Nada Yoga ist „Yoga des Klangs“ und eine etwa 5000 Jahre alte Philosophie aus Indien.
Transformierende Klänge
Man geht davon aus, dass unsere Schöpfung aus Schwingungen hervorgegangen ist. Das steht schon in der Bibel: „Am Anfang war das Wort“ (könnte also auch Klang heißen). Klang verändert die Stimmung, das hat jeder schon mal erlebt, der ein trauriges Lied an sich herangelassen hat. Transzendenz entsteht, wenn man jenseits der „normalen“ Erfahrungen und Sinneswahrnehmung etwas wahrnimmt. Beschäftigt man sich mit Yoga, Meditation und Mantras, wird man in diesen Bereich vordringen, vom Grobstofflichen zum Feinstofflichen und dann über alles Erfahrbare hinaus. Hinter dem „normalen“ Klang haben die Weisen und Seher (Rishis) den überbewussten oder transzendenten Klang erkannt. Also ist Yoga ein Weg der Erkenntnis indem wir versuchen, Atman, die Ur-Seele oder das göttliche Selbst, zu erkennen. Wir schulen unsere Wahrnehmung über Klänge und finden das Selbst an der Ur-Klangquelle.
Wie der Yoga des Klangs funktioniert
In Indien setzt man zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Klangfolgen ein, da man damit eine andere Wirkung erzielen möchte. Der Klang wird sogar ganz gezielt zur Chakra- oder Organbehandlung verwendet. Beim Nada Yoga nennt man die Klangfolgen Ragas: Die Morgenmusik nennt man in Indien Bhairawee oder Bhairawa Raga, am Abend heißt er Bhimpalasi-Raga und zu Mitternacht spielt man Malkos, Durga- oder Jogia-Ragas. Durch Konzentration und Meditation auf den Klang, versucht man die Gedanken auszublenden und den Geist auszurichten. Das findet man bereits in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben.
Hatha Yoga Pradipika: Auf den Klang meditieren
In der Hatha Yoga Pradipika findet man zu Nada Yoga folgende interessante Erklärungen:
HYP Kapitel 4, Vers 29 „Das Denken ist Herr der Sinne, der Prana ist Herr des Denkens, die Auflösung beherrscht den Prana: sie beruht auf dem Nada.“ Beruhigt man also den Atem, beruhigt man die Sinne. Gelangt man über den Atem in Ein-Klang, überwindet man das Hier uns Jetzt und gelangt in die Unendlichkeit. Und weiter:
HYP 4,30 „Man kann diese Auflösung als Befreiung bezeichnen, weil die Beherrschung des Denkens und des Prana Genuss verschafft.“
Es folgen verschiedene Anleitungen wie man Nada Yoga praktizieren kann und was dabei passieren soll:
Ab HYP 4,82 „Der Yogi verschließe die Ohren mit den Daumen und lausche so lange, auf den inneren Ton, bis der Geist unbeweglich wird.“
HYP 4,83 „Dieses Nach-innen-Lauschen schließt äußere Töne aus. Es beseitigt die Unruhe und macht nach zwei Wochen glücklich.“
HYP 4,84 „Zuerst ist der Ton vielfältig. Doch im späteren Verlauf wird er entsprechend dem Fortschritt immer feiner und feiner.“ Nun werden die Töne beschrieben, die sich in der Stille im Körper einstellen und es folgen die schlichten Anweisungen:
HYP 4,93 „Wer nach dem höchsten Yoga strebt, soll alles Denken einstellen. Danach konzentriere er sich nur auf die Nada-Meditation.“ So einfach ist das Glück zu finden: NICHT MEHR DENKEN! Denn:
HYP 4,101 „Solange man den Ton noch hört, gibt es noch irdische Bande: Erst in der Lautlosigkeit verbinden sich Atman und Brahman.“
(Alles aus Hartmut Weiss „Quellen des Yoga“)