Yoga gehört allen

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Manche Yoga-Lehrer unterrichten in ihrer Tradition. Das ist oft gleichbedeutend damit, dass man Asanas (Übungen) so und nicht anders ausführen soll. Aber alle haben recht und Yoga gehört allen.

Dankbarkeit für alle die vor mir waren

Ich bin nicht so wie ich bin allein durch die Kraft meiner Wassersuppe. Ohne die Lehrer und weisen Menschen vor mir wäre ich nicht hier. Sie alle haben sich Gedanken gemacht, haben ihr Wissen und ihre Erkenntnisse weitergeben, bis diese Impulse auch bei mir (und allen anderen) ankamen. Sie haben Wissen vermittelt, das in einer langen Linie von Lehrern weitergeben wurde. Allen diesen menschen bin ich sehr dankbar. Das beste am Yoga ist aber, dass jeder einen Einstieg finden kann, gerade da, wo sie oder er steht. Jeder*r kann etwas finden kann, dass ihn interessiert und inspiriert: Sei es körperlich, geistig, seelisch oder spirituell, ja selbst kulturell (philosophisch) kann Yoga anregend wirken. Trotzdem pochen manche Yoga-Stile auf „ihre“ Tradition. Dann wird es mir zu eng, denn:

Yoga gehört niemanden (oder allen)

Es gibt nicht den einen, richtigen Weg, sonst würden ihn ja alle gehen. Je komplizierter die Erklärungen zu den Traditionen, um so weiter treibt es mich davon weg. Yoga ist nicht kompliziert, es ist allumfassend: Jede*r kann darin Platz finden, einen Anfang machen und sich je nach Vermögen und Interesse daran „abarbeiten“. Diese unerschöpfliche Philosophie ist so großartig wie die universelle Schöpferkraft (oder Gott, das Universum, die Allseele) selbst. Yoga bietet Antworten auf alle möglichen Fragen, wenn man sich ihnen stellen mag. Er ist auch offen für Fragen und andere Ansichten, denn nichts ist falsch oder per se richtig. Das ist das Unerschöpflich am Yoga: Man wird in einem Leben nicht zum Bodensatz der Yamas, Niyamas, der Philosophie und der Asanas gelangen. Selbst wenn man Sanskrit erlernt, alle Schriften studiert und darüber noch Jahrzehnte meditiert, wird man am Ende seines Lebens noch offene Fragen finden, die es wert sind, diskutiert zu werden. Oder besser: Im Yoga wird darüber meditiert.

Yoga ist Selbstermächtigung

Das Diskutieren ist ja auch gar nicht das Ziel von Yoga, vielmehr ist er wie eine Landkarte oder ein Reiseführer für den Weg durchs Leben (also: zu sich selbst). Im Erkennen liegt des Yogis Erleuchtung. Erkennen, wie man mit Menschen umgeht, wie man sich selbst behandelt, wie man gelassener wird und den Herausforderungen des Alltags gleichmütig begegnet. Erfahren wie man durch die Übungen täglich resilienter wird. Ja er lehrt sogar wie man isst, verdaut und atmet. Das kann über Körperübungen (Asanas) genauso erfahren werden, wie über das Studium der Schriften und das Selbststudium (Svadhyaya). Keines davon ist richtiger oder wichtiger als das andere, alles zusammen ergibt den kompletten Sinn, aber jedes für sich ist schon ein erster Schritt auf dem Yoga-Weg. Wie ein Teilstück einer Reise: Man setzt sie fort, wenn man bereit und (wieder) aufnahmefähig ist. Und den kann jede*r gehen, denn Yoga gehört allen.

Tradition in Gleichmut & Befreiung

Wünschenswert wäre die Anerkennung aller Traditionen im Hinblick darauf, dass es nicht die eine Wahrheit gibt. Es gibt nur sehr viele verschiedene Sichtweisen, die aber oft auf den gleichen Nenner hinauslaufen und sich am Ende doch wieder treffen: Diese Erkenntnisse nennt man universelle Wahrheiten oder Prinzipien. Warum also die Unterschiede betonen, wenn wir doch alle auf dem Weg sind? Lasst uns die Gemeinsamkeiten zusammenwerfen: Ob es nun Yin Yoga, Acro Yoga, Viniyoga oder Ashtanga Yoga heißt, alle möchten im Grunde etwas verändern, sich dabei besser fühlen und gelassener werden. Das erklärte Ziel aller Yoga-Richtungen steht in Patañjalis Yoga Sutra: Befreiung. Wenn man das so liest, stellen einige vielleicht die Frage: „Wovon möchte frei werden?“ Eigentlich sollte sie jedoch eher lauten: „Wofür will ich frei sein?“. Denn indem ich mich befreien, habe ich alle Energien zur Verfügung, das „richtge“ zu tun. Wenn wir das alle tun können, wird die Welt auch in Zukunft bestehen und wir müssen uns nicht um die Ressourcen streiten. Eins ist jedenfalls klar: Yoga als Ressource wird niemals alle und gehört allen. Und das ist gut so!

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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