Glücklich sein und das Leben in vollen Zügen genießen, so sollte es doch sein. Warum scheint einem immer etwas zu fehlen? Gefühle von Leere und Mangel entstehen aus unbewussten Handlungen und Unachtsamkeit. Wie gelingt ein leidenschaftliches Leben ohne Leiden?
Leidenschaftlich leben
Leiden soll durch Religionen, Meditation oder Yoga überwunden werden. Trotzdem möchten wir sie mit jeder Faser unseres Körper spüren: Leidenschaft. Manche möchten sogar leidenschaftlich Yoga üben. Wieso wollen wir Menschen immer etwas, dass uns Kummer bereiten (kann)? Sicherlich weil wir uns dann lebendig fühlen, weil es zum Menschsein und Erfahrung-Machen dazu gehört. Nichts bleibt einem an Unglück, Verlust und Schmerz erspart, doch ziehen sich viele durch Enttäuschungen zurück. Sie verbittern oder verzweifeln am Leben. Macht man sich das Kommen und Gehen der Gefühle klar, kann man Abstand gewinnen. Es stellen sich Ruhe und Entspannung ein, auch wenn man leidenschaftlich leben möchte. Mit einer sinnvollen inneren Einstellung ist das alles möglich.
Glücklich sein
Was ist Glück? Wie findet und behält man es? Ist man in einem guten Kontakt mit sich selbst, kann man ein fließendes Gefühl wahrnehmen, ein Strömen von Freude. Glück ist nicht hohles Vergnügen und es entsteht nicht nebenbei und sorglos: Es geht um die Bedeutung, die wir einer Sache geben, und ob wir Dankbarkeit empfinden können. Dazu muss man Achtsamkeit entwickeln und sich immer wieder klar machen, was man hat (und nicht immer danach schielen, was man nicht hat). Wer für die kleinsten Dinge im Leben aufmerksam ist und Dankbarkeit empfinden kann, gehört zu den glücklichen Menschen. Nichts ist selbstverständlich: Früher sind die Leute nur 40 Jahre alt geworden. Immer wenn ich mich alt fühle, beglückwünsche ich mich, dass ich älter als 40 sein darf. Jeder Tag wird dadurch zum Geschenk!
Sich selbst verstehen
Bei der ganzen Sinnsuche geht es darum, sich selbst besser zu verstehen. Man kann es nicht in einem Workshop an einem Wochenende erlernen, es ist eine lebenslange Aufgabe. Und das ist auch gut und richtig so, denn wenn wir beginnen, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen, stimmt etwas nicht. Wir werden unachtsam und machen Fehler, wundern uns, wieso wir nicht mehr glücklich sind. Aus der Achtsamkeit herauszufallen ist nicht schlimm, man muss nur jeden Tag weiter machen. Das ist meiner Meinung nach das ganze Geheimnis. Beispiel: Lasse ich meine Rückenübungen schleifen, bekomme ich früher oder später Schmerzen oder sogar einen Hexenschuss. Das ist so, ich habe es leidvoll (Dukha) erfahren. Bleibe ich diszipliniert und demütig dabei, geht es mir besser. Genauso ist es im achtsamen Umgang mit anderen Menschen, auch bei der Arbeit, im Straßenverkehr und beim Einkaufen. Warum sollte es sich mit den glücklichen Situationen im Leben anders verhalten?
Mitgefühl entwickeln
Früher erfuhr man durch Religion und Kirche, was gut und richtig ist, es gab eine anerkannte Ethik. Viele lehnen heute Kirche und Religion ab, das ist ihr gutes Recht, allerdings fehlen dann leider oft die Grundwerte für ein glücklichen Leben. Ohne Mitgefühl (Maitri) wird das Leben schal, aber auch Religion ohne Mitgefühl ist sinnlos. Also kann Mitgefühl als Grundwert unabhängig von Kirch und Religion gewertet werden. Macht man Mitgefühl für sich und andere zum Lebensprinzip, hat man den Anfang des Weges zum Glücklichsein gefunden. Dazu kommen noch Vergebung und die innere Disziplin oder Verpflichtung zu Wahrhaftigkeit (Satya). Aber selbst das reicht nicht, wenn man seinem Leben keinen Sinn gibt. Jeder Mensch braucht eine Aufgabe und eine Richtung, um ein erfülltest Leben zu führen. Ist unser Leben stimmig, sind wir glücklich.
“Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein.” Voltaire