Was ist die Ausrichtung auf die Unendlichkeit?

Was ist die Ausrichtung auf die Unendlichkeit? Yoga ist eben spezieller als schnöde Gymnastik! Da kann man schon mal klotzen statt zu kleckern!
Lesedauer: 3 Minuten

Inhalte

In manchen Yoga Haltungen soll man sich auf die Unendlichkeit ausrichten. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Reines Bewusstsein, Ursprung

Beim Yoga nimmt man verschiedene Haltungen, Asanas, ein. Mehrere in einer Abfolge nennt man dann Vinyasas. Yoga nennt man auch Meditation in Bewegung: Das bringt zum Ausdruck, dass es überlegte und gut ausgeführte Bewegungen sein sollten. Je nach Schule ist Technik, Ausrichtung oder das Gefühl dabei entscheidend. Allen liegt der Atem zugrunde. Zusammengenommen sind es also Haltungen und Bewegungen im Atemrhythmus, die man konzentriert hält oder ausführt. Also anders als bei der Gymnastik muss man den Geist ebenfalls mit einbeziehen und ausrichten. Dabei sagt ein Lehrer dann vielleicht mal etwas wie: „Richte deinen Blick in die Unendlichkeit.“

Die Ausrichtung auf die Unendlichkeit

Beim ersten Mal habe ich gelacht! Was ist die Unendlichkeit und wie sollte ich mich darauf fokussieren? Das ist natürlich wieder so ein Yoga-Konzept, aber genau das schaut man sich dann an, wenn man diese Aufgabe erhält. Man weitet seinen Blick auf das Absolute, Grenzenlose, statt nur vor sich hinzustarren, und gelangt damit auch in eine geistig-mentale Weite. Das Arbeiten mit den Sinnen bedeutet, man lässt sie nicht herumschweifen und denkt an den Einkaufszettel, man fängt sie ein und kontrolliert sie (Pratyahara). Auch in der Vorbereitung auf die Meditation macht man das. Aber was ist Yoga anderes als die Vorbereitung auf Meditation? Genau! Man zieht die Sinne von außen nach innen zurück. Dadurch werden die innerlichen Sinne, so möchte ich das mal nennen, wie Wahrnehmung und Intuition aktiviert.

Versenken in das Hier und Jetzt

Darüber versenkt man sich in die Haltung: Wahrnehmen im Außen und im Innern, jetzt und hier. Das gelingt zu Beginn vielleicht nur kurz, dann länger. Dadurch wird es möglich, zu sich selbst Abstand zu gewinnen und eine Distanz zu Problemen aufzubauen. Erst durch die Distanz werden Situationen oft klarer. Von sich selbst abgesehen, kann man auf der Metaebene alles andere ebenfalls erfahren: Die Menschen in meiner Umgebung, in meiner Stadt, meinem Land, Kontinent und Welt. Und auch das „Mein“ wird am Ende relativ. In diesem Zustand sind wir dem universellen selbst sehr nahe und erkennen vielleicht, was mit Unendlichkeit gemeint sein könnte. Quantenphysik in Reinform? Ich bin mal etwas provokativ!

Erkennen, was ist: Bewusstsein

Das ist so gar nicht spektakulär im Außen. Es wühlt nicht auf, eher ist man in einer unglaublichen Ruhe, empfindet vielleicht Dankbarkeit oder hat Respekt vor der Schöpfung. Wir entstammen einer gemeinsamen Seele, das kann schon berührend sein! Vertrauen entsteht, Angst nimmt ab, Verständnis und Erkenntnis über alle Wesen im Universum bedeuten, dass man sich gegenseitig mit Freundlichkeit und Liebe begegnen kann und sogar muss. Es ist ein inneres Bedürfnis danach entstanden. Nun ist das Wort Bewusstsein etwas ausgelutscht, aber es trifft den Kern am besten: Wir werden uns bewusst. Das beschreibt Patañjali mit „Sthira sukham asanam“ (Yoga Sutra 2.46): Als Asana verstand man nur den Sitz, man kann es aber auch auf alle Haltungen beziehen: „Der Sitz sei fest/stabil und leicht/entspannt.“ Mit einem festen und entspannten Körperbewusstsein zugleich kann man sich vom Körperlich lösen und den gleichen Prozess mit dem Geist starten: Das nennt man dann Meditation.

Und was dann?

Der Geist erfährt eine ungeahnte Weite, kann sich ausdehnen über die persönlichen Grenzen hinaus. Diese Erfahrung ist wirklich toll, kann aber zu Anfang auch beängstigend sein. Das Relativieren des Ichs kann für das Ego sehr unangenehm sein! Die eigenen Grenzen weichen auf, tröstlich ist die Zugehörigkeit zu allen anderen. Man entspannt immer wieder die Haltung, das Gesicht, den Atem und die Gedanken. Immer wieder und wieder kommt man dabei tiefer und fällt schließlich aus der Polarität oder Dualität in dieses Einheitsbewusstsein oder die Unendlichkeit. Durch die Überwindung der Gegensatzpaare lernen wir aus der Bhagavad Gita, dass man sich von seinen Fesseln befreit (BG 5.3). Man verlässt das Ungleichgewicht, das durch die Gegensatzpaare wie Wunsch und Abneigung (BG 7.27) einstanden ist.

Wenn du Fragen hast, buche gern für einen Austausch mit mir einen kostenlosen Zoomcall. Jetzt buchen!

2 Antworten

  1. Danke sehr informativ. Mache schon viele Jahr Yoga. Mein Physiotherapeut hat mich auf diese spezielle Richtung von Yoga gebracht. Die Ausrichtung auf die Ewigkeit ist sehr schön. Liebe Grüße.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über mich

Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

Aktuelles

Annette Bauer Yoga Xperience. Frühlings Retreat 17. bis 19. April 2026.
Yoga-Retreat April 2026

Tanke im Frühjahr neue Kraft mit Yoga. An verschiedenen Orten in Brandenburg yogen wir in kleiner Gruppe eine Wochenende gemeinsam. Dazu gibt es Spaziergänge, Sauna oder Massagen.

Suche

Weitere Beiträge

Pfütze, Regen, Meno Yoga Kurs Annette Bauer Yoga Xperience

Warum MenoYoga jeder Frau helfen kann

MenoYoga für die Wechseljahre: Damit du auf die eventuell stürmische Zeit gut vorbereitet bist und in dieser Phase Oberwasser behältst.
Buch, Karten, Tasse Orakeln Rauhnächte Spiritualität Annette Bauer Yoga Xperience

Rauhnächte, Orakelkarten & spirituelle Ratgeber 2025

Orakelst du auch gern zu Halloween und durch die Rauhnächte? Ich stelle heute einige Orakelkarten und spirituelle Ratgeber vor.
Frau, Yogamatte, Buch Rezensionen im Oktober: Buchtitel zu Yoga, Anatomie & Nerven Annette Bauer Yoga Xperience

Rezensionen im Oktober: Buchtitel zu Yoga, Anatomie & Nerven

In meinen Rezensionen im Oktober stelle ich dir Buchtitel zu Yoga, Anatomie und neuronalem Training vor. Sehr spannend!