Hatha Yoga Pradipika

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Befolgt man die Anweisungen der Hatha Yoga Pradipika, erlangt man nicht nur Gesundheit und mehr Energie, sondern auch Schönheit und einen jugendlichen schlanken Körper, einen freudevollen Geist und geheimnisvolle Fähigkeiten.

Kleine Leuchte des Yoga

Die Hatha Yoga Pradipika (HYP) wurde im 14. Jahrhundert von Svatmarama verfasst und stellt das Grundlagenwerk des Hatha Yoga dar. Pradipika bedeutet Licht oder Leuchte, sie beleuchtet also Hatha Yoga. In diesem Werk werden neben Reinigungstechniken auch erstmals Körperhaltungen und Atemübungen genauer beschrieben. Anders als heute ging es nicht um Urheberschaft, sondern um ein eine fassbare und praktikable Philosophie. Schon bei Patañjali scheint der Buddhismus durch und so finden sich auch Gedanken aus anderen Texten in diesem Text wieder. Im Westen gilt Hatha Yoga als körperbezogener Yoga. Und das obwohl in der Pradipika zum ersten Mal überhaupt und auch nur fünfzehn Haltungen beschrieben wurden. Das ist aber nur eine Ebene dieses wichtigen Textes.

Glück, Freiheit, Hingabe & Einheitserfahrung

In den Upanischaden ging es um Glück im All-Eins-Sein. Die Yoga Sutras von Patañjali setzten sich damit auseinander, wie der Geist zur Ruhe kommen und dadurch zu Freiheit gelangen kann. In der Bhagavad Gita lehrte Krishna Arjuna, Leid durch Hingabe an das Tun zu überwinden. In Indien war Yoga ein Geheimwissen, das Brahmanen vorbehalten war, und Frauen waren natürlichdavon ausgeschlossen. Die Hatha Yoga Pradipika entstammt verschiedenen Strömungen wie dem Tantra. In dessen Verständnis ist die Frau dem Manne ebenbürtig. Auch die HYP ist als Geheimlehre verschlüsselt geschrieben und man denkt, es würde immer wieder um sexuelle Praktiken gehen. Dabei geht es um die weibliche, aktive und kreative Shakti- oder Kundalini-Energie, die sich mit dem männlichen, ewigen Bewusstsein der Shiva-Energie verbindet. Nicht jeder sollte damals einfach verstehen können, worum es in dieser Schrift geht!

Inhalt der Hatha Yoga Pradipika

Die Hatha Yoga Pradipika ist in vier Kapitel unterteilt. Im ersten Kapitel geht es um Moral, eine ausgewogene Lebensführung & Ernährung und um Körperhaltungen (Asanas). Hier wird erstmals das Wie der Übungen beschrieben: Wie sind sie auszuführen und was sie gesundheitlich bewirken. Im zweiten Kapitel geht es um Lebensenergie (Prana) und die Techniken (Pranayama), um sie anzureichern. Ebenfalls fließen Behandlungenshinweise von Krankheiten aus dem Ayurveda in den Text ein. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Mudras, Bandhas, Tantra, der Kundalini-Kraft und wie man sie erweckt. Die Hatha Yoga Pradipika ist also ein Grundlagenwerk auch für Tantra und Kundalini-Yoga. Um Nada-Yoga (Klang) und Raja-Yoga (Meditation) geht es im letzten Kapitel der Hatha Yoga Pradipika. Obwohl Svatmarama immer wieder betont, dass Hatha Yoga ohne Raja-Yoga (Meditation) nicht vollständig ist, und umgekehrt, gilt die Hatha Yoga Pradipika als wichtigster Text des körperorientierten Yoga.

Geheimnisvolle Fähigkeiten

Die Siddhis oder besondere Fähigkeiten, die die Hatha Yoga Pradipika in Aussicht stellt, werden bei Patañjali auch angesprochen. Nur warnt er davor, sie für das eigentliche Ziel zu halten. Was sind denn nun diese ominösen Fähigkeiten, die man erlangen kann? Man soll den Körper verkleinern oder unendlich ausdehnen oder sich an verschiedenen Orten zugleich aufhalten können. Man soll sich schwer machen oder schwerelos werden können, man erlangt die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, alle Wünsche zu erfüllen und grenzenlose Macht. Hört sich irre an, kann aber als Ergebnis von regelmäßiger Meditation erfahren werden. Es sind Wahrnehmungen, die man spüren kann, wenn man den Geist zur Ruhe bringt. Die Hatha Yoga Pradipika sagt, am besten ist Ausprobieren und nicht nur darüber lesen!

Annette Bauer

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