Yoga gegen Schatten und Ängste

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In der Psychotherapie, beim NLP oder Coaching oder in der Körperarbeit fallen irgendwann die Begriffe „Schattenarbeit“ oder „sich seinen Ängsten stellen“. Im Yoga gelangt man über Gefühle und Wahrnehmungen des Körpers auch an diese Schichten.

Sich weit machen

Dabei ist gar nicht wichtig, wie man es nennt, denn nur der Geist benötigt für alles ein Label. Yoga und Achtsamkeitstraining sind interessante Methoden, bei denen man das Wahrgenommene nicht Intellektualisiert. Man erspürt mit dem Atem. Manche Ängste sind einem gar nicht bewusst. Unter Schatten konnte ich mir so lange nichts vorstellen, bis ich einen hinter mir gelassen habe. Danach habe ich mich freier und leichter gefühlt, wusste aber nicht so genau warum. Klar, das kann man alles analysieren. Seitdem ich Yoga täglich praktiziere, habe ich jedoch diese Erfahrung öfter machen können: Beispielsweise kann man mit der Heldenstellung und Rückbeugen depressive Verstimmungen angehen, indem man die Arme weit öffnet und die Brust dehnt. Es macht wach und neugierig so zu stehen. Dabei ist mir klar geworden, dass Arme eng am Körper und runde Schultern an sich schon Niedergeschlagenheit herstellen.

Yoga gegen Schatten und Ängste

Im Yoga setzt man bewusst Atem, Konzentration und Körperhaltungen ein, um unterschiedliche Zustände hervorzurufen. Vorbeugen wirken beruhigend, Rückbeugen und Brustöffner anregend. Das kennt man aus dem Alltag auch: Fußballer oder Sprinter reißen beim Sieg die Arme hoch, Verlierer gehen oft gebeugt. Denken Sie an die Fußball-WM 2014, an Lionel Messi. Probieren Sie es doch einfach mal aus, wie gut man sich in einer offenen Haltung fühlen kann, jetzt gleich! Arme hoch, Brust weit und tief atmen! Herrlich! Und wenn Sie diese Haltung einen Moment länger halten, können Sie vielleicht merken, wie sich Selbstbewusstsein und Stärke einstellen. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich vorne am Bug eines Schiffes mit weit geöffneten Armen in den Wind lehnen, gehalten nicht von Leo di Caprio, sondern Ihrer eigenen Stärke. Was immer Sie dabei fühlen, es macht Sie frei und mit dieser Freiheit kann man Schatten und Ängsten begegnen. Übt man das eine Weile, muss man nicht mehr die Arme hochreißen, das Gefühl entsteht einfach so, man ist selbstbewusst und lässt sich nicht mehr so leicht einschüchtern. Warum? Die Ängste und Schatten ziehen Leine!

Yogatherapie und Forrest-Yoga

Bei echten Depressionen sollte man sich helfen lassen. Yoga reicht nicht aus, um sich selbst aufzufangen und der Yoga-Lehrer ist dafür auch nicht der richtige Ansprechpartner. Als begleitende Maßnahme sind Yoga oder Yogatherapie jedoch hervorragend geeignet. Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, einen weiteren Yoga-Ansatz kennenzulernen, der in Richtung Yogatherapie geht: Ich war bei einem Forrest-Yoga-Training. Ana Forrest ist eine US-amerikanische Yogalehrerin und Schamanin und verbindet diese beiden interessanten Philosophien miteinander. Neun Tage lang wurde mehrere Stunden täglich Yoga geübt, in Kombination mit schamanischen Meditationen und Übungen. Jetzt könnte man denken, am Ende des Tages wäre ich platt und kaputt gewesen, aber das Gegenteil war der Fall: Ich hatte so viel Energie wie nie! Man arbeitet sich an den eigenen Grenzen ab, geht aber nicht darüber hinaus, es ist eher ein Ausweiten der eigenen Möglichkeiten. Forrest-Yoga ist eine Kombination aus Yoga mit Psychotherapie oder, wie ich vermute, ein wirklich guter ein LSD-Trip! Man schaut mit einem gesunden Abstand auf sein Leben und fühlt dabei tief hinein, ungeschönt und doch gelassen.

Schatten und Ängsten begegnen

Wenn man sich mit Yoga selbst auf die Schliche kommen möchte, kann man sich bei den Körper- und Atemübungen auf die Gefühle konzentrieren. Dabei stellt man sich Fragen: Was dient mir, was bremst mich? Welche Kräfte stehen mir zur Verfügung? Mir ist dabei einiges klarer geworden und ich gehe wesentlich leichter mit mir um.  Für geübte Yoginis, die die persönliche Herausforderung suchen, kann ich Forrest-Yoga nur wärmstens empfehlen, bei psychischen Probleme rate ich jedoch ohne psychtherapeutische Begleitung davon ab. Allen anderen empfehle ich als persönliche Herausforderung in der Fußgängerzone die Arme in die Luft zu werfen und „Freiheit“ zu schreien. Aber machen Sie das nicht zu oft, sonst kommen die Pfleger und holen Sie ab!

Annette Bauer

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