Vertrauen ins Leben

Lesedauer 2 Minuten

Ab einem gewissen Punkt gibt es kein Netz oder doppelten Boden mehr, keine weiche Sportmatte, auf der man nach dem Sprung landen kann. Das Vertrauen gibt einem die Gewissheit, überhaupt zu landen. Wie man jedoch im Einzelfall ankommt, ist unterschiedlich, das jedoch macht aber die  gesammelten Erfahrungen aus. Jeder Sprung ist anders und muss mit einer gewissen Offenheit auf das Ergebnis verstanden werden.

Ohne Zweifel!

Das Verlangen nach Glück macht bereits schon UNglücklich, denn Glücklich muss man SEIN. Auch schon der Wunsch nach Gelassenheit, schafft eine neue Anspannung. Gelassen muss man SEIN. Den Boden für Glück bereitet man, in dem man den Wandel akzeptieren lernt. Im Yoga helfen dabei die Yamas und Niyamas: Sie sind einerseits die Anleitung und gleichzeitig auch die Belohnung für das Leben und Üben von Selbstdisziplin. Sie sind keine Gebote oder Verbote, sondern Leitlinien. Vertrauen ist dabei das A und O. Ishvara Pranidhana steht allerdings nicht für blindes Vertrauen, denn das ist hinderlich auf dem Weg der Befreiung.

Vertrauen ins Leben

Vertrauen ist auf Sanskrit Shraddha. Es steht aber auch für Treue, Lust oder Appetit, bedeutet jedoch viel mehr das innere Wissen, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Vielleicht kennt man noch nicht genau den Weg, vertraut aber schon auf die Richtung. Beim Yoga ist also kein blindes Vertrauen gefragt, wie beispielsweise bei Religionen, sondern ein zweifelndes Vertrauen durch Erkenntnis. Im Yoga wird man aufgefordert, nachzufragen, nicht einfach etwas hinzunehmen, sondern durch Erfahrungen das Angebotene zu erforschen und für sich selbst zu belegen. Das ist eine Form der Selbstermächtigung. Was hilft es mir, wenn mir der Lehrer sagt, ich solle eine Haltung einnehmen, die mir nicht guttut? Vielleicht sieht er es von außen nicht, dass ich Schmerzen habe. Dann muss ich die Haltung abwandeln oder verlassen. Ähnlich ist es mit spirituellen Erfahrungen, man kann sie mir nicht vorgeben, ich muss sie mit Vertrauen selbst erkunden.

Mut und Sammlung, Erinnerung und Weisheit

Yoga Sutra 1.20
„Die anderen (verkörperten) Wesen erreichen eine Art von Versenkung (Samadhi) durch Glauben, Mut, Erinnerung, Sammlung und Weisheit.“ (Übertragung Deshpande „Die Wurzeln des Yoga“)

Wenn der Glaube durch Erfahrung da ist, benötigt man noch Mut und die Überzeugung (Virya), den Weg weiter zu gehen. Dabei unterstütz einen die Kunst der inneren Sammlung auf die eigene Aufgabe im Leben. Die Unterscheidungsfähigkeit (Viveka), die man durch den Samadhi-Prozess erlangt, hilft dabei weise Entscheidungen zu treffen. Prajna ist Weisheit durch Viveka. Die andauernde Erinnerung (Smriti) an Glaube, Mut und Weisheit führt schließlich auf kürzestem Weg zu Erkenntnis auf dem Yoga-Weg, wie das Einprägen einer neuen Rille in den Geist. Das wiederum unterstütz dabei, ein gesundes Vertrauen ins Leben zu kultivieren. Glück, Gelassenheit und Vetrauen entstehen also nur durch die Arbeit an sich selbst.

Annette Bauer

Hinterlass bitte hier deinen Kommentar