Faszien und Yoga: Was ist dran?

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Faszien sind feinen Häute, die Organe, Muskeln, Knochen und Nerven umhüllen. Sie halten den ganzen Körper wie ein Superheldenkostüm zusammen. Neue Erkenntnisse der Forschung schaffen geradezu eine hysterische Freude bei allen, die zum ersten Mal davon hören. Was ist davon zu halten?

Faszinierende Faszien

Was ist ist so besonders an Faszien? Das bindegewebsartige Material ist dehnbar und zugleich sehr zäh, es grenzt die einzelnen Muskeln voneinander ab, damit sie bei einer Bewegung gegeneinander gleiten können. Das ist nichts Neues. Diese halt- und formgebenden Häute findet man in allen Lebewesen, Tieren und Pflanzen. Genauso wichtig sind sie für den Lymphfluss, der im Gewebe Nährstoffe und Abfallprodukte zu und von den Organen und Zellen transportiert. Nur durch Bewegung bleibt alles im Fluss, sonst stauen sich die Lymphe und die Fasern des Fasziengewebes beginnen zu verkleben. Das kennt fast jeder: Im Nacken oder den Schultern sind Verspannungen, genau das ist verhärtetes Gewebe. Ebenfalls im Gewebe werden Abwehrstoffe des Immunsystems gebildet. Was jedoch eine neue Erkenntnis zu sein scheint, ist die Fähigkeit der Faszien, Angst, Stress und Emotionen zu speichern.

Wie Verspannungen entstehen

In der Lymphflüssigkeit befindet sich Fibrinogen in der gelösten Form, man braucht es zur Blutgerinnung, dann verfestigt es sich zu Fibrin. Staut sich die Lymphflüssigkeit in Kombination mit anderen Substanzen gerinnt Fibrinogen zu unlöslichem Fibrin. Die Fasern verfilzen und verkleben miteinander. Sie bilden im Körper ein großes, zusammenhängende Geflecht von vielen sich überlagernden feinen bis dickeren Schichten. Das geht vom Kopf bis zu den Zehen. Neue wissenschaftlich Erkenntnisse belegen, dass dieses Fasziengeflecht mit Nervenendigungen des vegetatives Nervensystem durchzogen sind,. Sie sind verantwortlich für alle übergeordneten Überlebensfunktionen wie beispielsweise Atmung und Verdauung. Stress kann übellaunig machen und lässt die Muskulatur verkrampfen. Das wird ebenfalls in den Faszien gespeichert; Stress erhält einen körperlichen Ausdruck und verformt den Körper.

Sinnesorgan Faszien

Die Nervenendigungen liefern die meisten Sinneseindrücke ans Gehirn, mehr als Augen, Ohren und Haut zusammen. Das macht das Fasziengeflecht zu unserem größten Sinnesorgan! Und neu ist auch, dass dieses Gewebe ein Gedächtnis zu besitzen scheint. Nicht nur ein alter Unfall macht Beschwerden, auch eine Trauma wird im Körper zu dauerhaften Fehlhaltungen und Schmerzen. Das hat Auswirkunge sogar auf andere Körperteile. Und dann noch: Stress. Er sorgt für Verspannungen und Stauung der Lymphe, und ruft dadurch ebenfalls Beschwerden hervor. Die gute Nachricht: Man kann auch im Nachhinein etwas dagegen tun: Indem man Faszien immer wieder über einen längeren Zeitraum dehnt, durch Rolfing, Manuelle Therapie oder Faszien-Yoga.

Bewegung vs. Bewegungsmangel

Einige Grundgedanke im Yoga bekommen durch dieses Wissen Auftrieb. Die Geschmeidigkeit der Faszien steht in direktem Zusammenhang mit Entspannung, Beweglichkeit, Gelassenheit. Verhärten und verfilzen die Faszien, altert der Mensch schneller: Die dehnbaren Elastinanteile und die Flüssigkeit im Gewebe nehmen ab und werden durch zähes Kollagen ersetzt. Das führt zu weiteren Bewegungseinschränkungen und verursacht Schmerzen und die Grundspannung im Körper erhöht sich zusätzlich. Wenn Stress die Spannung im Körper ansteigen lässt, kann man sie mit Entspannung lösen; wenn sich die Faszien Schmerz merken, kann man sie mit neuen, besseren Erfahrungen überschreiben (Samskaras): Yoga.

Faszien und Yoga: Was ist dran?

Was, wenn nicht Fasziendehnen, wäre der Sinn von Asanas? Da stelle ich gern immer die Frage „Was war vorher da: Die Erkenntnis der Wissenschaft oder das Wissen des Yoga?“ Trotzdem ist es wichtig, dass neuere wissenschaftliche Erkenntnisse die Wirksamkeit von Yoga erklären und belegen können. So können auch Menschen, die Yoga wegen seiner Spiritualität ablehnen, einen Sinn in körperlichen Übungen erfahren. Denn hält man das Bindegewebe jung, bleibt man nicht nur im Körper flexibel. Anders als im herkömmlichen Yoga, lieben Faszien Bewegung, gern auch Wippen und ausgefallene Haltungen. Dabei geht es nicht nach strengen Ausrichtungsregeln, die sicherlich aus anderen Gründen wichtig sind.

Drei Neuerscheinungen zum Thema Yoga und Faszien.

2 Antworten

    1. Danke, das freut mich zu hören. Nein, ich war nicht auf dem Faszienkongress. In unserer Yogalehrerausbildung in Waren/Müritz unterrichten wir jedoch Fasien-Yoga. Daher das Wissen.

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Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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