Anna Trökes „Die kleine Yoga-Philosophie“

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Wer eine Weile die Segnungen des Yoga genossen hat, beginnt sich zu fragen, was es denn mit diesem merkwürdigen System auf sich hat. Wie kommt es, dass man sich so gut entspannen kann? Wer hat sich das alles ausgedacht? Zum Glück gibt es Philosophen, Yogagelehrte und Yogalehrende, die uns diese alten Quellen zugänglich und anschaulich machen können.

Anregungen aus alten Quellen

Sich in alte Yoga-Texte zu vertiefen ist nicht einfach, wenn man kein Sanskrit beherrscht. Ansonsten gibt es durch die englische Kolonialmacht die Möglichkeit Übersetzungen zu finden. Dazu muss man immerhin Englisch können. Toll ist es, wenn sich das schon jemand vorgenommen hat, der es auf unsere Zeit und Gesellschaft für uns herunterbrechen kann. Georg Feuerstein war gebürtiger Deutscher und sein großes Vermächtnis ist ein fundierter Wälzer über die Yoga-Tradition. Man kann damit selbst zu forschen beginnen! Leichter machen es uns  Ralph Skuban und Anna Trökes.

Anna Trökes „Die kleine Yoga-Philosophie“

Anna Trökes "Die kleine Yoga Philosophie" © O. W. Barth

Anna Trökes „Die kleine Yoga Philosophie“ © O. W. Barth

Anna Trökes hat Yoga-Philosophie aufbereitet und stellt sie uns als „kleine Yoga-Philosophie“ zur Verfügung. Dabei gelingt ihr das große Experiment, einen Praxisbezug zu unserem Alltagsgeschehen herzustellen. Man kann dadurch die Philosophie im Zusammenhang und im Zeitbezug verstehen. Die alten Quellen und Texte werden präsentiert und für uns in Zusammenhang gebracht: Erst rein geschichtlich, dann ausführlich inhaltlich. Die Veden und die nachvedische Zeit des Vedanta, die Upanishaden, die Bhagavadgita aus dem Epos Mahabarata. Das ganze Philosophie-Denkgebäude von Vedanta und Samkhya fasst sie für uns genauso zusammen wie Patañjalis Yoga Sutra.

Tantrismus und Hatha-Yoga

Bis dahin war der Übende immer nur dabei, Leid zu beenden oder zu vermeiden und am besten das Körperliche Dasein hinter sich zu lassen. Tantrismus und Hatha-Yoga dagegen wenden sich wieder dem Leben zu. Das Wissen erlangt der Schüler nur von seinem Lehrer-Guru, er wird von ihm eingeweiht, und die Mystik findet wieder Eingang in diese Lehren. Die Hatha Yoga Pradipika wurde so formuliert, dass sie nicht jeder verstehen kann. Man denkt es geht um Sex, dabei ist mit weiblich und männlich die Energien bezeichnet, die in der Vereinigung die Transformationen des Geistes bewirken. Dabei bezieht Anna Trökes sich immer auf den Yoga, um nicht nebulös abzudriften und konkret zu bleiben. Schwere Kost, gut aufbereitet: Zu jedem Teil gibt es eine Einleitung, einen Überblick über die Ursprünge, die Grundlagen oder eine Definition, und am Ende des Kapitels einen aktuellen Bezug oder eine kritischen Blick auf die Texte.

Yoga-Philosophie im Alltag

Der Weg begann mit einzelnen Asketen, später schlossen sie sich spirituellen Gemeinschaften an bis die Lehren in die Gesellschaft integriert wurden. Diese gelebte Spiritualität fasziniert heute immer mehr Menschen auch bei uns. Vom Lehrer zum Schüler, von der Gruppe in den Alltag, entdecken auch wir im Westen das Halt gebende Element des Yoga. Er kann begleiten, anleiten, zum Denken anregen und Fragen beantworten. Yoga ist unerschöpflich und jeden Tag wieder neu. Selbst wenn man nur Körper- und Atemübungen macht, wird dadurch mehr Klarheit gewonnen. Möchte man jedoch sein Wissen vertiefen, stehen uns alle Texte zur Verfügung, das einstige Geheimwissen ist heute allen zugänglich.

Annette Bauer

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