Trauma & Yoga

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Trauma können auch durch Übungen im Yoga-Unterricht getriggert werden. Wie geht man damit als Yogalehrer um?

Einen sicheren Ort schaffen

Bei Menschen, denen ein Trauma widerfahren ist, können durch Körper- und Atemübungen im „normalen“ Yoga-Unterricht alte Erfahrungen getriggert werden. Diese Menschen erleben ihren Körper nach einer Traumatisierung nicht mehr als einen sicheren Ort. Inzwischen hat man erkannt, dass es sinnvoll ist, diesen Menschen eine auf sie abgestimmte Yoga-Praxis anzubieten. Dazu haben Bessel A. van der Kolk und David Emmerson, Regina Weiser und Angela Dunemann Bücher geschrieben und geben Seminare zu Traumasensiblem Yoga. Sie alle behandeln Patienten mit Psychotherapie und Yoga-Übungen. Dabei geht es vor allem darum, den Körper überhaupt wieder wahrzunehmen und als sicheren Ort erfahrbar zu machen.

Traumasensitives oder Traumasensibles Yoga: TSY

TSY wurde am Traumacenter in Boston entwickelt und dort seit über 15 Jahren als ein Teil der Traumatherapie eingesetzt, in Deutschland bei ingradual. In getriggerten Situationen kann eine besondere Yoga-Praxis den Patienten helfen, sich den Empfindungen anzunähern. Im Grunde sollte jede Yoga-Praxis so ausgelegt sein. Da es aber immer mehr sportliche Varianten gibt, musste hier wohl eine deutliche Abgrenzung erfolgen. Die Traumatisierten können so sanft zurück in den Körper und damit ins Hier und Jetzt geholt werden, dürfen sich beobachten ohne handeln zu müssen. Studien bestätigen, dass man mit Yoga als begleitender Therapie oder Yogatherapie wirkungsvoll psychische Störungen behandeln kann: Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen, aber auch Bluthochdruck, Anspannung und Nervosität.

Veränderungen des Traumas über den Körper

Was ist ein Trauma? Die traumatisierte Person war betroffen oder wurde Zeuge von Gewalt, sexueller Gewalt, Tod, Bedrohung, einer Unfallsituation, wurde ernsthafte verletzt oder drohte verletzt zu werden. Fand der Körper keinen Ausweg, fühlt er sich ohnmächtig und ausgeliefert, dann spaltet er aus Schutz einen Teil ab (Dissoziation). Das Trauma steckt nicht nur in den Erinnerungen, sondern auch im Körper fest, und kann durch Triggersituationen immer wieder alte Empfindungen abrufen. Das kann sich für den Patienten wie eine reale Bedrohung und Wiederholung der Situation anfühlen. Trauma ist eine Stresssituation, die im Körper stecken geblieben ist, weil der Mensch nicht fliehen oder sich wehren konnte. In einer Triggersituation gibt es für den Traumatisierten zwei Handlungsmuster: Erstarrung, Taubheit und Ohnmacht oder Nervosität, Schlafstörungen, Herzrasen: Es ist ein Wechsel aus Über- und Untererregung.

Trauma & Yoga

Auch wenn das einem nahen Verwandten oder Freund zugestoßen ist, können Menschen unter einer posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) leiden. Das muss man verstehen, wenn man mit Yoga-Übungen Menschen, die Traumata erlebt haben, helfen möchte. Mögliche Symptome muss man erkennen und sich ihren Bedürfnisse widmen können. Dazu sollte man sich vorher als Yogatherapeut ausbilden lassen oder mit einem erfahrenen Psychotherapeuten zusammen arbeiten. Mit den Körper- und Atemübungen des Yoga kann man sich diesen Empfindungen nähern und herausfinden, wann das Gefühl sich ändert. Über den Atem kann das Befinden gut beeinflusst und erforscht werden. Ruhige und langsame Atmung signalisiert dem Gehirn, dass der Mensch in Sicherheit ist, und entspannt den Körper. Umgekehrt verhält es sich mit hektischer Atmung.

Wie sollte traumasensitives Yoga sein?

Da Traumatisierte sich oft nicht fühlen können, würden sie sich im „normalen“ Yoga-Unterricht über- oder unterfordern, es dem Lehrer recht machen wollen oder zu lange in einer Haltung bleiben. Durch Korrekturen, verbal oder durch Handauflegen, können sie ihren Schutzraum nicht aufrecht erhalten. Das könnte zu einem Trigger werden. Auch wenn der Unterricht sehr sanft ist, können die Gedanken verrückt spielen und sie könnten dissoziieren: Besser sind einladende Formulierungen wie Angebote, immer mir der Option es anders zu machen zu dürfen und eine Wahlmöglichkeit zu haben. Das größte Geschenk, das Yoga diesen Menschen bereiten kann, ist das Wahrnehmen der Vorgänge und Änderungen der Zustände in ihrem Körperinnern. Dazu gehören beispielsweise Körperwahrnehmung, Schmerzempfinden und auch Gefühle. Sie können sich an ihre Stressreaktionen und den Anstieg einer Erregung herantasten, eine alternative Verhaltensweise finden und sich selbstständig beruhigen lernen.

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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