Gemeinschaft schafft Bewusstheit

Lesedauer 5 Minuten

In diesen Corona-Zeiten wird es besonders deutlich: Wir brauchen andere, um uns selbst zu erkennen. Erst die Gemeinschaft schafft mehr Bewusstheit und deshalb pflegen wir im Yoga besonders den Gruppenzusammenhalt.

Teams, Gruppen und Gemeinschaften

Vielleicht hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass es in einer Gruppe mehr Spaß macht, dass es sich leichter lernt und du eher dranbleibst. Vielleicht warst du mal in einer Lerngruppe oder kennst die Arbeit im Team von deinem Arbeitsplatz. Es geht dabei nicht nur darum, ein gemeinsames Ziel festzulegen, sondern dranzubleiben, sich ausrichten zu können und konzentriert zu sein. Das gelingt einfach besser gemeinsam und schafft eine größere Motivation.

Kein Wunder also, dass die Kula, also die yogische Gemeinschaft, einen so hohen Stellenwert in der Yogapraxis einnimmt. Denn das schafft BewusstheitDas Gegenüber spiegelt mich. Als Kinder lernen wir durch Spiegelneuronen und in der Jugend ermöglicht uns die Gruppe, uns auseinanderzusetzen. So setzt dich das später im Leben fort. Wir werden uns selbst erst durch andere bewusst. Und auch im Alter ist es gut, Feedback zu erhalten und sich auszutauschen. Wir erklären uns und anderen die Welt und ohne neue Perspektiven köcheln wir nur im ewig eigenen Saft…

Zwangsgemeinschaften gestalten

Neben Yoga gibt es noch andere Gemeinschaften. Manche sind Zwangsgemeinschaften, wie bei der Arbeit. Da ist es wichtig, die Verbundenheit zu pflegen, sich auch menschlich einzubringen. Sonst hat man das Gefühl von Sinnlosigkeit und auch die Selbstwirksamkeit bleibt auf der Strecke, wenn man sich nicht Gehör verschafft und sich nicht einbringen kann. Immerhin verbringen wir ein Drittel unseres Leben bei der Arbeit. Manchmal ist es mehr Zeit als du mit deiner Familie oder dem Partner verbringst.

Ich war früher auch eher anders drauf: Ich bin aus dem Bett gesprungen, kurze Dusche und dann ungefrühstückt zur Arbeit gebraust. Erst als ich das erste Wort an die Kollegen richtete, wurde mir bewusst, wie es mir an dem Tag ging. Das hat dazu geführt, dass ich meine Laune nicht im Griff hatte und ungefrühstückt ist kein guter Zustand für Konzentration, Offenheit und Aufnahmefähigkeit. Zugrunde lag der Glaubenssatz, dass Arbeit keinen Spaß macht, Geld hart verdient werden muss. Also Kopf runter und durch! Als Vorbild diente mir meine Mutter, die nach der Arbeit erschöpft auf dem Sofa zusammenklappte und am Wochenende oft Migräne hatte. Seitdem beschäftigt mich auch das Thema Energie, aber das nur nebenbei.

An einem meiner muffeligen Tage sprach mich ein Kollege an. “Annette, du musst hier nicht arbeiten, wenn es dir keinen Spaß macht. Wir sind hier nicht für deine gute Laune zuständig.” Das hatte gesessen und ich musste ihm völlig zustimmen. Ein Beispiel dafür, wie ein Team oder ein Gegenüber für Feedback sorgen kann. Es hat mir geholfen, mir überhaupt selbst bewusst zu werden. Du erinnerst dich: Gemeinschaft schafft Bewusstheit! Ich habe mir meine Abläufe angeschaut und mein Leben verändert. Zuerst graduell: Früher aufstehen, um einen Tee zu trinken. Und kurze Zeit später kamen Yoga- und Atemübungen dazu. Daraus folgte, dass ich abends nicht mehr so lange unterwegs war und insgesamt sanfter mit mir umging. Sicherlich kam das nicht nur von dieser einen Bemerkung. Sie war aber der Auslöser, mal genauer hinzuschauen und etwas zu verändern.

Um einen Sinn für eine Gruppe zu entwickeln, setze ich auf Yoga. Was kennst du noch für Möglichkeiten oder Techniken, um eventuelle Zwangsgemeinschaften angenehmer zu gestalten?

Veränderung ist möglich

  • Also ich habe gelernt, dass Veränderung bei mir selbst ist möglich ist.
  • Bewusstsein erhöht sich durch das Gegenüber und noch besser in einer Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel.
  • Yoga bringt den Geist zur Ruhe.
  • Im Alltag kannst du davon profitieren, denn Entspannung und Gelassenheit aus dem Yoga können auf alles im Leben übertragen werden.

Habe ich noch etwas vergessen?

Der Atem als Anker im Yoga

Im Yoga bereiten die körperliche Übungen auf die Konzentration vor. Die Konzentration wiederum bereitet auf den Rückzug der Sinne vor und das führt in die Meditation. Dazu nutzen wir den Atem: Er soll lang, fein und ruhig sein. Asanas und Pranayama geleiten dich in die Meditation, sind aber nicht getrennt von ihr zu sehen. Yoga ist mehr eine Meditation in Bewegung, die hinführen soll auf das Sitzen in Stille. In der Gemeinschaft und unter Anleitung fällt das eben leichter. In diesem Falle ist die Gruppendynamik eine Bewegung hin zu mehr Ruhe. Klingt paradox, was?!

Atem dient als Brücke zwischen Körper und Geist, du kannst zum Beobachter werden und hast immer die Wahl: Reagieren ich oder nicht? Alles ist da, du kannst entscheiden, ob du auf einen Gedanken oder ein Gefühl eingehst oder es “nur” beobachtest. Denn nur mit Abstand zu Gedanken und Gefühlen gelingt die Beobachtung. Darin liegt die Chance für dich, im Hier und Jetzt anzukommen. Gehen wir in Verbindung mit Gedanken und Gefühlen, trägt es uns in die Vergangenheit oder Zukunft. Im Beobachten und Geschehenlassen liegt die Kraft des Gleichmuts und der Gelassenheit!

Anfänger benötigen einen Fokus: das kann Atembewusstsein oder Atemachtsamkeit sein, der Atemraum, ein Klang, ein Mantra oder das Beobachten der ziehenden Gedanken. Jeder sucht sich seinen eigenen Fokus für die Meditation. Man sollte bei seiner Wahl über Monate und Jahre bleiben, um ihn und die Ruhe wirklich zu vertiefen. Bei mir ist es der Atem: Ich komme immer tiefer durch meine Atembeobachtung in die Versenkung. Irgendwann kann ich den Fokus dann auch loslassen, denn auch er ist nur ein Werkzeug. Ein ständiger Fokus auf die Methode hält uns an der Oberfläche, so ist es gewollt, am Ende alles loszulassen.

Gemeinschaft schafft Bewusstheit

In einer Gemeinschaft synchronisiert man sich und kommt in einem gemeinsamen Bewusstseinsfeld an. Dabei hilft die Unterstützung eines Lehrers, allein schweift man doch leichter ab. Es muss ja nicht der Zenmeister mit einem Stock sein. Aber in einer Gruppe merkt der Lehrer, was bei den Teilnehmern gerade möglich ist und kann anleiten, tiefer zu gehen, ruhiger zu werden. So im Feld angekommen, trägt die Energie der Gruppe dich weiter und du gelangst tiefer in die Entspannung und also zu dir selbst. Erst in der Ruhe ist es erst möglich, sich zu reflektieren und neue Perspektiven zuzulassen. Perspektiven bietet der Lehrer an oder entstehen in Gesprächen mit den anderen Übenden. Sie dienen als Abgleich des Erfahrenen und schaffen neue Ausblicke. Das kannst du dir wie eine gemeinsame Wanderung oder Exkursion vorstellen: Man besteigt gemeinsam Hügel, durchforscht die Steppe, buddelt auch schon mal etwas aus und schaut es sich gemeinsam an.

Und das alles nehmen wir mit, um im Alltag die Kraft der Gelassenheit nutzen zu können: Gemeinschaft schafft Bewusstheit, denn dieses Wissen bringt dich mit dir selbst in Kontakt. Im Alltag kannst du dich immer öfter daran erinnern und das Gelernte auch auf andere Menschen anwenden. Haben dich schon mal Freunde oder Kollegen gefragt, weil du so entspannt wirkst, was du in letzter Zeit so machst? Dann weißt du, dass es wirkt. Und noch besser, du merkst es selbst, wie du anders reagierst, nicht mehr auf kleine Bemerkungen anspringst und im Auge des Orkans gelassen bleibst. Dieses Gefühl von Zugehörigkeit entsteht durch Verbundenheit. Es schützt dich vor Stress, denn du weißt, du bist nicht allein. Du verstehst auch, dass es anderen auch so geht und entwickelst mehr Mitgefühl. Ein offenes Herz schafft Vertrauen ins Leben und ist eine Voraussetzung, um mit Stress besser klarzukommen.

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Annette Bauer

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Annett am 7. März 2021 um 10:10

    Super 🙂 Ich mag was und wie du schreibst: So wahr, so klar, so authentisch: JA! So ist es, das kenne ich auch- Die Gruppe ist mein Spiegel- selbst die kleinste Gruppe- meine Kinder und ich… es hat immer etwas mit mir zu tun, was ich erlebe- das ist spannend, interessant und nicht immer angenehm!
    LG in einen wunderschönen Sonntag für dich.

    • Veröffentlicht von Annette Bauer am 8. März 2021 um 7:31

      Herzlichen Dank für deine Gedanken und dass es dir gefällt, wie ich schreibe. Und ja, Gruppe heißt nicht immer Kuscheln! Aber ich kann mich immer beziehen und bin verbunden mit mir und anderen. Ich wünsche dir eine tolle Woche!

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