Die fünf yogischen Lebensphasen

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Die indische Philosophie unterteilt das Leben eines Menschen in fünf yogische Lebensphasen (Ashramas). Schauen wir uns die Möglichkeiten und Herausforderungen jeder Phase etwas genauer an.

Was ist Phase?

Von der Geburt bis zum Tod durchlaufen wir verschiedene Zustände oder indisch betrachte fünf yogsiche Lebensphasen. Diese sind bei uns biologisch festgelegt:

  1. Kindheit/vorgeschlechtliche Phase und Teenagerzeit
  2. junge Erwachsene
  3. Pflichten und Familienleben
  4. Wechseljahren/Ruhestand und Ratgeber
  5. Alter/Entsagung und Weisheit.

Die indische Philosophie bietet jedoch einen erweiterten Blick auf die Möglichkeiten der verschiedenen Zeiten des Lebens und entsprechend übt man in jeder Phase, jedem Ashrama, unterschiedlich.

Die fünf yogischen Lebensphasen: Kindheit & Jugend

In der Kindheit erkunden wir unsere Möglichkeiten, sind kreativ und erfinden unsere eigene Welt. Lernen ist der Hauptaspekt dieser Lebensphasen: Es fällt noch leicht. Wichtig ist zu dieser Zeit eine ethische und moralische Unterweisung. Mädchen oder Junge ist mit sich selbst beschäftigt, mit der eigenen Sexualität und testet Grenzen aus. Eltern finden diese Zeit mit ihren Kinder schwierig, Kinder ihre Eltern engstirnig. Man lernt Gut und Böse zu unterscheiden und die Konsequenzen des eigenen Handelns zu tragen. Die indische Philosophie nennt die Lernphase Brahmacharya: Kontrolle, Sublimierung, Zurückhaltung und spirituelle Orientierung. Man nutzt die sexuelle Energie, um den vorpubertären Sprösslingen Selbstdisziplin beizubringen. Als Teenager müssen wir mit der Umstellung des Körpers klarkommen, weiterhin ausprobieren und uns definieren. Der Übergang zum jungen Erwachsenen ist fließend bis etwa Mitte Zwanzig und geprägt von mehr Verantwortungsbewusstsein. Zumindest ist das wünschenswert.

Yogaübungen im Kinder- und Jugendalter

Kinder üben viel spielerischer Yoga als Teenager, Erwachsene oder Ältere. Yoga hat sich bereits im Kindergarten als sehr wertvoll erwiesen und es wird in Berlin (woanders sicherlich auch) flächendeckend in Grundschulen erprobt. In der Grundschule praktizieren die Kinder dynamische und abwechslungsreiche Asanas und Pranayama, Tiefenentspannung und den Sonnengruß. Erst bei den Jugendlichen werden längere Halte- und anspruchsvollere Übungen angeboten. Die meisten Schüler können ab etwa 13 Jahren dann schon ganz „normales“ Erwachsenen-Yoga üben.

Familiengründung und Pflichten in der Gesellschaft

Die yogische Philosophie nennt diese Lebensphasen auch die „Phase der Haushälter“ (Garhasthya) und geht davon aus, dass man seinen Platz im Leben gefunden hat: Beruf und Familie sind die Aufgaben, denen man sich stellt. Man übernimmt Verantwortung, gründet eine Familie, eine Firma und übernimmt Verpflichtungen in der Gesellschaft. Das kann auch zu Abhängigkeiten von Besitz oder zu Menschen führen. Der Yogi bleibt davon innerlich frei, ohne seine Verantwortung abzugeben. Er kennt seinen göttlichen Kern, seinen inneren Meister, und sucht sich eine*n Partner*in als entsprechende Ergänzung im Leben. Auch der Beruf wird so gewählt, dass spirituelles Wachstum möglich ist. Yogis haben bei allen Handlungen den Aspekt einer höheren Instanz im Hinterkopf.

Yoga für junge und ältere Erwachsene

Yogaübungen für diese Lebensphase dienen dazu, den Menschen zu entspannen und die Erfahrung von Freude und Gelassenheit zu ermöglichen. Die kindlich-kreative Phase ist zwar vorbei, im Yogaunterricht erforschen wir aber immer unsere Möglichkeiten. Gerade später im Leben ist das wieder wichtig, um Resilienz aufzubauen und dem Alltags-Stress entgegen zu wirken. Die Freude an der Bewegung holt die Teilnehmenden aus dem Denken zurück in den Körper (Yoga citta vritti nirodha). Erste Krankheiten können meist leicht mit Yoga überwunden werden.

Phase des Rückzugs und der Ratgeber

Die letzte Lebensphase ist noch mal unterteilt und stehen unter dem Motto: Annehmen, was ist, und Loslassen. Alles ist erreicht im Außen, der Weg geht jetzt nach innen. Vanaprastha bedeutet Leben im Wald, es ist der Ruhestand, also Rückzug und Verinnerlichung. Mit Gelassenheit kann man jetzt die Jungen unterstützen: Beruflich und familiär als Berater (wenn gewünscht). Wenn nicht, ist man sich selbst genug. Diese Phase wird noch mal unterteilt: 50 bis 80 und ab 80 bis zum Tod. Im ersten Teil stehen die Meisten noch im Berufsleben, sind Ratgeber und Lehrer. Der zweite Teil dient der Reflexion und Meditation, um die universellen Weisheiten zu erkennen. Auch der Blick auf den Tod kann eine Einsicht in die Weisheit des Lebens bieten, die jungen Menschen (noch) verborgen ist.

Yoga für Ältere und Hochaltrige

Ab 50 stellen sich körperliche Einschränkung ein, die nicht mehr so leicht weggehen. Zum einen kann man mit Yoga den Status Quo erhalten und zum anderen annehmen lernen, was sich im Leben jetzt zeigt. Chronische Krankheiten müssen leider als Teil dieser Lebensphase angenommen werden. Mit Yoga geht das durchaus leichter und Verschlechterungen können oft hinausgezögert werden. Yogaübungen dienen dem Energieausgleich und der geistigen Gelassenheit, das Altern mit allen Facetten anzunehmen. Rentner können durch Yoga auch im höheren Alter immerhin noch an ihrer körperlichen und geistigen Flexibilität und Kraft arbeiten und spirituelles Wachstum erfahren. Sie bringen oft die nötige Gelassenheit mit, jungen Menschen sind eher ungeduldig.

Die letzte Lebensphase: Meditation

Die Phase des Sannyasa bereitet das verlassen des Körper vor. Dazu sollte man allein leben, denn nur der Körper vergeht. Die Seele lebt weiter und geht im besten Falle in die Allseele (Brahman) ein. Mit Meditation bereitet man sich auf den Übergang vor und erkennt das Wissen um das wahre Selbst. Man löst sich von alle Anhaftungen, das was einen im Leben gefangen hält, materiell und körperlich. Körperliche Funktionen lassen nach, auch mit Yogaübungen verändern sich nicht mehr großartig. Man lernt spätestens jetzt, Hilfe anzunehmen, wird demütig. Einzig die Meditation wird auf natürliche Art tiefer, Erkenntnis (buddhistisch: Erleuchtung) ist jetzt einfach zu erlangen!

Also: Halten Sie durch! Zum Ende hin wird es nochmal richtig spannend!

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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