Mantras gelten als direkter Weg zur Befreiung. Ob man ein Sanskrit-Mantras kennt und täglich mehrmals wiederholt, oder ob man sich ein eigenes Lied wählt, ist egal: Singen ist gesund und hilft beim Stressabbau. Dabei kann man unter der Dusche singen und stört niemanden, wenn man falsch singt. Schöner als unter der Dusche zu singen, ist es aber in einer Gruppe mit Gleichgesinnten.
Ich singe laut, falsch und gern!
Nun mag nicht jeder Singen. Im Yoga-Unterricht trauen sich Anfänger oft nicht oder ihnen erhellt sich der Sinn nicht, zumal die Mantras ins Sanskrit für uns nicht verständlich sind. Was singen wir denn da ohne zu wissen, was es bedeutet? Meistens ruft man Götter an, die gewisse Eigenschaften in uns fördern sollen: Beispielsweise die liebende Hingabe von Hanuman, Klarheit und Kreativität von Shiva, Wissen und Weisheit von Saraswati und so fort. Das kann man vergleichen mit der Anbetung der Heiligen in der katholischen Kirchen, von ihnen wünscht man sich auch Heilung oder Weisheit durch ihre besonderen Eigenschaften.
Ohne Umwege zur Befreiung: Mantras
Entweder erhält man ein Mantra von seinem Yoga-Lehrer, wie das in alter Zeit in Indien üblich war. Oder man findet ein Lied oder eine Textzeile, die zu einem passt. Für mich war es eine zeitlang der Satz „Wer weiß, wozu es gut ist“, den ich mir immer selbst gesagt habe. Heute ist es eher mal das Lied „Que sera, sera, what ever will be, will be“. Das kann ich wunderbar laut unter dem Motorradhelm singen und werde dabei ganz offen und neugierig auf meinen Tag. Es macht mich auch gelassener, nicht alles so bierernst zu nehmen, denn wer weiß, was morgen oder in fünf Jahren ist? Aber auch ein Mantra in Sanskrit kann, ohne dass man den Text kennt, auf einen wirken. Allein mit der Silbe OM kann man es an sich selbst ausprobieren. Was passiert, wenn Sie OM für zwei Minuten hintereinander tönen? Finden Sie Ihre Tonlage, schließen die Augen und spüren, was der Klang im Körper bewirkt.
Heilige Mantras beruhigen den Geist
Mantras entfalten anders als die uns bekannte Lieder ihre Wirkung dadurch, dass sie immer wiederholt werden und den Geist beschäftigen. So kann man beim Tönen nichts anderes denken, bis es zu einem Rauschen wird. Man singt immer weiter, wie eine Welle die unaufhörlich auf den Strand läuft: Wie die Welle den Sand glättet, beruhigt das Mantra den Geist. Wenn tibetische Mönchen ununterbrochen OM tönen, verfällt man allein beim Zuhören in eine Art Trance. Das ist eine prima Vorbereitung zur Meditation oder sogar die Meditation selbst und hat sogar einen eigenen Namen: Nada Yoga. Wem OM zu fremd ist, kann auf O oder A eine Zeit lang tönen und erreicht auch diesen Zustand.
Unter der Dusche singen oder im Chor?
Wer es weniger förmlich und heilig mag, kann einfach in jedem freien Augenblick sein Mantra singen, sprechen oder lautlos denken. Je nach Mantra gilt, wenn man es eine Million mal wiederholt, indem man es tönt, sagt oder denkt, gelangt man zur Erlösung. Das ist doch toll, ohne etwas anderes zu tun als täglich unter der Dusche, im Auto bei der Fahrt zur Arbeit oder vor dem Einschlafen das Mantra zu intonieren, wird man befreit, ein Jivamukti der Moksha erlangt. Wer nicht daran glaubt, verschönt sich dennoch mit Singen jeden Tag. Inzwischen gibt es mehr als 1500 Chöre in Berlin, da sollte doch für jeden etwas dabei sein. Zumindest kann man es sich als guten Vorsatz nehmen, da Singen in jeder Form Stress abbaut und die Gemeinschaft fördert. Ein wichtiges Puzzleteil gegen Burnout.