Die Energie durch Gleichmut und Gelassenheit

Lesedauer 4 Minuten

In diesen Zeiten gleichmütig zu sein, ist sicherlich nicht leicht. Es bedeutet jedenfalls nicht gleichgültig zu sein. Wie kann Yoga dabei helfen und wieso soll uns das Energie geben?

Wie kann man Gleichmut erlangen?

Innere Ruhe und Gleichmut sind wichtig für geistige und spirituelle Entwicklung. Denn ein gelassener Mensch, nimmt nichts wirklich persönlich und hat die Fähigkeit, Situationen auf der Metaebene zu betrachten. Dabei ist der Weg des Yoga exemplarisch: Zu dir selbst kommen, deine Gefühle und Regungen ansehen und verstehen, sie abwägen und handeln. Das erreichen wir bereits bei den Übungen auf der Matte, indem wir körperliche Empfindungen und den Atem wahrnehmen ohne sie sofort zu bewerten. In der Meditation betrachten wir auf die gleiche Weise Gefühle und Gedanken.

Das erklärte Ziel des Yoga nach dem Weisen Patañjali ist, die Gedanken zur Ruhe bringen, um eine stabile innere Ruhe zu kultivieren. Das entwickeln wir durch eine regelmäßige Übungspraxis nach und nach. Gleichmut ist eine innere Einstellung, also eine Haltung. Es ist die Kunst, in schwierigen Situationen die Fassung zu behalten. Wer sich gern aufregt, wird diese Haltung weder verstehen noch einnehmen können. Man muss es also wollen. Es bedeutet einen ausgeglichenen Geist in Freude und Erfolg, aber auch in Leid und im Scheitern bewahren zu können. Anderen ist man dadurch ein Fels in der Brandung: In Zeiten wie diesen, versuche ich so viel Positives wie möglich in die Welt zu geben, und gelassen zu bleiben, wenn andere das gerade nicht annehmen können.

Einen zufriedenen, beherrschten Menschen hebt nichts wirklich an. Das bedeutet nicht, dass er gleichgültig ist, sondern nur, dass er weiß, dass nichts von Dauer ist. Das klingt fast wehmütig, wenn man die geistige Erregung liebt. Auf Dauer ist sie aber nicht förderlich: Stress, Bluthochdruck, Burnout, Unruhe, ungesunder Ehrgeiz. Wozu? Alles im Leben ist Entstehen und Vergehen. Wenn wir das begreifen, können wir dankbar für alles sein, was ist. Wir können die Menschen um uns herum schätzen, weil wir wissen, dass sie alle das Gleiche durchmachen. Und wir erkennen und verstehen, dass alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist.

Die Tugend des Gleichmuts

Um das seelische Gleichgewicht zu bewahren, lehrt Yoga die Fähigkeit von Leidenschaftslosigkeit. Es ist eine Tugend, die man als Yogi entwicklen sollte. In einer Zeit, in der wir von außen gesteuert werden, durch die ewigen Bilder und Werbung, können wir kaum innerlich zur Ruhe kommen. Leidenschaften, Haben-wollen und ehrgeizige Ziele zu haben ist “normal”. Wenn ich leidenschaftslos bin, bin ich in den Augen anderer ein Langweiler? Aber das muss mich nicht interessieren! Denn mein inneres Heilwerden kann nicht von außen erreicht werden.

Tugend hört sich wieder altbacken an. Es ist eine innere Ethik, die jeder anstreben sollte, um über das kleine, verletzte Ego hinaus handeln zu können. In Verbundenheit mit dem Wissen der Vergänglichkeit, sollte das sogar leicht fallen. Eine vollkommene, unerschütterliche Gemütsruhe liegt in der Erkenntnis um das eigene Sein begründet. Wie sollte man das leichter erfahren können als mit Yoga? In der Psychotherapie wird das Selbst ebenfalls erforscht, vieles wird jedoch gedanklich bearbeitet. Das ist sehr wichtig, doch im Yoga finden wir zu uns Selbst über Empfindungen und Gefühle.

Wie mache ich das denn nun?

Die Metaebene finden

Es ist also gut, wichtig und richtig, Gefühle zu erforschen. Manche bleiben aber auf dieser Ebene hängen. Einen Schritt weiter können wir gehen, wenn wir die Metaebene aufsuchen: Dort schaust du auf deine Neigungen, die dich vom Weg der Erkenntnis abbringen können. Dazu zählen auch Wünsche, Begierden (Raga) und Abneigungen (Dvesha), die du erkennen und verstehen kannst. Sie sind es, die dich in die Vergangenheit oder Zukunft ziehen und dort festhalten. Die Metaebene ist immer der gegenwärtige Moment. Wenn du so willst, die Vogelperspektive auf das, was gerade ist. Bei einer wirklich ehrlichen Betrachtung kannst du in scheinbar Schlechtem etwas Gutes finden. Und umgekehrt. Die Betrachtung der eigenen Gefühle und Gedanken kann man erlernen: Yoga und Psychotherapie dienen der Entwicklung und Reifung deiner Persönlichkeit.

Dann gelangen wir zur nötigen Unterscheidungskraft (Viveka), einer wichtigen Wegmarke auf der yogischen Reise. Ich reite darauf immer wieder herum, weil wir ohne Unterscheidungskraft im Blindflug unterwegs sind. Wie geht das? Wir nehmen die Haltung des Beobachters ein. Stell dir das wie einen Ausguck auf einem Berg vor: Du überschaust deine eigene Gefühls- und Gedankenlandschaft. Darin sind Vorurteile, Bewertungen, Glaubenssätze, aber auch deine Werte, Ziele und Wünsche zu finden. Alles liegt ausgebreitet vor dir! Doch dazu braucht es eben Mut und Gleichmut. Allein mit sich ist das eine Sache. Der nächste Schritt ist die Gemeinschaft. Darüber werde ich beim nächsten mal sprechen: Die Yoga-Sangha, die Gemeinschaft als Kraftquelle.

Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit

Gleichmut ist neben Liebe, Mitgefühl und Mitfreude der vierte Bestandteil der vier Brahmaviharas. Dadurch sind wir mit allen Wesen verbunden. Das ist genau das Gegenteil von Gleichgültigkeit! Wenn ich in mir ruhe, kann ich Situationen emotionslos betrachten. Diese “Gefühllosigkeit” ermöglicht es mir, gelassen zu bleiben und abzuwägen, was für alle Beteiligten jetzt das beste ist. Ich habe einfach die Möglichkeit ohne Gefühlswallungen klarer zu sehen und eine bessere Unterscheidungsfähigkeit: Ohne Bewertungen und Vorurteile aus Erfahrungen meiner Vergangenheit: Ich kann im Hier und Jetzt sein!

Die Energie durch Gleichmut und Gelassenheit

  • Durch Liebe, Güte und Verständnis erlangt man einen ausgeglichenen Energiehaushalt.
  • Besonnenheit könnte man es nennen: Sich besinnen, auf den Atem und die Gefühlsregungen.
  • Bedacht und Zurückhaltung: Man erkennt, dass man nicht über alles die Kontrolle hat (und der Tod uns alle erwischt). Wir sind auch nur Rädchen im Getriebe! Wie mache ich das? Indem ich meine Erwartungen zurückschraube! Glück ist nun mal einfach nicht planbar.
  • Langmut: Verstehen, dass es anderen genauso geht. Jeder lernt in seiner eigenen Zeit.
  • Muße: Nur in der Ruhe und der Stille liegt die Kraft (also die Energie), das alles zu erkennen und sich zu entwickeln.

Hast du dazu Ideen oder Fagen? Dann buche gern für einen Austausch mit mir einen kostenlosen Zoomcall.
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Annette Bauer

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Conny am 31. Januar 2021 um 9:56

    Guten Morgen liebe Annette,
    Super Podcast!
    Gleichmut zu haben ist eine so wichtige Eigenschaft im Leben, aber es ist auch eine große Herausforderung diese zu erreichen.
    Aber ich denke wenn wir Menschen uns darum bemühen diese Eigenschaft zu entwickeln wäre die Welt viel entspannter und es gäbe auch weniger Neid und Hass da wir mehr auf einander schauen im täglichen Leben.
    Ich merke da für mich eine Entwicklung: erst einmal die Situation anschauen, hin hören und dann erst reagieren….so schaffe ich es neutral zu bleiben und es kommen keine negativen Gedanken. Es ist nur eine
    Situation die unabhängig von der Person ist.
    Ich freue mich immer wieder wenn mir das im Rahmen meiner Leitungsfunktion gelingt.
    Aber das ist ein lebenslanger Prozess…..

    • Veröffentlicht von Annette Bauer am 31. Januar 2021 um 11:07

      Das ist ja wunderbar, dass du das so sehen kannst! Und vielen Dank, liebe Conny, dass dir mein Podcast gefällt und du es mich wissen lässt.

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