Bewusstsein & Denken

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“Wenn du denkst du denkst, dann denkst du nur du denkst.” Man man kann nur das denken, was man kennt. Also fällt einem nichts wirklich Neues ein, sondern man bereitet alte Gedanken neu auf. Die Idee zu einem neuen Gedanken denkt man ja auch erst mal, also kann sie nichts Neues beinhalten. Nur weil man also denkt man würde denken, meint man frei in der Wahl der Gedanken zu sein. Ein Irrtum und eine Illusion.

Illusion von Freiheit

Der Unterschied zwischen Bewusstsein und Denken liegt in der Rolle des Beobachters. Das tiefe Bewusstsein ist immer wahrhaftig und klar, wird aber durch die Illusion im Leben, Maya, verschleiert. Beim Yoga geht es darum, den Schleier zu lüften, um das Bewusstsein durchscheinen zu lassen. Das geht nur, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und der Geist sich entspannen kann. Vertrauen und Hingabe helfen auf diesem Weg, aber auch wie immer (!), Disziplin und Ausdauer. Was nützt es wenn ich hingebungsvoll übe, aber das nur einmal die Woche? Oder wenn ich nur auf der Yoga-Matte entspannt und freundlich bin, den Rest des Tages aber andere Leute angifte?

Gönn dem Geist doch eine Pause!

Denken ist eine Illusion, die wie ein Schleier das wahren Selbst verdeckt. Wenn ich denke, dass die Kassiererin zu mir unfreundlich ist, ist das ein Schleier, denn ich weiß es ja nicht wirklich. Annahmen sind Gift für das wahre Selbst. Im Yoga beobachtet man das wahre Selbst, indem man sich von körperlichen Blockaden und geistigen Hindernissen, den Kleshas, befreit und sich geistig auf die Meditation vorbereitet. Der Rückzug der Sinne schafft einen Abstand zur Welt “da draußen” und ist der erste Schritt auf dem Weg nach innen, zu sich selbst. Dann beobachtet man die Gedanken wie sie kommen und wieder gehen, wie die Welle, die auf den Strand läuft. Dann kann im besten Falle eine Pause zwischen den Gedanken entstehen, in die hinein man sich entspannen kann. Die große Kunst ist es, die Pause auszudehnen, wie die Atempausen, Kumbhaka, beim Pranayama.

Bewusstsein & Denken

Maya ist der Schleier, der nicht nur das Bewusstsein und unser Selbst verdeckt, es ist auch das Sinnbild für die Welt. Wir sind aus dem All-Bewusstsein gekommen, um hier in dieser Welt körperlich und geistige Erfahrungen zu sammeln, und kehren am Ende unseres Lebens mit diesen Erfahrungen in die All-Seele zurück. Deshalb sollten wir uns ernsthaft überlegen, welche Erfahrungen wir weiterhin sammeln möchten, sie bestimmen unser weiteres Leben und wohl auch die nächsten. Möchte ich weiter mein Armutsbewusstsein pflegen? Möchte ich unter meinen Handlungen leiden? Bin ich wirklich ein Opfer der äußeren Umstände oder kann ich etwas ändern? Die meisten Menschen haben einen größeren Handlungsspielraum als sie denken. Aber wir wissen ja jetzt: Denken ist immer eine Illusion.

Annette Bauer

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