Zweifel durch Yoga überwinden

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Zweifel bringt einen dazu, Behauptungen zu hinterfragen. Das ist erst mal sinnvoll. Wenn man jedoch nur noch hinterfragt, wird man unsicher und unzufrieden. Da kann Yoga helfen (Sie dürfen auch zweifeln!)

Was ist Zweifel?

Das Wort beinhaltet die Zahl zwei und kommt aus dem Altmittelhochdeutschen: “Zwifal” bedeutet Misstrauen, Ungewissheit oder Bedenken. Zweiheit oder Dualität ist die Grundursache für unser Dasein. Aus der Einheit ist die Zweiheit hervorgegangen. Erst mal ist Zweifel eine gute Sache, man überlegt noch mal und hinterfragt einen Sachverhalt oder eine Behauptung. Wichtig ist jedoch, dass man bei allem Hinterfragen auch wieder den Weg zur Einheit findet. Manchmal ist das nur der kleinste gemeinsame Nenner. In einer anderen Situation kommt man über das Meditieren zurück zur Einheit. Ein wunderschönes Gedankenspiel! Und doch wird im Yoga gelehrt, dass man alle yogischen Prinzipien erforschen (und verifizieren) und nicht einfach vom Yogalehrer übernehmen soll. So steht es geschrieben:
“Üben in Disziplin, Selbststudium und Hingabe wird Kriya-Yoga genannt.”
(Yoga Sutra 2.1)

Zweifel durch Yoga überwinden

Und das ist auch gleich die Erklärung: Mit Yoga lernt man, auf wissenschaftliche Art zu hinterfragen. Man überprüft das Gehörte durch Ausprobieren und Quellenstudium. Stellen Sie sich vor, sie möchten bei Amazon etwas kaufen. Geht man nur nach den Sternen, die alle gut sind, kauft man sofort. Liest man aber die Bewertungen, bekommt man andere Aspekte über das Produkt gezeigt, die man vielleicht nicht bedacht hatte. Und wenn man dann noch auf seine Intuition hört, also in sich hineinhorcht (ob man das überhaupt braucht!), trifft man unter Umständen noch mal eine ganz andere Entscheidung. Deshalb ist auch das Selbststudium im Yoga so wichtig. Macht man das nur ab und zu, wird man daraus keinen tieferen Nutzen ziehen. Also kommt noch Disziplin ins Spiel: Hinterfragen Sie sich selbst regelmäßig, lassen Sie in Ihren Bemühungen nicht nach, sonst treffen Sie Entscheidung nur auf einer äußeren Ebene. Bei den Yoga-Übungen selbst ist es jedoch ab einem gewissen Punkt hinderlich, immer zu zweifeln.

Zweifel, yogisch betrachtet

Übermäßiger Zweifel gilt als eines der Hindernisse auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. Er versetzt das Bewusstsein in Unruhe und bringt einem vom Weg ab. Durch Umgang mit weisen Menschen, die weiter sind auf ihrem Weg, durch das Selbststudium und dem Studium religiöser Schriften, kann man lernen, Zweifel aufzulösen. Zusätzlich braucht es noch die Fertigkeit der Unterscheidung (Viveka), um gänzlich Erkenntnis zu erlangen und wieder ins Vertrauen zu kommen. Was bedeutet das? Gemeint ist hier das geläuterte Herz, dass durch Meditation den Zweifel auflöst. Ist mein Weg der richtige? Ja! Denn es ist mein Weg, den ich gehe. Andere waren auch schon vor mir dort, also kann er nicht falsch sein. Treffe ich die richtige Entscheidung? Ja, immer. Es ist wie es ist.

Mit Zweifel richtig umgehen

Man darf auch an etwas glauben. Denn nur so kommt man wieder in Vertrauen oder Ishvara Pranidhana. Der Umgang mit Zweifel kann verschiedene Folgen haben:

  • Er schafft Klarheit durch neues Faktenstudium. Das wäre schon mal gut.
  • Man wird unsicher und lähmender Zweifel blockiert alles. Dann ist es wichtiger, aus Aus der Ohnmacht ins Handeln zu kommen. Bewegung, egal welche, hilft jetzt. Wie wäre es mit atmen?
  • Über Entscheidungen im Nachhinein zu zweifeln ist kontraproduktiv. Im Jetzt und Hier schaut man auf das, was ist. Im Yoga gibt es kein Konzept von Scguld wie im Christentum. Karma ist die Handlung, die mich hierhin geführt hat. Karma wird mich auch wieder herausführen, bis ich das Rad der Wiedergeburten verlassen kann. Ich muss mich nur stets bemühen!

Was kann ich jetzt zum Besten aller Beteiligten tun? Der Trick und die Glücksformel sind, die Erwartungshaltungen auf Null zu setzen. Das Glück liegt im Annehmen, was ist. Um dahin zu gelangen, muss man diszipliniert dranbleiben. Das schmeckt nicht jedem in unserer Gesellschaft. Wenn man aber die Verantwortung für sich selbst und seine Handlungen übernimmt, fällt sie auf einem Male ganz leicht!

 

Annette Bauer

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