Was sind Dharma und Svadharma und warum sind sie wichtig?
Aufgabe finde und tugendhaft bleiben
Tja, das ist die Krux: Irgendetwas gibt es immer zu tun. Aber sind wir dabei im Einklang mit unserer eigenen Aufgabe und darüberhinaus auch mit den Gesetzen der Natur? In der Bhagavad Gita erklärt Krishna Arjuna, dass jeder seine Lebensaufgabe (Svadharma) im Einklang mit dem Dharma, der universellen Ordnung, finden muss: „Es ist besser, die eigene Pflicht unvollkommen, als die Pflicht eines anderen zu erfüllen. Besser ist der Tod bei eigener Pflichterfüllung, die Pflicht eines anderen bedeutet Gefahr.“ (3.35)
Warum ist das für uns von Bedeutung? Auch wir können auf diesem Wege unser Glück finden und aus dem Kreislauf der Wiedergeburten aussteigen. Das klingt doch ganz spannend. Die Bhagavad Gita ist eben auch ein Lebensratgeber.
Wie finde ich Svadharma und erkenne Dharma?
Es kann gelingen, wenn man sich fragt: „Was fühlt sich für mich stimmig an?“ So einfach? Naja, nein. Es geht darum, auch Handlungen auszuführen, die durchaus eintönig oder langweilig sind. Solange sie nicht gegen die Ordnung der Natur (= Dharma) sind, jemandem schaden oder unlauter sind. Also, solange sie anderen und mir in dieser Weise nich schaden, soll ich die Handlungen ausführen. Wenn man das Ego ebenfalls hinten anstellt, tut, was getan werden muss, handelt man im Sinne der eigenen Aufgabe und im Einklang mit der Natur. Natürlich stellt die Gesellschaft ebenfalls Regeln auf, was in diesem Sinne gut und richtig und damit tugendhaft ist. Doch gibt es auch grundlegende, universelle Regeln. Sie werden von allen Gesellschaftsordnungen und Religionsgemeinschaften beachtet und sind die Grundlage jeder sogenannten Kultur.
Universelle Regeln beachten
Der Ursprung verorte ich in Platons vier Grundtugenden: Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Beim Heranwachsen sollten wir diese entwickeln. Alle Gesellschaften erweiterten diese Ideen schon vorher beispielsweise China, Indien und Persien oder später im Christentum: Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld und Gleichmut, Mäßigung und Wohlwollen, Fleiß und Disziplin. Sie beschreiben die ewig gültigen Gesetze, die jeder Gesellschaft ihren Rahmen geben. Jeder Mensch muss in einer Gemeinschaft seine Aufgaben erfüllen und Verantwortung übernehmen. Dann kann sie wachsen und gedeihen. Findet man also seine Aufgabe im Sinne der eigenen inneren Ordnung (= Svadharma) und erfüllt das, was im Außen anfällt verantwortungsvoll, lebt man im Dharma. Das Leben wird stimmig und das eigene Handeln sinnhaft. Nach Antonovskys Salutogenese ist das ein wichtiger Faktor, um glücklich und gesund zu sein oder zu werden. Neues Leiden kann verhindert werden finden wir auch im Yoga Sutra.
Die Lebensordnung finden
In einer Stadt wie Berlin fühlt sich keiner wirklich verantwortlich. Das sollen „die da oben“ regeln. Wenn aber Müll auf der Straße liegt, kann man auch selbst Hand anlegen. Ein neuer Trend kommt aus Schweden, das Plogging: Müllsammeln beim Joggen. Dabei geht es jedoch auch darum, sich Social-Media-wirksamem selbst in Szene zu setzen. Das Ego hat uns fest im Griff! Zurück zur eigenen Vernatwortung: Es geht nicht immer um Zuständigkeit, sondern, dass man tut, was getan werden muss. Im Kleinen bekommen wir das doch auch hin: Ist es kalt, stehe ich auf und schließe das Fenster. Und wenn wir alle endlich beginnen, den Blick über den Tellerrand zu heben, helfen wir den Nachbarn, der Frau im Bus oder im Nachbarschaftszentrum. Es geht bei Mildtätigkeit, Geduld und Wohlwollen nicht nur um Geldspenden. Es ist eine innere Herausforderung und Auseinandersetzung, die an jeden einzelnen gestellt wird. Die Frage ist nicht bloß: „Wie möchte ich leben?“, sondern vor allem in „Wofür stehe ich?“ Das ist mein Land und das sind meine Landsleute. So sind wir! Möchte ich so gesehen werden?