Wenn wir uns ständig ablenken lassen, sind wir nicht im Fluss. Durch das ständige “Etwas-Erreichen-Wollen”, verpassen wir die eigentliche Lektion im Leben: Den Lernprozess auf dem Weg und die Schönheit der Veränderung. Welchen Wert hat die ganze dingliche Welt im Angesicht von Schmerz, Leid und Tod?
Demut und Hingabe als Weg
“Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.” Antoine de Saint-Exupéry
Der kleine Prinz hat es uns schon gesagt. Es geht um Demut, Hingabe und dem Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Wenn man sich mal ein paar Momente Zeit lässt, bemerkt man vielleicht ein Gefühl von Leere. Viele Menschen füllen diese Leere ganz schnell wieder durch zielloses Anhäufen von Dingen und vermeintlichen Erfolgen. Aber diesen Zustand auszuhalten und im Zeugenbewusstsein zu bleiben, kann helfen, das Wesentliche im Leben zu erkennen: Was ist bedeutsam, was wirklich wichtig? Demut und Hingabe sind die zwei Ruder einer bewussten spirituellen Praxis (Sadhana).
Alles im Fluss?
Demut macht offen und durchlässig, um im Fluss bleiben zu können, und den Mut aufzubringen, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Statt an etwas festzuhalten, lässt man sich vom Ufer in die Mitte des Flusses treiben. Mit Achtsamkeit kann man so der Wunder des Lebens gewahr werden. Wenn man sich vor dem Guru oder Lehrer verbeugt oder sogar die Stirn auf den Boden legt, nimmt man Kontakt mit der Erde auf (Demut aus dem Englischen: Humility von humus, Erde). Sich erden und verbinden, lässt einen erkennen, dass man in Verbindung mit allem anderen steht. Man nimmt sich so an, wie man ist, stoppt die Selbstoptimierung und wird mitfühlend (Maitri) und verständnisvoll mit anderen. Mit Disziplin und Ausdauer schafft diese Verbindung Klarheit im eigenen Leben.
Mit Yoga im Fluss sein
Eine fließende Yoga-Praxis (Vinyasa) liefert ebenfalls einen kraftvollen Ansatz zur Selbstermächtigung, weg von den Reizen im außen, hin zum wahren Wesenskern. Man schafft Wohlwollen mit sich selbst und anderen, Abstand und Gelassenheit für die Herausforderungen des Alltags. Dadurch kann sich das Herz öffnen und man erkennt: Alles fließt und nichts bleibt, wie es ist. Laut Heraklit kann man „nicht zweimal in denselben Fluss steigen“, denn Fluss und Mensch ändern sich ständig und Leben bedeutet Veränderung.