Spannung will man eigentlich nicht noch mehr. Im Alltag gibt es davon schon genug. Um loslassen zu können, arbeiten wir im Yoga immer mit dem Wechsel von Anspannung und Entspannung: Spanda & Nispanda.
Geistige Entspannung
Spanda und Nispanda kann mit Anspannung und Entspannung, aber auch Bewegung und Bewegungslosigkeit übersetzt werden. Beides ist wesentlicher Bestandteil der Yoga-Praxis, man kann das eine nur über das andere erkennen. Am Ende der Yogastunde liegt man zwar in der Stellung des Todes (Shavasana), ist dabei aber immer noch wach und aufmerksam auf den eigenen Atem. Schläft man dabei ein, hat man sich vorher zu viel angestrengt – in der Praxis oder im Alltag. Das macht Shavasana zur schwierigsten Stellung im Yoga, denn eine tiefe Ruhe mit wachen Geist fällt vielen schwer. Dabei kann Spanda und Nispanda je nach Übung körperlich, geistig oder energetisch wirken. Körperlich kennt es im Unterricht, wenn die einzelnen Gliedmaße im Liegen angespannt und danach entspannt werden. Aber wie geht geistige oder energetische Entspannung?
Spanda & Nispanda
„Zum Meistern einer Stellung braucht es das Loslassen der Spannung und die Meditation auf das Unendliche.“ Yoga Sutra 2.47
Geistig beschäftigt man sich mit gedanklichen Reisen: Das kann eine Fantasiereise sein, beispielsweise an einen Ort der Geborgenheit, oder eine Körperreis ohne dabei den Körper zu bewegen. Das ganze ist spielerisch und fördert den Kontakt mit dem inneren Kind und der eigenen Kreativität. Wie im Flow kann man dadurch nicht nur entspannen, es können durch den entspannten Geist hinterher innere Bilder auftauchen und Probleme mit Abstand betrachtet werden. Mit dieser Methode können Möglichkeiten aufgezeigt werden, um das eigene Potenzial zu entdecken.
Energetisches Nispanda
Einen Schritt weiter geht die energetische Entspannung des Nispanda. Dabei werden die yogischen Atemtechniken (Pranayama) eingesetzt, um auf die Konzentration und Meditation vorzubereiten und die Sinne nach innen zu lenken. Man kann auch geführte schamanische Reisen in andere Dimensionen machen, wenn das für einen passt. Schamanismus und Yoga sind beides Techniken der Selbstermächtigung. Wem das zu abstrakt ist, muss es sich einfach wie in der Bhagavad Gita (IV, 18) vorstellen: Handeln im Nicht-Handeln. Eine inneres Loslassen, denn Bemühen bedeutet Anstrengung und Anspannung, also Spanda. Indem ich handle ohne Erwartungen für mich persönlich auf Lob und Erfolg, kann ich entspannt alles tun und immer mein Bestes für ein Höheres geben. Mühelosigkeit ist der Schlüssel zu Nispanda.