Ist Yoga nur ein Trend? Warum praktizieren immer mehr Menschen Yoga? Was ist dran an dieser uralten Lehre, dass wir darauf so anspringen?
Yoga & Kommerz
Es ist wahr: Yoga ist so viel mehr als ein Trend. Natürlich wird irgendwann der Hype darum abebben, aber nichtsdestotrotz wird etwas davon bleiben, was wir sonst nirgendwo finden können. Yoga ist ein Werkzeug, mit dem jeder sich selbst auf die Schliche kommen kann. Das ist faszinierend und wir entdecken Fähigkeiten und Möglichkeiten an uns, die wir vergessen hatten. Intuition und Kreativität finden zurück in unser Leben. Laut T. K. V. Desikachar „liegt der Erfolg des Yoga nicht in der Fähigkeit, Haltungen auszuführen, sondern wie wir uns positiv verändern, während wir unser Leben und unsere Beziehungen leben.“
Yoga ist mehr als ein Trend
Seit mindestens 20 Jahren wird das Angebot größer, Yogastile erscheinen und verschwinden wieder, vieles kommt aus den USA zu uns. Das hat alles weniger mit dem indischen Yoga zu tun, scheint aber dadurch eine größere Anhängerschaft zu finden. Laut einer Studie des BDY (Bund Deutscher Yogalehrer) üben in Deutschland mindestens 2,6 Millionen Menschen regelmäßig Yoga. Das Marketing funktioniert nicht mehr nur über „Sex sells“, sondern wird jetzt mit sexy Yoginis kombiniert. Die Yoga-Branche lebt dazu noch von Schülern und Yogalehrern, die sich aus- und ständig fortbilden lassen. Der Markt boomt seit Jahren. Und was ist dran am Yoga-Hype? Wer Yoga übt wird schon in den ersten Stunden erkennen, dass sich seine Stimmung verbessert. Man kann besser schlafen, kräftigt den Rücken vom vielen Sitzen und bleibt jung und flexibel. Studien belegen, dass Yoga sogar bei Angststörungen und Depressionen helfen kann.
Die eigentliche Marktlücke für Yoga
Yoga findet im Alltag aber am meisten Zulauf als Stressbekämpfungsmittel. Der Stress für alle nimmt zu, weniger Kollegen müssen mehr Arbeit bewältigen und durch die neuen Medien und Mobilgeräte sind wir ständig online und erreichbar. Viele haben Angst, den Anschluss zu verpassen. Yoga verspricht in dieser Zeit den schnellen Weg zur Entspannung. Er soll als Ausgleich dienen und wird zusätzlich zur Selbstoptimierung genutzt. Wenn man es schafft, für 90 Minuten den Kopf abzuschalten, ist tatsächlich viel gewonnen. Allerdings liegt das Geheimnis des Yoga in der Kunst, die Gelassenheit 24 Stunden aufrechtzuerhalten, im Leben und nicht nur auf der Matte. Dann kann Yoga ein Werkzeug zur Selbstermächtigung sein.
Auf der Suche nach Spiritualität
Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass sich viele tatsächlich auf Sinnsuche befinden. Der Trend geht jetzt eher in Richtung Achtsamkeitstraining, Meditation und zum gemeinsamen Singen von Kirtans. Den Sinn erkennen viele darin, sich mit anderen zusammen zu tun, denn in der Gemeinschaft liegt die wahre Lebensfreude. Die Praktizierenden erkennen: Körperverrenkungen sind noch nicht Yoga. Der Zustand der Entspannung, Achtsamkeit, Bewusstheit und Gelassenheit entsteht durch regelmäßiges und oft auch erst durch gemeinsames Üben.
„Die Bedeutung unseres Selbst ist nicht in seiner Getrenntheit von Gott und anderen zu finden, sondern in der unaufhörlichen Verwirklichung des Yoga, der Vereinigung.“ Rabindranath Tagore
Es geht im Wort Yoga, abgeleitet von der Sanskritwurzel „yuj“, um Verbinden, Anschirren des Geistes oder eben um die Rückverbindung wie re-ligio. Also doch etwas Spirituelles, das größer ist als unser Körper und Geist, unser Leben und unsere kleine Welt.