Im Yoga lernen wir alles über Körpermuster. Du beginnst die Verbindung zwischen deinem Körper, deiner geistigen Verfassung und deiner wahren Natur zu verstehen. Das hilft dir auch von der Matte weg im Alltag!
Geist und Körperwirken aufeinander
Die Yoga-Philosophie betrachtet den Geist als eine lebendige und subtile Form von Energie. Stell dir den Geist als einen Ozean aus Energie vor, in dem Gedanken und Emotionen wie Wellen auf- und abklingen. Deine Gedanken, egal ob schwierig, negativ, belastend oder friedlich und klug, bestehen aus dieser subtilen, unsichtbaren und hochdynamischen „Geistesenergie“.
Diese Energie ist so flüchtig, dass sie sich im Handumdrehen auflösen kann. Und gleichzeitig ist sie so mächtig, dass sie Geschichten formen kann, die uns ein Leben lang begleiten. Das Geheimnis, das die tantrischen Weisen enthüllen, besteht darin, dass deine Gedanken dich nicht mehr beunruhigen, wenn du sie als das erkennst, was sie sind – reine Geistesenergie, bzw. Geschichten.
Das bedeutet nicht, dass die Gedanken aufhören werden, aber du wirst nicht länger von ihnen fest gehalten.
„Ich erkenne meine Schweine am Gang“
Der Körper ist unser treuer Begleiter und spiegelt nicht nur unsere physische Verfassung wider, sondern auch unsere inneren Zustände. Wenn du negative Erfahrungen gemacht hast, schützt sich der Körper, indem er diese Erfahrungen im Gedächtnis behält und in seinen Bewegungsmustern speichert. Das führt zu Bewegungseinschränkungen, flachem Atem und Fehlhaltungen. Vielleicht kennst du den Ausdruck „Man erkennt seine Schweine am Gang“: Jeder Mensch hat ein typisches Bewegungsmuster, das auf den gespeicherten Erfahrungen seines Körper beruhen.
Manche sind so von ihrem eigenen Leben und ihrem Körper abgespalten, dass sie unbewusst immer wieder die gleichen Muster wiederholen. Durch bewusste Bewegung, beispielsweise durch Yoga oder Feldenkrais, können diese Muster erkannt und verändert werden. Das kann eine Brücke sein, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Manchmal ist jedoch psychotherapeutische Unterstützung notwendig, um tiefe, im Körper gespeicherte Muster zu erkennen und durch Bewegung ins Fließen zu bringen.
Die Muster durch Yoga erkennen
Yoga unterscheidet sich von vielen anderen spirituellen Praktiken durch seine Betonung der Rolle des Körpers. Er bereitet den Körper vor, macht ihn durchlässig und gleichzeitig widerstandsfähig. Das ist notwendig, um die alten Energien, die in unserem Körper gespeichert sind, freizusetzen – das ist durchaus ein längerer Prozess, ähnlich der Psychotherapie, bei der du lernst, mit dem, was du in dir trägst, umzugehen.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis: Du kennst das, wenn du in einer Haltung müde wirst, dich noch mehr anstrengst oder genervt reagierst: Statt durchlässig zu bleiben, bremst du diese Energie. Vielleicht, weil du nicht fühlen möchtest, was da hoch kommen könnte oder weil du Angst hast, das es körperlich noch schmerzhafter wäre. Kann sein, muss aber nicht.
Yoga ermöglicht es dir, deinen Charakter zu entwickeln und zu formen. Die meisten spirituellen Wege beginnen mit den mentalen Ebenen, den Gedanken und Gefühlen, und führen dann zu Meditation, Studium oder Gebet. Yoga hingegen beginnt direkt mit dem Körper, mit Embodiment, dem Hinspüren, was in dir ist. Yoga, Psychotherapie oder Embodiment können dir das Tor zu deinem inneren Erleben öffnen.
Was Körpermuster verraten
Du weißt vielleicht bereits, dass Yoga nicht nur eine körperliche Übung ist, sondern eine umfassende Philosophie: Sie lehrt dich, mit deinen Gefühlen umzugehen und sie zu akzeptieren. Wenn du lernst, wie du deine Körpermuster verstehen kannst, kannst du die Prinzipien der Asanas von deiner Matte ins Leben übertragen. Genial, oder?
Krummer Rücken – Mangel an Selbstbewusstsein?
Wenn ich im Unterricht meine Gruppe anleite: „Richte deine Wirbelsäule auf und spüre die Aufrichtung.“, dann ist das der Moment, deine Körpermuster zu erkunden. Du hast eine einzigartige Weise, auf die Welt zu reagieren, basierend auf deinen Erfahrungen und Gewohnheiten. Diese Muster sind in deinem Körper eingeschrieben und wirken sich auf verschiedene Aspekte deines Lebens aus.
Ein häufiges Körpermuster ist ein runder Rücken mit nach vorne gezogenen Schultern. Das kommt vom vielen Sitzen – Sitzen gilt inzwischen als neues Rauchen. Wenn du dieses Muster erkennst, weil du vielleicht Schwierigkeiten hast, deine Brust zu heben und aufrecht zu sitzen, dann ist es Zeit, das auch im Alltag regelmäßig wahrzunehmen und zu korrigieren.
Das gleiche kann aber auch im Körper passieren, wenn du dich unsicher oder ängstlich fühlst. Dein Körper zieht sich zusammen, das ist dann ein ganz natürliches Muster. Doch anstatt dich von diesem Muster beherrschen zu lassen, mach dir das bewusst: Atme tief ein, richte deine Wirbelsäule auf und hebe deine Brust. Du wirst nicht nur physisch offener und selbstbewusster, sondern auch innerlich Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit gewinnen.
Flacher Bauch & unbewegliche Hüften
Bei Stress oder Angst zieht man auch den Bauch ein. Das wirkt sich auf der Matte als schwierig bei Bauchübungen aus. Im Leben führt es zu unterdrückten Emotionen, weil du dich verschließt. Wenn du auf der Matte lernst, deinen Bauch zu entspannen und zu öffnen, kannst du das auch in stressigen Situationen im Alltag hinkriegen. Zum Beispiel, wenn du dich in einem schwierigen Gespräch befindest, atme tief in den Bauch und erlaube ihm, weit zu werden. Das wird dir helfen, entspannter und offener in deiner Kommunikation zu sein.
Und wie beweglich sind deine Hüften? Durch Bewegungsmangel werden viele steifer in den Hüften. Das führt zu noch mehr Spannung im unteren Rücken, falls man damit nicht sowieso schon zu tun hat. Im Alltag kann es bedeuten, dass du in neuen Situationen nicht besonders flexibel reagieren kannst.
Übung: Der Schmetterling
Um deine Hüften zu öffnen und dieses Muster zu durchbrechen, mach den Schmetterling: Setz dich auf den Boden und lege die Fußsohlen zusammen. Lass die Knie nach außen fallen und spüre die Dehnung in deinen Hüften. Atme tief in diesen Bereich hinein und erlaube deinen Hüften, sich zu öffnen und auf und ab zu schwingen.
Atme tief, lebe bewusst
Und dein Atem? Viele neigen in stressigen Situationen dazu, flach und schnell zu atmen. Das führt schnell zu Spannungen im Körper. Auf der Matte lernen wir, tief und bewusst zu atmen, um unsere Haltungen zu unterstützen und Stress abzubauen. Yoga lehrt uns, uns selbst besser zu verstehen und liebevoll mit unseren Mustern umzugehen, anstatt gegen sie zu kämpfen.
Übung: Tief ausatmen
Setze oder stelle dich hin und spüre in deine Füße. Atme jetzt vollständig bis zum Ende aus und warte auf den Einatem-Impuls. Atme dann locker ein und wieder tief und vollständig aus. Wiederhole das einige Male, um deinen Körper zu beruhigen und deine Gedanken zu klären. Du wirst erstaunt sein, wie effektiv das sein kann, um deine Reaktion auf stressige Situationen zu verändern.
Verbindung von Körper, Kleshas, Koshas & Gunas
Wenn du deine Körpermuster auf der Matte erkennst und transformierst, kannst du auch die Illusionen der Kleshas in deinem Geist durchbrechen. Dies ermöglicht dir, deine wahre Natur zu erkennen und in Verbindung mit deinem inneren Selbst zu treten. Der einfachste Weg ist es also, es mit den Körper- und Atemübungen auf der Matte mit sich selbst auszutragen. Komm also erst mal aus dem Kopf in den Körper.
Danach kannst du dann mit den Yoga-philosophischen Konzepten arbeiten – sie sind dann auch leichter nachzuvollziehen. Ich möchte sie jedoch an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Es gibt eine Verbindung zwischen Körpermustern, den Yoga-Haltungen, den Kleshas, Koshas und Gunas. Indem du die Kleshas wie Unwissenheit, Egoismus), Verlangen, Abneigung und dein Angst vor dem Tod erkennst und transformierst, wirst du inneren Frieden, Freiheit und spirituelles Wachstum erfahren. Das sind tiefgreifende Konzepte und man kann dabei an bei jedem dieser Konzepte ansetzen, um sein Leben in Einklang zu bringen. Der Weg beginnt jedoch beim Körper, wenn der noch Spannungen aufweist.
Diese Praxis findet nicht nur auf deiner Matte statt, sondern in jedem Moment deines Lebens. Wenn du die Prinzipien des Yoga und der Yoga-Philosophie in deinen Alltag integrierst, ist das eine Reise zur Selbstentdeckung und zur Erkenntnis deiner wahren Natur. Du wirst ein erfüllteres, authentischeres und glücklicheres Leben führen. Sie erfordert Zeit, Geduld und Hingabe. Aber die Belohnungen sind immens.
Kannst du das auf der Matte erkenne und schon in deinen Alltag integrieren? Buche gern für einen Austausch einen kostenlosen Zoomcall mit mir: Jetzt buchen!