Ego-Yoga

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Manche Leute betrachten Yoga als etwas Optionales, bei dem man sich jeden Tag neu überlegen kann, ob und was man übt. Aber das ist nur Ego-Yoga. Vielleicht liegt es daran, dass man überall irgendein Yoga machen kann. Dabei ist Yoga eine Disziplin, die auch mit Disziplin geübt werden muss: Mal ein bisschen hiervon und davon, so funktioniert Yoga nicht – es ist eine Lebensweise. Wenn man es nicht mit Einsatz betreibt, wird man nicht erfahren, was Yoga eigentlich sein kann.

Selbstoptimierung im Yoga?

Manche rennen in Yogaschulen, sind dabei unhöflich und abgehetzt, absolvieren “ihre” Stunde, in der sie vielleicht tatsächlich mal zur Ruhe kommen, und stürmen dann wieder weiter. Das kann man dann auch sein lassen und schläft lieber aus, das wäre immerhin yogischer als mit vorgehaltener Yogamatte den Mitmenschen zu zeigen: Du, ich bin  total ausgeglichen, Du! Selbstoptimierung steht ganz hoch im Kurs und Yoga gehört dazu, leider auf Kosten anderer. Aber niemand ist eine Insel! Der eigentliche Yoga wurde vom Lehrer auf den Schüler übertragen, klar, das funktioniert heute bei uns nicht im Einzelsetting. Aber dennoch fehlt ein entscheidender Faktor in fast allen Yogastunden: Demut.

Ego-Yoga

Bei Demut geht es nicht darum, blind einem Guru zu folgen, sondern anzuerkennen, dass man in einer langen Linie von Yoga-Schülern und -Lehrern steht und ein uraltes Wissen vermittelt bekommen. Ohne Lehrer ist das schwer, dann praktizieren wir unsere Ego-Yoga, also die Übungen, die wir sowieso schon gut können. Das bringt uns aber nicht weiter, da wir in unserem eigenen Saft kochen. Mit Anleitung von außen können wir erst unsere Grenzen wahrnehmen und ausweiten, ohne darüber hinauszugehen. Die andere Seite vom Ego-Yoga ist übertriebenes Üben, nicht angemessene oder zu früh praktizierte Techniken wie beispielsweise fortgeschrittenes Pranayama. Man muss durch die ganze körperliche Yogapraxis hindurch, um erst den Körper und dann mit Pranayama den Energiekörper zu reinigen. Erst wenn alles gereinigt ist, könnte man zu geistigen Übungen übergehen. Aber wer von uns lebt schon energetisch rein?

Der innere Weg

Wer möchte sich denn damit in seinem gestressten Alltag auch noch auseinandersetzen? Klar, das geht nicht von heute auf morgen, zuerst muss man an seine innere Einstellung heran, das Ego in Frage stellen. Wie lange probiere ich diesen Weg schon? Macht das, was und wie ich es tue mich glücklich? Wenn das nicht der Fall sein sollte, muss man etwas ändern, um ein anderes Ergebnis zu erhalten. Das sollte die Selbstoptimierung aber nicht im außen sein, sondern ein innerer Weg zu mehr Achtsamkeit. Auch dabei kann Yoga, richtig geübt, eine Anleitung liefern: Yamas und Niyamas helfen bei der Erkenntnis, wenn es nicht ein Lehrer oder Guru tut. Der Weg geht dann weniger über körperliche Übungen als mehr zu inneren Prozessen. Natürlich ersetzt Yoga oder Yogatherapie keinen Arzt oder Psychotherapeuten, kann aber eine sehr gute Begleitung sein.

Annette Bauer

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