Jeder Yoga-Schüler sollte seinen Guru finden und ihm und seinen Belehrungen folgen. Mit diesem Konzept haben wir im Westen einige Probleme, denken wir doch oft misstrauisch, wir werden von einer Sekte eingefangen. Dabei ist ein Guru so wichtig, denn er war schon dort, wo wir hin möchten. Er kann uns Licht bringen und den Weg weisen.
Guru, der Lichtbringer
Guru heißt übersetzt Lichtbringer, es ist also jemand der Licht in unsere Unwissenheit bringt. “Die meisten Menschen merken nicht, dass ihr eigenen Leben den Schlüssel zu ihrem Glück enthält. Stattdessen suchen sie das Glück anderswo.” Wir brauchen also einen Guru oder Lehrer, um uns auf der Suche nach Unterscheidungsfähigkeit (Viveka) und Erkenntnis zu leiten. Auch wenn wir hier im Westen mit dem Wort hadern, ist er gerade für uns besonders wichtig, allein um Vertrauen aufzubauen und uns wieder rückzuverbinden mit der Gemeinschaft. Das ist mit ein Grund, warum Yoga so beliebt ist: Die Gemeinschaft mit anderen ist der Ersatz für die Verbindung zu einem einzelnen Lehrer, das, was früher in Indien üblich war. Der Titel Guru steht heute noch in Indien für Weisheit, Wissen und Erfahrung.
Wozu einen Guru finden und ihm folgen?
Statt also von einem charismatischen Scharlatan eingefangen zu werden und sich die Unschuld und das ganzes Geld abnehmen zu lassen, ist es genau anders herum: Der Schüler spürt durch seine Intuition, ob ein Lehrer authentisch ist, akzeptiert ihn als Lehrer/Guru und nimmt ihn dadurch an. Das Lehrer/Guru-Prinzip stellt eine entscheidende Hilfe auf dem Weg des Yoga dar: “Durch das Anerkennen eines Guru verbindet man sich mit denen, die den Weg vor einem beschritten haben. Dadurch entsteht Demut und das Erwachen wird möglich.” Was aber ist ein Guru? “Ein Guru ist ein Lehrer, der uns Einsichten oder Offenbarungen über Yoga vermittelt. Ein Guru kann uns auch eine Methode zum Üben an die Hand geben, sodass wir selbst die Wahrheit dieser Offenbarung erkennen können.”
Der perfekte Schüler sein
Das kann nur geschehen, wenn man sich als Schüler völlig leer macht, um die Lehren des Guru überhaupt aufnehmen zu können. Meint man, man weiß schon alles, muss man sich keinen Guru suchen: Es findet kein echter, freundschaftlicher Austausch statt. Ein schönes Beispiel ist das Gleichnis mit der Teetasse: Ist sie gefüllt, kann man nichts mehr einfüllen. Auch ein Schüler muss leer werden, um Neues aufnehmen zu können. Demut, Offenheit (Leere) und Wertschätzung (Respekt) kennzeichnen eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung. das gilt für beide Richtungen, im besten Falle sind beide befreundet. Deshalb muss ein Guru auch kein Yoga-Lehrer sein. Es kann jeder zum Lehrer werden, der auf seine Art weise ist und einem etwas beibringen kann.
Alle Zitate aus: “Yoga der Befreiung” Gannon/Life