Energie: Pranamaya Kosha

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Man übt nicht für einen Grund oder Zweck, sondern aus Hingabe an das große Ganze. Nur dann hat Yoga Sinn. Mit Pranayama, den Techniken des Atems, arbeitet man im Pranamaya Kosha, der Energiehülle.

Yoga der Energie

Schreitet man auf dem Yogaweg voran, fühlt man sich vielleicht anderen überlegen. Das ist aber ein Trugschluss, wir können uns nur mit und unter anderen entwickeln. Nach Annamaya Kosha kommt die Atem- oder Energiehülle, Pranamaya Kosha. Man fütter sie “füttert” mit Prana, der Lebensenergie, und erhält dadurch Vitalität und Gesundheit. Man kann diese Hülle beispielsweise auch mit Akupuktur erreichen. In dieser Ebene kultiviert man ebenso seine Gefühle und lernt, seine Emotionen zu meistern. Dazu muss vorher der Körper durch Asanas vorbereitet worden sein, um die viele Energie, die man mit Pranayama im Körper anreichert, auch aufnehmen und lenken zu können. Das wird oft unterschätzt und kann bei den zu eifrigen Schülern von Kopfschmerzen bis zu spiritueller Verwirrung führen! Man sollte also mit Anleitung eines Lehrer Pranayama langsam einführen und dabei genau beobachten, wo die Grenze ist.

Pranamaya Kosha: Den Atem wie eine Geliebte locken

“Licht auf Yoga” von B.K.S. Iyengar © O. W. Barth

In B. K. S. Iyengars Buch “Licht fürs Leben” beschreibt er, wie man mit dem Atem im Pranayama umgehen sollte, damit man es richtig macht. Der Körper muss stabil und dabei bis in jede Zelle entspannt sein, damit man den Atem einladen kann. Es ist kein Einsaugen der Luft oder hörbares Ausatmen, man lässt ihn zu und gibt sich dem Spiel hin, als würde man eine Geliebte locken. Damit beginnen die Techniken des Pranayama und führen weiter in der Erforschung Pausen nach der Ein- bzw. nach der Ausatmung: Die Pause nach der Einatmung bringt die Energie, das Prana, in den Körper. Sie wirkt wie das Leben belebend! Die Pause nach der Ausatmung jedoch lässt uns Angst vor Auslöschung und Tod erkunden. Der Atem wird nicht einfach angehalten, sondern die Pause wird sanft ausgeweitet bis der Einatemimpuls wieder einsetzt und wir neu geboren werden.

Sechs Hindernisse auf dem Weg nach innen

Bevor man weiter nach innen gehen, muss man sich mit Begierde, Wut, Gier, Besessenheit, Stolz und Hass auseinandersetzen. Ein Spass der Sonderklasse! Meist entstehen des Hindernisse, weil man sich nicht dem Fluss des Lebens hingeben kann, etwas anderes möchte als das Leben anbietet oder aus Angst vor Veränderungen. Mit Asanas nutz man den Körper zur Kultivierung des Geistes, beispielsweise beruhigt sich der Geist, wenn man länger eine Vorbeuge hält, und erlernt damit Selbstbeherrschung.

Kontrolle über Emotionen

Mit der Kontrolle über die Emotionen geht man viel Gelassener mit den Aufs und Abs des Lebens um. Diese sechs Hindernisse sind Emotionen mit hoher Energie, die man umwandeln und für die Reise nach innen nutzen kann. Yoga sucht dazu Lösungen und vermeidet jede Schuldzuweisung, denn diese Emotionen sind schlichtweg menschlich und sollen nicht unterdrückt werden. Im Pranamaya Kosha kommen wir an diese Gefühle heran und können ihre Energie umwandeln. Manche dieser Gefühle bewahren wir im Geiste auf, können sie immer wieder abrufen und schleppen sie durch unser Leben wie eine schwere Bürde. Gesundheit bedeutet, alle Gefühle wie Wolken vor der Sonne vorbeiziehen zu lassen.

Umwandlung der Gefühle

Das ist also die große Übung: Begierde und Lust umzuwandeln in Liebe und Treue, denn durch die Liebe zu einer Person erfährt man die allumfassende Liebe. Die Bewahrung der Tugend schafft Integrität bedeutet, man wird nur ernst genommen, wenn man sich angemessen verhält. Stolz wiederum ist das Ego in Aktion: Statt in Demut etwas gut auszuführen oder dankbar anzunehmen, schreiben wir es uns selbst zu und sonnen uns in dem Ergebnis. In der Besessenheit wird etwas zur Sucht, man möchte es anderen aufzwingen. Ich liebe Yoga, unterrichte und schreibe darüber Artikel, doch zwinge ich das niemanden auf.

Das Ego fühlt sich bedroht

Gegen Wut, Zorn und Groll kann man Gleichmut einsetzen, denn meist flammt Zorn durch eine vermeintliche Kränkung auf. Das Ego fühlt sich bedroht, aber mit etwas Abstand fällt einem auf, ich habe mich einfach zu wichtig genommen. Hass und Neid kann man umwandeln und konstruktiv nutzen, wenn man sie gegen etwas einsetzt, beispielsweise eine Sucht, bei Gefahr oder Ungerechtigkeiten. Und zum Schluss: die Gier. Eigentlich ist es nur der Appetit nach Leben, alles was aber zu viel wird ist Gier und ungesund. Die Lösung ist, einen angemessenen Umgang in allem zu finden. Im Atem liegt die Essenz des Lebens, die man wie “den Duft einer Blume aufnehmen würde, zart, tief, mit Empfindsamkeit und dankbarer Wertschätzung” ( B. K. S. Iyengar).

Weiter gehts mit “Noch drei Koshas bis zur Glückseligkeit”.

Annette Bauer

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