Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Yoga bei allen möglichen Leiden helfen kann, körperlich und geistig. Kann er auch bei Angst helfen?
Wirkung von Yoga auf das Gehirn
Diese Frage beschäftigt inzwischen westliche Wissenschaftler, die immer genauer verstehen wollen, wie Yoga wirkt. Als Yogi fühlt man das, Forscher suchen immer nach belegbaren Beweisen. Meßbar sind Kraft, Ausdauer, Flexibilität. Die Wirkung von Yoga und Meditation auf das Gehirn kann man mit Hirnströmen und über MRT-Aufnahmen nachweisen. Bei psychischen Themen müssen die Probanden Werte in einem Angst-Scores in Fragebogen angeben, bei Angststörungen wurde laut der Eigenaussagen das Niveau der wahrgenommenen Angst um 30 Prozent reduziert. Aber wie gelang das?
Yoga gegen Angst
Man erklärt es sich so, dass das Stress-Response-Systeme über den Parasympathikus angesprochen werden kann. Suggeriert man dem Körper Ruhe durch eine tiefe Atmung, beruhigt sich das Nervensystem ebenfalls: Der Druck lässt nach, das verbessert die Verdauung und der Blutdruck senkt sich durch Erhöhung der Herzfrequenzvariabilität. Wird die Erregung gesenkt, kann auch eine Angstattacke im Vorfeld abgewendet oder abgemildert werden. Klingt irgendwie sogar logisch. Nur dass Angst nicht logisch sein muss. Im Yoga Sutra findet man Anregungen, wie man schwierigen Situationen begegnen kann.
Wohlbefinden durch Yoga
Die regelmäßige Yoga-Praxis erhöht das Wohlbefinden. Welche Übungen (Asanas) bieten sich an? Viniyasa Flows sind sehr nützlich, um nicht in der Situation zu verharren, und Standhaltungen haben einen erdenden Effekt. Weite ins Herz zu bringen durch Rückbeugen, kann auch nicht verkehrt sein. Angst ist nichts anderes als Energie, die in Bewegung bleiben will. Am besten gibt man ihr eine Richtung. Wichtig ist dabei der Atemfluss, der Ruhe ins System bringen kann. Heftige Atemtechniken sind angebracht, wenn etwas ausagieren wollen, sonst können sie jedoch die Erregung vermehren. Die Angst wird durch Angewohnheiten im Körper festgehalten und durch Erfahrungen immer wieder bestärkt. Abstand und Loslassen sind die Wege zur Freiheit aus diesen Samskaras. Durch verschiede Haltungen können wir andere Perspektiven auf das Thema der Angst einnehmen.
Pratipaksha Bhavana: Das Gegenteil üben
Werden wir mal etwas konkreter und lassen Sie sich für jeden Schritt Zeit: Wenn die Anzeichen einer Angstattacke kommen, fühlen Sie, wo die Anspannung sitzt. Bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit dorthin, das erhöht die Durchblutung. Vielleicht möchten Sie nur genauer spüren, vielleicht benötigen Sie aber eine konzentriert Bewegung in diesem Körperbereich. Atmen Sie dabei tief und langsam ein und aus. Bringen Sie dann die Konzentration in Ihr Herz, in Ihre Mitte, um sich zu zentrieren. Fühlen Sie, welche Emotion jetzt gerade dieser Angst zugrunde liegt: Trauer, Neid, Wut oder Ärger? Fragen Sie sich, ob Sie dieses Gefühl sein Gegenteil wenden können. Wie wäre es mit diesem Bild: Legen Sie das Gefühl auf einen Liegestuhl in die Sonne, cremen es ein und reichen ihm einen kühlen Cocktail. Unterhalten Sie sich mit ihm und lassen ihn dann glücklich am Strand zurück. Zu abwegig oder machbar?