Atman

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Die Weltenseele Brahman und das individuelle Selbst Atman gehören in der indischen Philosophie zusammen. Man kann Atman als das individuelle Selbst, die Natur, das Wesen, die individuelle Seele oder die ewige Essenz des Geistes bezeichnen.

In den Upanishaden

Die Bedeutung für Atman hat sich über die Jahrhunderte etwas gewandelt. In den Upanishaden bezeichnet Brahman die Seele des Kosmos und Atman ist die Entsprechung im Selbst. Die Lehre der Upanishaden ist also darauf ausgerichtet, dass man in seinem Leben die Einheit von Atman und Brahman erkennt. Man verbindet sich immer über den Atem mit der kosmischen Weltseele, denn Atman ist ebenso die Sprachwurzel für Atem: Der Geist, Spirit oder Atem (des Atman) ist in jedem enthalten und nicht vom kosmischen Brahman getrennt.

Im Vedanta

Im Advaita Vedanta als Nachfolge der Upanishaden, gibt es keine Dualität mehr und Atman wird gleichgesetzt mit Brahman: Die individuelle Seele ist mit der absoluten oder der Weltseele eins, sie bleibt von Gedanken oder Sinneswahrnehmungen unbeeinflusst; man ist nicht getrennt vom großen Ganzen, sondern ein Teil davon. Das hört sich ähnlich an, ist aber noch klarer: Wir sind alles eins.

Atman ist Sat, Cit und Ananda

Atman ist das innere Universum umhüllt von den fünf Koshas, die ihm Nahrung liefern auf allen Ebenen; er ist Sat, das Sein oder die ewige Identität, ohne Anfang und Ende. Darüber hinaus ist er auch Cit, also erfüllt von Bewusstsein und dem Wissen von sich selbst, das ebenso vor Anbeginn der Zeit im Universum vorhanden war und immer bestehen wird. Als Drittes ist Atman erfüllt von Ananda, der Glückseligkeit über das pure Sein. Im Tiefschlaf erfahren wir die Abwesenheit von Leid, Wünschen und Abneigungen, und das ist Ananda. Buddha hat mit besonders harter Askese versucht, diesen Atman zu finden. Er kam zu dem Schluss, dass es die unzerstörbare Seele nicht gäbe. Das diente ihm als Weg zur Erkenntnis, der Grundlage des Buddhismus.

Der göttlichee Funken

Da hat Buddha recht: Der Sitz der Seele wurde nie gefunden. Manche sagen, er befindet sich im Kopf andere verorten ihn im Herzen, und nach dem Buch “Darm mit Charme” könnte man ihn im Bauch vermuten. Atman ist das spirituelle Element in jedem und allem, der göttliche Funke, der aus einem Fleischhaufen ein Wesen macht, und zwar aus jedem Lebewesen. Deshalb ist es auch merkwürdig, dass wir Tiere versklaven: Jungtiere von uns abhängig machen, sie ausnutzen und missbrauchen und wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben auch noch essen. Natürlich müssen wir essen, aber dabei sollten wir einen so geringen Schaden anrichten wir möglich. Wie wäre es mal, wie Michel Obama es vorgeschlagen hat, drei Wochen vegan zu leben?

Aus Karma in das nächste Dasein

Man kann in diesem Leben Befreiung erlangen, wenn man kein schlechtes Karma erzeugt. Karma ist Nicht-Wissen, also die Unwissenheit (Avidya), wird sie überwunden endet auch das Leid. Das ist die pure Glückseligkeit, also Ananda. Es ist nicht leicht Avidya zu überwinden und deshalb werden die meisten von uns in einem anderen Körper wiedergeboren. Trotzdem muss man es sich immer wieder vor Augen führen und versuchen: Durch die Erkenntnis des Selbst, des Atman im Brahman, kann das Karma beendet werden. Atman ist unsterblich, besteht weiter bis in die Ewigkeit, verbunden mit der Weltseele.

Annette Bauer

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von romana am 9. Januar 2016 um 12:39

    sehr schön. hab ich gern gelesen und für mich ist es genau der grund weitgehend vegan zu leben. unser deutsches wort “atem” hat sich aus atman entwickelt. danke dir vielmals.

    • Veröffentlicht von Annette Bauer am 9. Januar 2016 um 13:11

      Vielen lieben Dank! Freut mich immer, wenn es verständlich ist.

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