Journaling oder Morgenseiten

Was ist der Unterschied zwischen Journaling & Morgenseiten? Das eine ist eine Kreativtechnik, das andere unterstützt uns, unsere Ziele zu klären.
Lesedauer: 3 Minuten

Inhalte

Das neuartige Journaling ist nichts anderes als das Tagebuch- oder Morgenseitenschreiben. Was ist das eine, was das andere? Schauen wir uns das mal näher an.

Alles raus, was keine Miete zahlt!

Die sogenannten Morgenseiten habe ich durch Julia Camerons „Der Weg des Künstlers“ kennengelernt. Sie ist Künstlerin und Trainerin für Kreativität und verfasst Bücher. Ihr Buch fand ich sehr anregend und habe daraufhin tatsächlich etwa ein Jahr lang morgens drei Seiten im Halbschlaf vollgekliert. Wie geht das? Man setzt sich direkt nach dem Aufstehen hin und schreibt drei Standard-A4-Seiten voll. Träume, Gedanken, einfach alles, was rauswill. Die Autorin sagt selbst: „Nichts ist zu unbedeutend, zu albern, zu dumm oder zu skurril, um aufgeschrieben zu werden.“ Es geht nur darum, in den Fluss des Schreibens und damit in die Kreativität zu kommen. Fließen, Flow, ist wichtig für jedes Lebewesen, Stagnation ist der Tod.

Themen, Träume, Fragen

Welchen Nutzen das hat, kennt, wer früher ein Tagebuch geführt hat. Man hat sich etwas von der Seele geschrieben, wenn man es niemandem sonst anvertrauen wollte. Meine eigenen Tagebücher habe ich vor ein paar Jahren entsorgt und vorher natürlich noch mal quer gelesen: Interessant waren die wiederkehrenden Themen (gähn!). Aber dann ist ja auch die Pubertät nicht wirklich spannend von außen, sondern einfach sehr anstrengend für alle Beteiligten. Nur mal so nebenbei: Teeny Yoga soll helfen, hatten wir damals aber nicht. Seufz! Heute sind meine Themen kaum anders gelagert, ich würde aber sagen, ich kreise einfach auf einem anderen Level um den gleichen Mist: Wer bin ich? Muss ich mir das bieten lassen? Wohin gehen wir nach dem Tod? Träume sind jedoch oft sehr spannend. Oft vergisst man sie sehr schnell. Durch das Schreiben von Morgenseiten sind mir einige erhalten geblieben.

Journaling oder Morgenseiten zur Selbstreflexion

Auch beim Journaling geht es um die Erforschung des Innern und den Zugang zum kreativen Potenzial. Die Idee kommt aus der Positiven Psychologie, bei der man Stärken betont und nicht auf den Schwächen herumreitet, die ausgebügelt werden müssten. Beim Journaling klärt man seine Wünsche, legt Ziele und Zwischenschritte fest. Das allerdings nicht im morgendlichen Tran, sondern eventuell durch Meditationen zur Klärung und dann sehr fokussiert in der Planung einer Strategie. Das Wesentliche kann vom Unwesentlich besser unterschieden werden (Viveka im Yoga) und man kann fokussierter zur Tat schreiten. Es gibt aber auch wesentlich andere Bereiche wie Loslassen, Vergebung und Ängste/Schatten verstehen und integrieren. Das dient der Persönlichkeitsentwicklung durch Selbstreflexion (Svadhyaya im Yoga). Auch Journaling sollte man regelmäßig und über einen längeren Zeitraum praktizieren (auch wie im Yoga). Es werden ebenfalls Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse festgehalten. Wozu? Um dem Glück auf die Spur zu kommen.

Und wie wirkt das aufs Gehirn?

Denken ist weniger entscheidend, es geht vielmehr um den physischen Aspekt des Schreibens mit einem Stift auf Papier. Benutzt man die rechte Hand, wird die linke Seite des Gehirns, die für das analytisch-rationale Denken zuständig ist, aktiviert. Die rechte Gehirnhälfte hat dadurch Heimfreizeit und wird kreativ, intuitiv, wild und frei! Das Denken steht der Schöpferkraft einfach viel zu oft im Weg! Also, finden Sie doch einfach mal heraus, was sie alles erschaffen können, wenn Sie Ihrer rechten Gehirnhälfte frei Bahn lassen. Wichtig: Unzensiert wie beim Brainstorming. Nur dass man beim Brainstorming leider nur auf bekanntes Denken und bewährte Lösungen kommt. Man muss in den meditativen Zustand (Yoga) gelangen, um auf die Metaebene zu gelangen und Neues kennenzulernen. Doch davor fürchtet sich das Ego ja leider und tut alles, damit wir das gar nicht erst anfangen. Zu blöd!

Spiritualität ins Leben holen

Der Schritt in die Selbstermächtigung bedeutet, sich seinem Inneren zuzuwenden und dort die Lösungen zu finden. Beim Journaling und den Morgenseiten finden wir (über eine längere Zeit) schnell und leicht den Zugang zu Spiritualität: Kreativ sein heißt anzuerkennen, dass es etwas Höheres gibt, das man anzapfen kann. Es fließt durch einen hindurch, man selbst ist nicht die Quelle, sondern man dockt „nur“ an sie an. Das muss man aber erst mal können. Um in den kreativen Flow zu kommen, gibt es ein paar Tipps:

Morgenseiten

  • Legen Sie am Abend alles bereit
  • Schreiben Sie direkt nach dem Aufstehen
  • Sie benötigen für drei Seiten etwa 15 bis 20 Minuten, je nachdem wie gewohnt Ihnen das Schreiben ist
  • Schreiben Sie mit der Hand, hierbei geht es schließlich um die Kreativität!
  • Inhalt und Rechtschreibung sind wichtig
  • Kommen und bleiben Sie im Fluss (nicht absetzen, nicht nachdenken)
  • Lesen Sie Ihre Texte in den ersten drei Monaten nicht noch einmal durch
  • Es muss zur Routine werden wie das Zähneputzen (das machen Sie doch?)

Journaling

  • Legen Sie am Abend alles bereit
  • Legen Sie sich ein schönes Buch zu
  • Schreiben Sie morgens und abends jeweils ein paar Minuten in Ihr Journal, das ist weniger zeitaufwendig und zielgerichteter
  • Die Themen zur Selbstreflexion können vorher festgelegt werden: Ziele, Wünsche, Dankbarkeit, Selbstliebe, Achtsamkeit, Affirmation, worauf man sich am Tag freut am Morgen und was nicht so gut am Tag gelaufen ist am Abend etc.
  • Die letzte Frage des Tages: Was hätte ich heute besser machen können? Indem man die bessere Variante im Kopf noch mal durchspielt, vergrößert man fürs nächste Mal den Handlungsspielraum
  • Wenn du mit mir Kontakt aufnehmen möchtest, buche gern für einen Austausch mit mir einen kostenlosen Zoomcall. Jetzt buchen!

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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