Raja Yoga steht neben anderen Yoga-Richtungen für den Königsweg des Yoga. Es geht um die Kontrolle des Geistes, um Meditation.
Beherrschung des Geistes
Neben anderen möglichen Yogawegen wie Karma Yoga, Bhakti Yoga und Jnana Yoga, Mantra Yoga (Singen), Hatha Yoga (Reinigung der Körperhüllen) und Laya Yoga (Auflösung ins höchste Selbst) steht Raja Yoga für die Kontrolle des Geistes. Manche mühen sich auf der Matte als gäbe es kein Morgen mehr. Die Stellung des Todes (Shavasana) und anschließende Meditation bekommt jedoch selten Raum in der Praxis. Dabei ist das die Königsdisziplin des Yoga: Raja-Yoga. Jener, der seinen Geist bezwingen kann, ist ein wahrer Herrscher (Raja=König, Herrscher). Raja-Yoga gilt als der Königsweg des Yoga und wird laut Yoga Sutra mit der Beherrschung des Geistes gleichgesetzt. In der Hatha Yoga Pradipika findet man unter Kapitel 4, Vers 79:
„Es gibt viele Yogis, die Raja-Yoga nicht kennen. Ich betrachte sie als Yogis, die sich ohne Lohn anstrengen.“
Die höchste Disziplin
Raja Yoga zu beschreiben ist nicht leicht, begeben wir uns doch auf den Weg nach innen. Und den muss jeder selber gehen. Was ich beschreiben könnte, wird sich für Sie anders darstellen. Allgemein wird Raja-Yoga als höchste Disziplin gesehen. Man widmet sich der samenlose Meditation oder versucht die perfekte Kontrolle über den Geist und den Atem zu erlangen. Beide Ansätze sind gut, aber lassen den Laien etwas ratlos zurück. Das Ergebnis dieses Meditationsweges soll die Auflösung des Geistes (löse ich mich auf oder was?) und Befreiung (nicht wovon, sondern wohin) sein. Das ist auch etwas von dem man nicht genau weiß, was es ist. Ich versuche es mal mit einer Annäherung:
Der Königsweg: Raja-Yoga
Laut Hatha Yoga Pradipika gelingt Raja Yoga nicht ohne Hatha Yoga und Hatha Yoga nicht ohne Raja Yoga. Das ist doch ein Anfang: Ich bereite mich über die Reinigung der Körperhüllen (Koshas) auf den Raja-Yoga vor. Mit Pranayama beruhige ich den Geist und kläre meine Gedanken. Wenn die Gedanken zur Ruhe kommen, ziehe ich meine Sinne zurück und konzentriere mich auf ein Objekt. Und um zur samenlosen Meditation zu gelangen, lasse ich nach der Verschmelzung mit diesem Objekt auch dieses los und verweile in diesem Zustand ohne neue Gedankensamen zu legen. Das bedeutet kein weiteres Wollen und Wünschen zu erreichen. Man lässt alles ziehen, um keine neue Samen bilden zu lassen für weitere Gedanken. Allgemein sieht man Asana und Pranayama als Hatha Yoga und die letzten drei Stufen des achtgliedrigen Pfades nach Patañjali Dharana, Dhyana und Samadhi als Raja Yoga. Er wird also mit Meditation gleichgesetzt.