Satya, der Wahrhaftigkeit verpflichtet

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Mit Satya verpflichtet man sich der Wahrheit: In den meisten Stunden dreht sich alles um Asanas. Auf dem achtgliedrigen Pfad geht es jedoch davor um mehr, um das soziale und persönliche Verhalten.

Die ethischen Grundprinzipien

Der achtgliedrige Pfad beginnt mit fünf sozialen Regeln, wie verhält man sich gegenüber anderen (Yamas), und fünf Regeln zur Selbstdisziplin (Niyamas). Eine moralische Haltung lenkt die täglich Praxis (Sadhana) im Yoga erst in die richtigen Bahnen: Es geht um Erkenntnis, Unterscheidungsfähigkeit (Viveka) und Freiheit. Beachtet man diese zehn Regeln nicht, macht man nur Gymnastik. Das ist auch schön, hat aber nichts mit dem Weg des Yoga zu tun. Man lässt das beste daran an sich vorbeiziehen, die meisten merken es noch nicht einmal.

Satya, der Wahrhaftigkeit verpflichtet

Yoga Sutra II,36
“Wer stets ehrlich in seinen Äußerungen ist, wird auch die richtigen Entscheidungen für sein eigenes Handeln finden.”
(Übertragung R. Sriram)

Das kann man sich gut vorstellen: Man übernimmt die Verantwortung für das, was man im Leben anzieht. Bleibt man dabei wahrhaftig, muss man sich selbst oft etwas eingestehen, für das man gern andere oder das Wetter verantwortlich macht. Für Satya steht die Energie des Vishuddha Chakra, denn es ist das Zentrum für Sprache und Hören. Das Wort Satya hat sehr viele Bedeutungen: Wirklich, wahr, echt, zutreffend, eintreffend, in Erfüllung gehend, zuverlässig, treu, worauf man sich verlassen kann, gültig, Wahrhaftigkeit, höchste Realität, Gelöbnis, Versprechen, Eid, Schwur. Es ist auch der Beiname von Gott Krishna und der Name der Göttin Durga.

Bleib gesund: Sag die Wahrheit!

Man kann nur tugendhaft und wahrhaftig leben, wenn man die Situation anerkennt, wie sie gerade ist. Wunschdenken führt von der Realität weg, es ist aber das Einzige, das wir haben: Das Jetzt. Dabei helfen ebenso Konzentration (Dharana), der Rückzug der Sinne (Pratyahara) und Meditation (Dhyana), denn man gewinnt Abstand und hat Zeit, sich und die Welt zu reflektieren. Theoretisch alles klar, jedoch blendet man leider gern seine eigenen Unzulänglichkeiten und Widersprüchen aus. Durch eine vollständige Yogapraxis, mit allen acht Gliedern nach Patañjali, werden wir achtsamer und kommen unseren Ungereimtheiten auf die Spur. Damit kann man nur bei sich selbst beginnen.

Schärfen Sie Ihr Bewusstsein!

Der Weg zu Selbsterkenntnis und Freiheit führt also leider auch über unschöne Erkenntnisse. Schauen wir genau hin, dann werden wir von uns selbst nicht überrascht sein. Wenn wir zu Beginn des Yoga Weges ehrlich sind, gehen wir auch nicht von falschen Voraussetzungen aus. Das überprüfen wir jeden Tag über eine Standortbestimmung. Es wird Hindernisse (Kleshas) und falsche Annahmen (Avidya) geben, aber das hält uns nicht ab.

Annette Bauer

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