Beide haben sich beeinflusst, ja sogar die gleiche Wurzeln, und unterscheiden sich doch in grundlegenden Dingen: Werfen wir einen Blick auf Buddhismus und Yoga.
Yoga ist keine Religion
Der Buddhismus hat ebenso wie der Yoga seinen Ursprung in Indien. Die viertgrößte Religionsgemeinschaft soll bis zu 500 Millionen Anhänger weltweit haben; die Hälfte davon allein in China. Der Begründer der Lehre ist ein Fürstensohn, der um 500 vor Christus lebte: Siddhartha Gautama nannten man später, nach seiner Erleuchtung, Buddha, der Erwachte. Seine Erkenntnisse erlangte er schlussendlich durch tiefe Meditation: Das Leben bedeutet leiden, aber durch die vier edlen Wahrheiten ist es einem möglich, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen. Sein besonderer Verdienst war es, nicht den Weg der Extreme zu lehren, sondern den mittleren Weg: Das Gute zielt immer durch die Mitte. Als Buddhist folgt man den drei Juwelen: Man sucht Zuflucht bei Buddha, folgt der Lehre (Dharma) und ist Teil einer spirituellen Gemeinschaft.
Gesellschaftliche Ethik
Auch im Yoga geht es grundlegend darum, sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu befreien, zu erlösen (Moksha, Mukti). Es gibt ebenfalls die Gemeinschaft (Sangha), doch Dharma steht dabei für “Lebensaufgabe” oder auch gesellschaftliche Ethik. Der Yoga-Weg folgt ebenfalls dem Pfad der Erkenntnis über Meditation, ähnlich dem Buddhismus. Allerdings ist Yoga keine Religion, man folgt einer freiwilligen Intensität, einer Disziplin von innen heraus. Wobei das wiederum auch bei den Buddhisten so ist. Es ist nicht so einfach die Unterschiede zu verstehen. Wir müssen also tiefer suchen.
Unterschiede von Buddhismus und Yoga
Beide Gedankengebäude lassen sich zurückverfolgen auf die Veden, das erste überlieferte Wissen der Menschheit. Das Problem des Getrenntseins, der Dualität wird dort schon thematisiert. Der Yoga sieht im Brahman oder Atman göttliche Prinzipien, in Purusha das höhere Selbst. Der Buddhismus hingegen lehnt diese beiden als Gedankenkonstrukte ab. Genauso verneint er die Existenz einer göttlichen Kraft, der man sich im Yoga durch Hingabe überantwortet (Ishvara Pranidhana). Im Buddhismus gibt man sich der Leere hin, denn alles andere ist vergänglich.
Gemeinsamkeiten von Buddhismus und Yoga
Was beiden philosophischen Systemen gemeinsam ist, ist die Lehre des Karma, Handlung und Auswirkung dieser Handlung. Man möchte durch meditative Techniken das Ego/ich überwinden, um den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen. Beide Disziplinen folgen einer ähnlichen Ethik. Beides sind Erfahrungslehren, der Weg dorthin führt über Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Das Hinterfragen und Überprüfen des Gehörten wird durch eigene Erfahrungen verifiziert (oder widerlegt). Ähnlich den Yamas und Niyamas im Yoga kennt man im Buddhismus die fünf Silas: Kein Lebewesen töten oder verletzen (Ahimsa), Nichtgegebenes nicht nehmen (Satya), keine unguten sexuellen Beziehungen pflegen und sich im rechten Umgang mit den Sinnen zu üben (Brahmacharya), Nicht zu lügen oder schlecht zu reden (Asteya). Und der fünfte Punkt gehört im Yoga zu Reinheit: Das Bewusstsein soll nicht durch berauschende Mittel getrübt werden.
Danke für diesen Beitrag! Ich bin sowohl von Yoga als auch vom Buddhismus fasziniert und hab schon oft darüber nachgedacht, wo beides zusammenhängt. Wobei ich mit diesem “göttlichen Prinzip” aus dem Yoga persönlich mehr anfangen kann als mit dem Konzept der Leere aus dem Buddhismus. Ich glaube, es ist auch wirklich verdammt schwer, “Leere” zu begreifen …
In der tat, das finde ich auch schwer. Danke für Deine Meinung!