Urban Yoga als Challenge?

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Yoga als sogenannte Challenge. Ja, natürlich ist Yoga durchaus eine Herausforderung, wenn man an sein inneres “Eingemachtes” geht! Das Buch “Urban Yoga” möchte sich in der Öffentlichkeit dieser Herausforderung stellen. Kann das gelingen?

Wo bleibt der Geist?

Die Titel fand ich schon mal schrecklich: “Urban Yoga” ist so Hipster-mäßig, dass ich es gleich weglegen wollte. Yoga muss schick sein, in den urbanen Lifestyle passen und man soll sich damit selbst optimieren können. Ich verkaufe mich als Yoga-Produkt an meine Umwelt. Ist das so? Nun, wenn Yoga darüber die verschiedensten Menschen erreicht, hat es vielleicht seine Berechtigung und wenn am Ende die Vereinigung mit dem reinen Bewusstsein steht, das Ankommen im Jetzt und Hier, warum nicht? Ich kann mir nur leider sehr schwer vorstellen, mich in einer öffentlichen Telefonzelle (gibt`s die noch?) in den stehenden Spagat zu begeben und dann meine Konzentration nach innen zu lenken und in Samadhi zu gelangen. Und was für ein Vorbild stelle ich dann dar? In Berlin würde ja keiner kieken, dazu sind wir hier zu viel gewöhnt. Aber woanders könnte das eine gute Volksbelustigung sein…

Urban Yoga als Challenge?

“Urban Yoga” Amiena Zylla © GU

Es geht darum, den Yoga zu finden, der zu einem passt. Der Ansatz ist schon mal sehr schlau, denn Yoga muss Spaß machen, Genuss bereiten und entspannen. Das kann man tatsächlich überall erfahren, wo man sich gerade wohlfühlt. Unpassend finde ich Worte wie Challenge, denn der Alltag vieler Menschen hält doch leider schon ausreichend Herausforderungen bereit. Sie benötigen vielmehr einen Ruhepol im Leben. Wenn das über sportliche Aktivität funktioniert, auch gut. Amiena Zylla geht im ersten Kapitel immerhin auf Achtsamkeit ein: “Yoga besteht aber nicht nur aus Übungen. Bei Urban Yoga geht auch um Selbst-Wahrnehmung und darum, bewusst mit dir, deiner Ernährung, deinem Handy und deinem gesamten Umfeld umzugehen.”

Wozu Yoga missbraucht wird

Das Buch scheint dazu gemacht, sich selbst bekannt zu machen und mit dem dem Wort Yoga etwas zu vermarkten. Das ist ja heute sehr verbreitet. In “Urban Yoga” finden sich denn auch merkwürdige Asanas auf Parkbänken und Eisenbahnwaggons(!) und es geht am Ende nur noch mal kurz um respektvolles, nachhaltiges und achtsames Leben, wie beispielsweise um Ernährung und Müllvermeidung. Die Yoga-Übungen wirken durch die gestylten und hippen Models im Industrie-Ambiente etwas schräg. Überschriften wie „Warm it up. Get started“ oder „Energy Kick. Bring it up, Jim!“ sollen wohl cool sein, sind aber nur albern. Das ist alles so weit weg vom dem, was Yoga bieten kann. Ein überflüssiges Buch.

Annette Bauer

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