Beobachter & Zeugenbewusstsein

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Als Patañjali das Yoga Sutra schrieb, flossen auch viele Ideen der Lehre Buddhas ein. Beispielweise der Beobachter und das Zeugenbewusstsein. Worum geht es dabei?

Abstand zum Problem finden

Im Zustand des Beobachters schafft man Abstand zu dem, was einen bindet, in Rage bringt oder das man besonders liebt. Innere Probleme werden aufgearbeitet und alle Gedanken neutralisiert. Das geht leider nicht einfach so mal eben. Man muss üben, üben, üben. Das Ergebnis lohnt sich! Dabei darf man jedoch keine Distanz zwischen sich und das Problem bringen, sondern muss durchlässig werden. Dieser feine Unterschied ist wesentlich, ansonsten steht man gleichgültig dabei und lässt das Leben leidend an sich vorbeiziehen. Es ist nicht egal, jedoch leidet man nicht in im Zeugenbewusstsein, da man seiner Abhängigkeiten gewahr wird. Man beobachtet die Gefühle in oder hinter den Gefühlen, den Körper im Körper. Wie geht das praktisch?

Den Körper im Körper beobachten

Man nennt dieses Vorgehen das Zeugenbewusstsein, den Beobachter oder Seher. Jeder kann es entwickeln. Dabei beginnt man immer bei dem was ist, beim Ego-Bewusstsein. Über die Yoga-Praxis geht man beispielsweise in eine Haltung, verweilt darin und verbindet sich mit dem Atem. Die äußere Haltung ist dann die Dehnung oder Drehung oder Kraft, die man aufwendet. Die innere Haltung ist meine Geisteshaltung. Kann ich durch Atmen einen Punkt erreichen und ausdehnen, den ich in mir vorher nicht vorstellen konnte? Gemeint ist eine innere Haltung oder eine bestimmte Verfassung des Bewusstseins.

Das Ego überwinden?

Zeugenbewusstseins gibt es im Christentum genauso wie im Buddhismus, im Sufismus oder Hinduismus. Durch Meditation, die innere Einkehr, erhält man dieses Bewusstsein. Ist man mit äußeren Ereignissen beschäftigt, kann man sich nicht auf seinen Geist konzentrieren. Schließt man jedoch die Augen, wird man der Bewegungen des Geistes gewahr, kann sie beobachten. So wird man Zeuge von ganz viel Ablenkung und Geplapper des Geistes, Erinnerungen oder Plänen für die Zukunft. Darf ich vorstellen: Das ist Ihr Ego-Bewusstsein. Meine Güte, herrscht im Kopf eine Unruhe! Da lassen sich viele doch lieber von außen ablenken. Das große Ereignis, dass man durch die Beobachtung erlangen kann, ist Ruhe. Sie stellt sich nach einiger Zeit ein. Man kann sich in diese Stille hinein entspannen und die Ruhe im Auge des Orkans genießen. So kommt ganz im Hier und Jetzt an. An diesem „Ort“ kann man viel heilsamere Entscheidungen treffen als anderswo.

Beobachter & Zeugenbewusstsein

Wie gelangt man nun an diesen entspannten Ort im Alltag: Setzen Sie sich ruhig auf einen Stuhl, in einen bequemen Sessel oder in den Schneidersitz auf dem Boden. Sie sollten für ein paar Minuten bis zu einer halben Stunde aufgerichtet sitzen können. Dann schließen Sie die Augen und nehmen einfach nur zur Kenntnis, was der Geist so alles erzählen möchte. Wenn Sie das ein paar Mal für fünf Minuten oder länger gemacht haben, sagen Sie den Stimmen: „Jetzt nicht. Ich werde mir später für Dich Zeit nehmen.“ Und das immer wieder, wenn neue Gedanken entstehen. Lassen Sie also Ihre Gedanken wie Wolken vorbeiziehen und beobachten Sie sie still. Bleiben Sie dabei in einer freiwilligen Intensität, mit Disziplin.

Der Blick nach Innen

So tritt man einen Schritt vom Geschehen zur Seite und wird zum Zeugen der eigenen Gedanken. Man hebelt sogar den inneren Kritiker aus und wird wohlwollender mit sich und anderen. Erreicht man den Zustand der Neutralität, ist man im Zustand des Zeugenbewusstseins oder des reinen Gewahrsein. So bekommt im Alltag viel besser mit, wann man sich in seinen eigenen eingetretenen Pfaden (Samskara) bewegt. Man bewertet nicht mehr, trifft die richtigen Entscheidungen (gutes Karma) und findet letztlich dadurch den Weg zur Befreiung des Geistes (Moksha).

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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