Dharana, die Konzentration

Der Yoga-Weg der Erkenntnis folgt dem achtgliedrigen (ashtanga) Pfad des Patañjali: Dharana ist der sechste Schritt und bedeutet Konzentration.
Lesedauer: 2 Minuten

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Der achtgliedrige Pfad nach Patañjali fasst Pratyahara als fünften Schritt auf. Pratyahara ist eher wie ein Übergang auf dem Weg zu tiefer Konzentration, Dharana, dem sechsten Schritt. Was ist also der Unterschied?

Unterschiede oder alles eins?

Die Frage kann man so nicht beantworten, da alle diese Zustände ineinander übergehen können. Das ist sogar wünschenswert: Achtsam gleitet man immer tiefer in den Zustand der vollen Konzentration. Deshalb ist der Rückzug der Sinne schon der Beginn der Konzentration, als solcher wahrnehmbar oder auch nicht. Wenn ich willentlich versuche, mich nicht mehr auf den Atem zu fokussieren, sondern den Fokus ziehen lassen möchte, habe ich es verpasst. Es ist eher ein Zulassen oder Geschehen-lassen als eine Willensanstrengung. Sehr kontrollierten Menschen kann das Angst machen. Wenn man aber immer wieder an dieser Grenze übt, weitet man sie schließlich aus. Yoga und Meditation sollten nicht mit Willen oder Gewalt geübt werden. Was man aber immer braucht, ist Geduld, dann stellt sich der Zustand manchmal kurz und dann immer länger ein, bis man in der vollen Konzentration angelangt ist.

Yogasutra 3.1
Das Bewusstsein auf einen Punkt oder eine Selle zu fixieren ist Konzentration.
(Übetragen von B. K. S. Iyengar in „Der Urquell des Yoga“)

Dharana, die volle Konzentration

Ist man in der vollen Konzentration bei Dharana angekommen, ist das der letzte Schritt zur gedankenfreien Meditation. Diese nennt man im Yoga Dhyana. Dharana ist die Ausrichtung auf einen Punkt, bei der man sich mit einem Objekt oder einer Sache verbindet und mit ihm verschmilzt. Man wird praktische zu diesem Objekt: zu einem Windhauch, einem tiefen Bergsee oder einer Kerzenflamme. Diese einpünktige Konzentration länger als einen flüchtigen Moment aufrechtzuerhalten, ist Schwerstarbeit. Denn der Geist stört diese Konzentration unermüdlich! Den wilden Pferden des Geistes ist laaaangweilig. Man vermutet, dass das Ego große Angst hat, nicht genug beachtet zu werden. Denn man nähert sich in dieser Konzentration dem reinen Bewusstsein. Das ist ein großer Moment und für das Ego ist es die größte Angst: die Angst vor Vernichtung. Aber so schlimm wird es dann gar nicht!

Zustand des Yoga

Einpünktige Konzentration ist wieder eine Art Flow, wie auch schon beim Rückzug der Sinne, Pratyahara. Deshalb meine ich auch, die beiden gehen ineinander über. Bei Pratyahara bekommt man von der Umgebung fast nichts mehr mit, bei Dharana ist man tatsächlich nicht ansprechbar. Man ist so tief in der Konzentration, dass man dieser tiefe Bergsee oder die Kerzenflamme IST. Was interessiert den Bergsee, seine Umgebung? Er IST einfach. Schon wieder pures Sein, aber nicht mehr als denkendes Ich, sondern als etwas anderes. Worte sind hier völlig überflüssig und beschreiben diesen Zustand immer nur unzulänglich. Denn es ist ein SEIN, weder denken noch beschreiben ist da möglich. Aber wozu auch? In diesem Zustand des Yoga verbindet man sich im reinen Bewusstsein mit allem, was ist. Wenn man „zurückkommt“ aus diesem Zustand fragt man sich, was alle so in Wallung bringt! Wie viel Aufhebens Menschen, und ich selbst (!), um manche Dinge machen.

Dharana im Alltag

Im Alltag sollte man das nicht gerade beim Autofahren üben und in Situationen, in den man agieren oder reagieren muss. Eigentlich klar, aber ich sags lieber noch mal! Man nimmt jedoch die Erfahrung, dass man in der Meditation gesammelt hat, also diese Einpünktigkeit und Fokussierung, mit in den Alltag. Das ist nicht nur ein Vorteil zur Selbstoptimierung, sondern eine Kunstform, denn alle acht Glieder des Yoga fließen hier zusammen: Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Nichts-Stehlen, Wandeln im Urgrund, Nicht-Horten, Reinheit, Dankbarkeit, Disziplin, Selbststudium und Abgeben an etwas Höheres als man selbst. Toll!

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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