mir dabei durchaus meine Grenzen klar geworden. Das “Praxisbuch traumasensitives Yoga: Über die heilende Wirkung von Yoga bei komplexen Traumata” von Dagmar Härle ist eine wertvolle Unterstützung für den Unterricht. Die Yoga-Übungen sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit Traumafolgestörungen angepasst. Wertvoll sind die Anmerkungen der Autorin, den traumatisierten Menschen nicht einfach nur Übungen anzubieten, sondern eher auf deren Gefühlswelt und in ihrem Tempo einzugehen. Man ermöglicht es ihnen, sich selbst wieder zu spüren und im Körper anzukommen. Das sogenannte Wording (Wortwahl) spielt dabei eine ebenso große Rolle, um bei den Teilnehmenden nichts zu triggern. Dagmar Härle hat einen Master in Psychotraumatologie, Somatic Experiencing (SE), EMDR, ist zertifizierte in Traumatherapie (GPTG) und traumasensitiven Yoga (TSY). Das macht diese Buch zu einem guten Leitfaden für Yogatherapeuten.