Selbstbezug verloren, Sisu soll helfen

Vielen Menschen haben keinen Selbstbezug. Sie suchen ihn außen, in der Spiritualität, im Yoga oder in "Sisu" – das finnische "Hygge".
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Das Wort „Hygge“ kommt aus dem Dänischen und bedeutet in etwa Gemütlichkeit. Jetzt soll uns Sisu aus Finnland auf die Sprünge helfen. Das Buch von Katja Pantzar „Sisu“ bringt uns innere Stärke näher.

Wo ist die deutsche Gemütlichkeit?

2016 war das gemütliche Hygge und hyggelige total im Trend. Es kommt aus dem Dänischen und ist bereits in den Duden aufgenommen worden. Wir scheinen es bitter nötig zu haben, obwohl die deutsche Gemütlichkeit früher doch sprichwörtlich war. 2017 kam das schwedische Lagom für das richtige Maß, gerade genug und Nachhaltigkeit dazu. Auf diesen Trend mit nordischen Wörtern, Lebensstilen und Einrichtungsgegenständen, die genau diese Gefühle transportieren sollen, springen die anderen Länder auch auf:  Sisu steht für Mut, Ausdauer und innere Stärke. Reichen unsere Wörter nicht mehr aus oder sind wir einfach nicht mehr so gemütlich und stark und haben den Lagom-Blick auf Wesentliche verloren?

Von Skandinaviern lernen…

…heißt offenbar Leben leben lernen. In unserer überreizten und durch Burnout gebeutelten Gesellschaft, sind uns Abstand und Geborgenheit abhandengekommen. Deshalb suchen viele Menschen in Ratgeber Büchern, den Weg zurück zu sich Selbst. Nach den Dänen und den Schweden, die jährlich auf den oberen Rängen des Glücksindex rangieren, war es 2018 Finnland. Welche Konzepte hat Finnland zum glücklichen Leben anzubieten? Anders als Gemütlichkeit und Maßhalten kann man mit Sisu wieder lernen, ein gesundes Maß an Selbstbezug zu finden: Ausdauer und Stärkung der eigenen Energie führen zu einer gesunden Resilienz. Sie bleibt aber nicht egoistisch auf sich selbst hängen, sondern steuert mit sozialer Aktivität und Engagement dagegen. Der Mensch hat das Gefühl für die natürliche Regulation verloren. Wie soll also Sisu das funktionieren?

Bewegung, Sauna, Natur

Springen Sie doch einfach mal in einen eiskalten Seen. Das schärft die Sinne. Wohlfühlen mit regelmäßiger Bewegung (warum nicht mal Yoga?) und Saunieren. Zur Entscheidungsfindung gelangen Sie, indem Sie auf Small Talk verzichten. Lassen Sie die Schwätzer stehen und wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht! Wenn Ihnen das zu krass ist, können Sie auch mit sisuesken Hautpflegeprodukten aus Kiefernrinde und Birkensaft stärken. Was es alles gibt! Hört sich wie die üblichen Ratgebersprüche an, hat aber einen interessanten Kern: Land und Leute sind sicherlich durch Kälte und Dunkelheit anders abgehärtet und vielleicht auch maulfauler als die Südländer. Trotzdem geht es um Zufriedenheit, die man in sich selbst hervorrufen können sollte. Das haben wir einerseits verlernt und andererseits sind die Bedingungen in diesen Ländern über sehr lange Zeit geschaffen worden. Die Gleichberechtigung in Dänemark oder die soziale Gerechtigkeit in Schweden sind Erfolge von langer harter Arbeit der Bürger und Gewerkschaften. Da muss man jetzt nicht in National-Romantik abgleiten und nicht nur zu Hause Kerzenziehen.

Die finnische Weltsicht und Yoga

Man muss also das eine vom anderen trennen, um an die schlauen Konzepte von Sisu zu gelangen: Die Welt ist ein grausamer Ort, nur die Hoffnung hält uns aufrecht. Die Anerkennung des Ist-Zustandes bedeutet (genau wie beim Yoga) für Skandinavier ein großes Maß an Klarheit und führt sie zur Unterscheidungsfähigkeit. Aus diesem Blickwinkel gewinnt man Abstand, kann sich über kleine Dinge freuen, übertreibt es nicht mit der Verwendung von Ressourcen (Kiefern wachsen ja auch locker nach) und hilft seinen Mitmenschen. Im Buddhismus kennt man sie unter den Brahmaviharas. Man kann also mit diesen Konzepten genauso arbeiten und hilft seiner Persönlichkeitsentwicklung auf die Sprünge. Wie im Yoga geht es aber eben nicht um Selbstoptimierung, sondern darum, das eigene Potenzial zu entwickeln, um Disziplin und Loslassen.

Selbstbezug verloren, Sisu soll helfen

Katja Pantzar lebt in Finnland und stellt in ihrem Buch „Sisu“ die besonderen Merkmale der Finnen vor: Mut bewahren und auf die innere Stärke vertrauen. Wissenschaftlern, Aktivisten und Freunde kommen zu Wort, um uns über die nordische Lebensweise näherzubringen und Sisu zu „erwecken“: Bewegung wie Radfahren, gesunde Ernährung und Naturtherapie, Sauna und Eisbaden. Es ist eine einfache Lebensweise und bringt uns zurück zu den Wurzeln. Nichts wirklich Neues wird präsentiert, die launige Weise, wie sie schreibt, macht aber Lust auf das Buch und Dinge auszuprobieren. Vor allem sind die Vorschläge leicht in den Alltag zu integrieren und viele dieser Tipps können sogar helfen, einer Depression vorzubeugen. Die Autorin liefert Zahlen, Daten und Fakten und hat Experten befragt. Die Waldtherapie beispielsweise erinnert auch an das japanische Waldbaden, scheinbar also ein weltweiter Trend.

Umsetzung der Anregungen

Das ist ja oft das größte Problem bei beispielsweise einer Ernährungsumstellung oder einer neuen Sportart. Ich jedenfalls war gleich in der Sauna. Es hat eine unglaubliche Wirkung, etwas für sich selbst einfach zu tun: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Erich Kästner. Der Mensch besteht aus Körper und Psyche, die erkranken können. Das Selbst jedoch zu jeder Zeit vollkommen und gesund. Deshalb ist es so wichtig, die Verantwortung für sich zu übernehmen. Denn: „Zukünftiges Leid kann vermieden werden.“ (Yoga Sutra, II.16) Dazu muss man nicht über die Vergangenheit nachgrübeln, sondern auf den Augenblick konzentrieren. Wie handle ich jetzt und welche (Aus-)Wirkung hat es auf mich und andere? Deshalb ist nicht der neue Trend oder neue Gesundheitsregeln entscheidend, sondern der Blick auf den ganzen Menschen und sein inneres Gleichgewicht. Maßhalten, Achtsamkeit und den Geist zur Ruhe bringen sind zentrale Bestandteile von Hygge, Lagom, Sisu und von Yoga!

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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