Der Unterschied ist eigentlich sehr einfach: Gymnastik besteht aus Körperübungen. Im Yoga verbindet man diese allerdings nicht nur mit dem Atem, das könnte man durchaus auch in die Gymnastik einfließen lassen, sondern auch noch mit einer inneren Haltung verbunden.
Die inneren Haltung
Im Yoga versucht man jedoch nicht die Gegensätze zu betonen, man sucht nach den Gemeinsamkeiten. So sind Körperübungen auch im Yoga von Bedeutung. Über den Körper reinigt man sich, macht sich durchlässig, übt sich in Disziplin und Ausdauer. Dabei nimmt man den Geist ebenfalls mit. Man spürt in den Körper und den Atem, lässt dadurch den Geist zur Ruhe kommen, um dann die Sinne nach innen zu ziehen (Pratyahara). Auf diesem Wege kann man bereits in den Haltungen über sich, seine Berufung oder sein Handeln tief reflektieren lernen. Yoga ist eigentlich das Beobachten des Zustandes unseres Geistes. Macht man “nur” ein paar Asanas um sich zu strecken und zu dehnen, ist das gut, aber eben noch kein Yoga. Dann machen Sie besser kein Yoga, sondern Gymnastik.
Yoga als geistige Disziplin
Yoga verlangt also etwas mehr von uns. Etwas, das wir nicht so gern bereit sind zu geben: Unsere Konzentration auf Gefühle, Wahrnehmungen oder Eigenschaften, die wir eher verdrängen möchten. Meistens wollen wir eine Haltung einnehmen, weil sie angenehm ist oder wir sie gut beherrschen. Die Herausforderung liegt aber darin, in einer Haltung länger konzentriert zu verweilen oder Asanas zu wählen, die wir noch nicht so gut beherrschen. Was soll der Sinn darin sein? Das, was wir gut können und kennen, bringt uns längerfristig nicht weiter. Die Herausforderungen findet man an den eigenen Grenzen, die man dadurch ausweiten möchte. Man lernt sich besser kennen, kann zur Ruhe kommen, wird nicht mehr abgelenkt durch die Gedanken: “Ich möchte die nächste Haltung/etwas anderes machen.” Nein, das Leben passiert genau hier, in diesem einen Atemzug. Das ist Spiritualität in Aktion!
Yoga vs. Gymnastik
Kann man den Leistungsgedanken loslassen, entsteht Frieden mit dem, was ist. Ich lerne mich selbst anzunehmen, wie ich bin. Keine Errungenschaft im Außen wird uns das geben können, aber gute Erfahrungen weisen einem den Weg. Also widerlege ich mich selbst und behaupte nun: Machen Sie Yoga! Denn der Yoga (also der Zustand der Einheit) wird nur durch den Yoga (das Zur-Ruhe-Kommen des Geistes) erkannt (Vyasa). Im besten Falle übt man Yoga mit einer inneren Haltung von Maitri, Karuna, Mudita und Upeksha: Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Mit Gelassenheit und Akzeptanz wird das Leben leichter und freudiger. Von hier aus können sich diese Gefühle auf andere ausbreiten. Man fungiert allein durch seine innere Haltung als Lichtbringer (Guru).