Aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung weiß ich, wie schlimm Migräne ist. Davon, wie ich aus der Nummer rauskam und welcher Knoten platzen musste, berichte ich heute.
Meine lange Reise aus der Nacht…
Von einer schulmedizinischen Schmerzklinik über Naturheilkunde bis Homöopathie, Yoga und Ayurveda habe ich alles ausprobiert. Am Ende sind es eben nicht nur die Mittel, die man nehmen kann, sondern das Verständnis, dass ich für diese Erkrankung entwickeln musste.
Ein Arzt hat mir die Krankheit so beschrieben: Jeder hat Antennen für seine Umgebung, aber bei Migränikern gibt es keine Filter. Sie nehmen viel mehr auf, als für sie gut oder verarbeitbar ist. Das half mir zu verstehen, wie ich besser damit umgehen kann und muss. Allerdings war es da noch ein weiter Weg, das Wissen umzusetzen. Erleichterung brachten beispielsweise Triptane, die dann jedoch sogenannte Rebound-Kopfschmerzen, “zurückprallende” Kopfschmerzen, verursachten. Daraufhin hatte ich nicht nur 6 Tage im Monat Kopfweh, sondern 22 Tage.
Auf meine Idee, es doch mal mit einer Ernährungsumstellung zu probieren – also nur das Weglassen von Kaffee – meinte der Schmerzmediziner: “Das wäre ja eine zu große Einschränkung Ihrer Lebensqualität”, und empfahl mir eine Prophylaxe mit Opiaten. Seit dem behandle ich mich lieber selbst. Ich habe einen kalten Entzug von Triptanen und Kaffee gemacht – blöde Idee, bitte NICHT nachmachen –, denn ich war zwei Wochen richtig krank. Seitdem habe ich “nur” zyklusbedingt bis zu 6 Tagen Kopfweh im Monat. Für mich ist das ein Fortschritt.
Die Migräneattacken nahmen dann wieder durch eine neue Arbeitsstelle zu. Stressbedingt hatte ich fast jedes Wochenende Migräne. Eine Ayurvedakur hat mich wieder geerdet. Das hielt eine Weile einigermaßen vor. Doch erst als ich meinen Job verlor, hörte die Migräne auf. Jetzt, mit dem zunehmenden Östrogenabfall und den Wandeljahren, nehmen die Migräne-Episoden wieder an Fahrt auf, jedoch nicht mehr in dieser Intensität: Ich muss nicht mehr drei Tage im Bett liegen. Trotzdem ist es wieder Zeit, hinzuschauen, was ich jetzt für mich tun kann, mit Neugier und Mitgefühl.
Migräne & Yoga: Die Kontrolle zurückholen
Migräne gibt es seit Menschengedenken. Belege finden sich dafür schon im 6. Jahrtausend vor Christus bei den sumerischen, babylonischen und assyrischen Kulturen. Heute betrifft Migräne immerhin 10 Prozent der Weltbevölkerung, also auch 8 Millionen Menschen in Deutschland. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Meist tritt die Erkrankung zwischen dem 25. und dem 45. Lebensjahr auf.
Der erste Schritt ist natürlich erst mal zu erkennen, ob es Migräne ist: Migräne-Kopfschmerzen sind pochend und treten meist auf einer Seite des Kopfes auf. Es gibt ferner häufig Begleiterscheinungen wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Übelkeit und die berühmte Aura, die aber nur bei 15 bis 25 Prozent der Migräne-Patienten vorkommt.
Die Menschen, die es betrifft, leben mit ihrem Schmerzen in einem eigenen Kosmos oder schlimmer, in ihrem eigenen Gefängnis. Für nicht kopfschmerzanfällige Menschen ist das oft nicht nachzuvollziehen, was da vor sich geht. Im schlimmsten Falle wird man als Simulantin angesehen.
Stress & Ernährung
Auch wenn es “nur” heftige Kopfschmerzen sind, Schmerz bedeutet “Stopp”! Für dich gilt jetzt Innehalten, Pause zu machen und den Auslöser herauszufinden.
Stress kann durch dein Umfeld, aber vor allem durch dich selbst entstehen: Du willst zu viel erledigen, hast zu spät angefangen, machst dir Druck, besonders gut zu sein. Er kann aber auch durch Nahrungsmittel hervorgerufen werden. Zu wenig, zu unregelmäßig oder zu viel von einer Sache bringen deinen Körper in Stress. Bei Migräne kannst du häufig auch Nahrungsmittel identifizieren, die dir jedes Mal einen Migräneschub bescheren. Anders als gedacht, gehört Schokolade in den meisten Fällen nicht dazu. Wie schön!
Die bekannten Auslöser (Trigger) sind Käse, Alkohol, Essig, Kaffee, Milchprodukte, manche Südfrüchte – und Hormone. Vielleicht verträgst du davon alles, nur nicht an allen Tagen und auch nicht in Kombination mit weiteren Stressoren. Dazu gehören auch Schlafmangel, Jetlag, Temperatur-, Klima- oder Wetter-Schwankungen, uvm.
Nein sagen & Rückzug
Nun hast du deine Ernährung angepasst und deinen persönlichen Stress im Griff. Dann kann es immer noch sein, dass du deine gute Erziehung oder deine Angst dich Dinge für andere tun lässt, die Migräne auslösen. Also geht es nochmal um den inneren Druck: Nein sagen ist eine schwierige Übung für viele Menschen. Das darfst du dann mal üben.
Manchmal ist es auch einfach das, was dir nicht gefällt, zu benennen. Sprich es aus!
Das Unterdrücken macht, wie das Wort schon sagt, “Druck”. Nicht gut für Kopfschmerz- und Migränepatient*innen. Oder hast du eine Arbeit, die du nicht magst, Stress mit einem Kollegen? Auch das trägt zu Migräne oder Kopfschmerz bei.
In Bewegung kommen
Bewegung im Akutzustand geht bei Migräne gar nicht! Und wenn sich der erste Kopfschmerz ankündigt, hat man meist auch keine Lust auf Sport. Aber genau dann ist etwas leichte Bewegung wirklich gut. Leichte Dehnübungen, Yoga, Spazierengehen oder sogar manchmal leichter Ausdauersport – die Betonung liegt auf leicht.
Also Joggen hämmert noch mehr in den Kopf, dann versuch es mit zügigem Gehen. Für mich habe ich entdeckt, dass meine Migräne mit meinem Zyklus und der Stagnation kurz vor der Mens zu tun hat. Komme ich in Bewegung, wird es für mich nicht so schlimm. Dabei muss ich aber auch immer den Zeitpunkt abpassen. Das klappt also nicht immer. Finde das für dich heraus – aber legt dich zu Beginn nicht nur ins Bett!
Migräne – ayurvedische betrachtet
Auch in den ayurvedischen Schrift ist Migräne schon vor 5000 Jahren belegt. Danach kann Kopfschmerz ein Zuviel an Hitze und Druck im Kopf (Pitta) oder Nervosität bedeuten und eine Stauung (Vata) sein. Kommen noch Symptome wie Übelkeit und Erbrechen dazu, spielt auch Kapha eine Rolle. Aus ayurvedischer Sicht resultieren Kopfschmerzen aus dem Lebenswandel. Je nach Ausprägung müssen dann unter Umständen alle drei Doshas behandelt werden:
- Vata: wechselnder Schmerz, Nervenschmerzen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Tritt auf bei Fasten oder unregelmäßig essen auf. Vata-fördernde Speisen ist trockene, kalte und saure Nahrung.
- Pitta: Hitze, Druck, Lichtempfindlichkeit, Sodbrennen, alle brennenden Empfindungen. Wenn du dich zu sehr auspowerst und Stress hast, kommt es zu einem Pitta-Überschuss durch muskuläre Verspannungen, die durch unterdrückte Wut, Traumata oder Gefühle entstehen.
- Kapha: Übelkeit, Erbrechen, Gefühl von Schwere in Kopf und Körper: Zu lange Schlafen und fettiges Essen verschlimmern die Kopfschmerzen. Fasten und Bewegung sind hier angeraten – aber NICHT im Akutzustand, sondern im gesamten Lebenswandel!
Ayurvedische Behandlung
Der ayurvedische Behandlungsansatz ist natürlich individuell. Es wird der Mensch behandelt, nicht die Krankheit. Dazu geht man am besten zu einem Ayurveda-Arzt oder -Heilpraktiker.
Bei uns dominieren eher die Vata-Störungen. Deshalb sind Behandlungen meist darauf ausgerichtet: Vata-Ernährung mit speziellen Kräutern, Massagen und vor allem tägliche Fußmassagen zum Runterkommen, Ölziehen, Nasenöl und besonders Regelmäßigkeit im Leben. Egal ob die gleiche Zeit für Frühstück, Mittag oder Abendessen, man sollte auch immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen und schlafen. Das kannst du trainieren!
Weitere Unterstützung gib es zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Migränegesellschaft. Oder in meinem
Workshop am kommenden Samstag
Meine Entdeckungsreise zum Thema, Idee und Ansätze möchte ich gern mit dir teilen, um dir wieder mehr Kontrolle an die Hand zu geben: Nach einer locker-leichten Yoga-Praxis mit entspannenden Atemtechniken sprechen wir über mögliche Ansätze und Ideen für dich im Alltag.
Mit Yoga Nidra vertiefen wir dann, was du für dich verändern und manifestieren in deinem Unterbewusstsein möchtest. Vielleicht sehen wir uns beim Workshop und können uns dann austauschen. Weitere Infos & Buchung.
Wenn du nicht zum Workshop kommen kannst oder magst, erzähl mir trotzdem gern von deinen Erfahrungen: Buche für einen Austausch mit mir einen kostenlosen Zoomcall. Jetzt buchen!