Bewusstsein im Alltag und auf der Matte

Lesedauer 5 Minuten

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2024: Dein Bewusstsein ist so groß wie das Universum. Warst du schon mal da?

Leer werden für Klarheit

Die größte Kunst ist es, Yoga von der Matte in den Alltag bringen und dabei bewusst zu sein und zu bleiben. Das geht nicht andauernd? Geht mir auch so. Aber immer wieder dranbleiben, und es versuchen, das geht.

Du yogst vielleicht einmal oder sogar öfter pro Woche. Und wie lange kannst du damit im Alltag entspannt bleiben? Wenn dir das auch nicht so recht gelingen will, fragst du dich vielleicht, wie der Transfer möglich ist.

Dann lade “einfach” das Zur-Ruhe-Kommen in deinen Alltag ein! Was streben wir dabei an? Die vier Phasen der Bewusstwerdung können dich näher zu dir bringen, in innere Ruhe und Gelassenheit und entspannen dich auch im Alltag.

Die vier Phasen des Bewusstseins

Swami Gitanandas Konzept des vierfachen Bewusstseins ist tief in den Lehren der alten Rishis verwurzelt, die glaubten, dass die ultimative Wahrheit ein Zustand der Einheit oder Nichtdualität ist. Laut Gitananda resultiert unsere Wahrnehmung von Dualität und Vielfalt aus einem Mangel an Bewusstsein. Yoga, wie er es lehrt, ist ein Weg, um durch einen bewussten Evolutionsprozess zu diesem Zustand der Nichtdualität zurückzukehren. Dieser Prozess beinhaltet die Entwicklung des Bewusstseins in vier Phasen, von denen jede auf der vorherigen aufbaut.

Alltag

Blaise Pascal sagte einmal:

“Die meisten Probleme sind darauf zurückzuführen,
dass der Mensch nicht in der Lage ist,
ruhig allein in einem Raum zu sitzen.”

Dies trifft den Kern des modernen Lebens. Ständig in Bewegung, hetzen wir von einer Aufgabe zur nächsten und versuchen, uns durch endlose To-Do-Listen zu kämpfen. Doch was wäre, wenn du dir erlaubst, einfach nur zu sitzen und zu atmen? In diesem Moment beginnst du, dein Bewusstsein zu schärfen. Es geht darum, den Alltag bewusst zu erleben, statt ihn im Autopilot-Modus zu durchlaufen. Das bringt dich zu mehr Klarheit in deinem Denken, Handeln und deinen Entscheidungen.

Stell dir vor, du sitzt morgens bei einer Tasse Tee. Du spürst die Wärme des Bechers in deinen Händen, nimmst den Duft der Teeblätter wahr und hörst das sanfte Geräusch des Wassers, das du einschenkst. Das ist ein der Moment, der dich zurück in den gegenwärtigen Augenblick bringt, ins Hier & Jetzt. Denn nur Sitzen ist nicht “Herumsitzen”. Es kann harte Arbeit sein.

Müßiggang ist wichtig, Ausruhen ist wichtig!

Erste Phase: Der Körper

Die erste Phase konzentriert sich auf den physischen Körper und betont die Bedeutung des Verstehens und der Pflege dieses Körpers. Dazu gehört das Erkennen, wie man durch richtige Ernährung, Gewohnheiten, Bewegung, Umgebung, Ruhe und Entspannung gesund bleibt. Es geht darum, bei jeder Handlung – ob Atmen, Bewegen oder Sitzen – voll präsent zu sein und eine bewusste Verbindung mit jeder Körperfunktion zu entwickeln. Dieses Bewusstsein ist grundlegend, da es den Körper darauf vorbereitet, höhere Bewusstseinsebenen zu unterstützen.

Wenn du einen Spaziergang machst, könntest du, anstatt deine Gedanken schweifen zu lassen, dich konzentrieren auf das Gefühl, wie deine Füße den Boden berühren. Du kannst dich auch den Rhythmus deines Atems oder die Bewegung deiner Muskeln fokussieren. Dieses achtsame Gehen verbindet dich tief mit deinem Körper. Du kommst bei dir selbst an.

Asanas: Haltung!

Auch auf der Matte sollte genau so geübt werden: Mit der Achtsamkeit in jeder Haltung, kommst du zu dir und lernst, wie es für dich gut und richtig ist.

Die Haltungen (Asanas) nutzt du, um dein Körperbewusstsein zu stärken. Diese körperlichen Übungen helfen dir, in den Körper zu spüren, ihn zu dehnen und zu kräftigen. Während du in eine Haltung wie den herabschauenden Hund bist, spürst du, wie deine Muskeln arbeiten, sich deine Wirbelsäule streckt und dein Atem fließt. Dieses tiefe Körperbewusstsein entspannt dich, indem du zur Ruhe kommst.

Denke an die Bergpose (Tadasana). Du stehst fest auf dem Boden, die Füße sind verwurzelt, die Wirbelsäule ist aufrecht, und die Hände sind locker an den Seiten. In dieser Haltung spürst du die Verbindung zur Erde und dein inneres Gleichgewicht. Du bist ganz bei dir und nimmst deinen Körper bewusst wahr. Anders kann die Haltung dich nicht wach machen und ist nur ein “Rumstehen”.

Zweite Phase: Emotionen

In der zweiten Phase geht es darum, die Auswirkungen von Emotionen auf deinen Körper zu erkennen. Positive Emotionen wie Freude, Mitgefühl und Gelassenheit haben positive Auswirkungen, während negative Emotionen wie Eifersucht, Hass und Angst dich in schlechte Laune versetzen können. In dieser Phase des Bewusstseins kannst du lernen, deine Gefühle und Emotionen zu erkennen. Und zwar genau dann, wenn sie auftauchen. Dann kannst du lernen, sie zu kontrollieren, bevor sie die Kontrolle übernehmen. Techniken wie tiefes Atmen und Entspannungsübungen helfen dabei, dieses emotionale Bewusstsein zu entwickeln.

Wenn du spürst, wie Wut in dir aufsteigt, halte einen Moment inne und atme tief durch. Achte auf deine körperlichen Empfindungen, die mit Wut einhergehen – vielleicht ein Engegefühl in der Brust, das Aufsteigen von Hitze im Nacken oder ein Ballen Fäuste. Indem du diese Empfindungen anerkennst und erst mal durchatmest, kannst du lernen zu verhindern, dass die Emotion dich überwältigen.

Hier kann es hilfreich sein, sich über deine innere Haltung klarer zu werden: Was triggert deine Gefühle und wie möchtest du mit ihnen umgehen. Mir helfen die Schriften der Stoiker dabei.

Pranayama: Atme!

Pranayama, die Atemkontrolle, ist der Schlüssel zum emotionalen Bewusstsein. Durch verschiedene Atemtechniken lernen wir, unsere Emotionen zu regulieren und innere Ruhe zu finden. Wenn du zum Beispiel Ujjayi-Atmung praktizierst, hörst du das sanfte Rauschen deines Atems und spürst, wie sich dein Brustkorb hebt und senkt. Diese bewusste Atmung hilft dir, im Moment zu bleiben und deine Emotionen klarer zu erkennen.

Stell dir vor, du fühlst dich gestresst und unruhig. Du setzt dich hin und beginnst langsam zu atmen, dabei zählst du innerlich bis vier beim Einatmen und bis vier beim Ausatmen. Nach einigen Minuten merkst du, wie sich dein Geist beruhigt und deine Anspannung nachlässt. Deine Emotionen sind nicht mehr so überwältigend, und du kannst sie besser verstehen.

Dritte Stufe: Geist

In dieser Stufe verlagert sich der Fokus auf die Rolle des Geistes bei der Kontrolle von Emotionen und Körper. Der bewusste Geist, Adhi-vyadhi genannt, unterscheidet sich vom Unterbewusstsein oder Chitta. Die Entwicklung dieses Bewusstseins umfasst Praktiken wie Dharana (Konzentration) und Dhyana (Meditation), um das gewöhnliche Bewusstsein zu transzendieren und einen höheren Aspekt des Geistes zu erreichen, der als Buddhi oder Intellekt bekannt ist.
Beispiel: Während der Meditation bemerken Sie möglicherweise ablenkende Gedanken. Anstatt ihnen zu folgen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit sanft wieder auf Ihren Atem. Diese Übung stärkt Ihre Fähigkeit, Ihren Geist zu kontrollieren und konzentriert zu bleiben, was zu größerer geistiger Klarheit und Ruhe führt.

Meditation: Ich will nur hier sitzen!

Meditation bringt uns zum Bewusstsein des Geistes. In der Stille der Meditation lernst du, deine Gedanken zu beobachten, ohne dich von ihnen mitreißen zu lassen. Du sitzt ruhig, konzentrierst dich auf deinen Atem oder ein Mantra und lässt die Gedanken wie Wolken vorüberziehen. Dieses Training des Geistes fördert Klarheit und inneren Frieden.

Du sitzt in einer bequemen Position, die Augen geschlossen. Du konzentrierst dich auf das Ein- und Ausströmen deiner Atemzüge. Gedanken kommen und gehen, aber du bleibst ruhig und zentriert. Mit der Zeit merkst du, wie dein Geist klarer wird und du dich besser fokussieren kannst. Die innere Stille breitet sich aus und schenkt dir einen tiefen Frieden.

Vierte Stufe: Bewusstsein des Bewusstseins

Die letzte Stufe ist ein fortgeschrittener Zustand, der als Samadhi oder kosmisches Bewusstsein bezeichnet wird, in dem man sich des Bewusstseins selbst bewusst wird. Diese tiefe Bewusstseinsebene stellt eine tiefe Verbindung mit dem Universum und ein Gefühl der Einheit mit allem Sein dar.
Beispiel: Während eines tiefen meditativen Zustands kannst du ein Gefühl grenzenlosen Friedens und Verbundenheit erleben, bei dem sich die Grenzen zwischen dir und der Außenwelt auflösen. Dies ist ein Einblick in Samadhi, den Höhepunkt des vierfachen Bewusstseins.

Die Krönung deines Weges: Klarheit

Das Bewusstsein des Bewusstseins ist die Krönung des yogischen Weges. Es integriert alle Ebenen des Bewusstseins – Körper, Emotionen, Geist – und führt zu einer tiefen Selbsterkenntnis und inneren Freiheit. Durch Asanas, Pranayama und Meditation kannst du dieses tiefe Bewusstsein kultivieren und dein Leben mit mehr Klarheit und Achtsamkeit gestalten.

Im persönlichen Gespräch können wir deine Fragen klären und eine Praxis entwickeln, die genau zu dir passt.

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Annette Bauer

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