Wandeljahre: Wechseljahre, Gesundheit und Heilung ayurvedisch betrachtet

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Ayurveda bietet durch einen ganzheitlichen, präventiven Ansatz die Möglichkeit, viele Erkrankungen zu vermeiden, bevor sie entstehen. Dazu muss man allerdings Verantwortung übernehmen.

Was ist Gesundheit?

Die WHO-Definition sieht das ähnlich: “Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.”

Ergänzend kann man dazu aus der Sushruta Samhita Sutrasthana, 15.41 hinzufügen:

“Derjenige, dessen Funktionen von Doshas (Bioenergien),
Agnis (Verdauungsfeuern), Dhatus (Gewebe) und Malas (Ausscheidungsprodukte)
im Gleichgewicht sind, und der in Selbst, Geist und Sinnen fröhlich ist, der ist gesund.”

Das ist doch schon etwas weiter gefasst und bietet konkrete Ansätze. Im Yoga und Ayurveda sind nicht nur ein guter Schlaf und gute Verdauung teil der Gesundheit. Der Geist soll ebenfalls ausgeglichen sein und der Mensch mit Gleichmut handeln. Dazu strebt man eine sattvische Lebensweise an. Sattva ist die ausgeglichene Mitte der drei Gunas zwischen Rajas und Tamas. Man könnte sagen “das Gute zielt durch die Mitte”, denn Übertreibungen sind auf Dauer ungesund. Und das passiert auch in den Zeiten des Wandels: Neusortieren, ein Neuorientieren.

Gesundheit von Körper und Geist

Gesundheit wird im Ayurveda folgendermaßen definiert:

“Gesundheit ist das dynamische Gleichgewicht
der körperlich, geistigen und seelischen Kräfte.”

Mit Yoga möchte man genau das erreichen: Laut Patañjalis Yoga Sutra soll der Geist zur Ruhe gebracht werden. Das reine Selbst kann dann durchscheinen wie durch ein sauberes Glas. Die ständigen Bewegungen des Geistes (Vrittis) verschmutzen dieses Glas und verdecken das innere Strahlen.

Mit dem Yoga Sutra ist uns also ein Handlungsleitfaden an die Hand gegeben, der die Natur des Geistes erklärt und den Weg zu heiterer Gelassenheit und innerem Freiheit weist. Um dort hin zu gelangen müssen wir die Hindernisse kennen und Unterscheidungsfähigkeit (Viveka) erlernen. Schlussendlich muss man Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Das schafft gutes Karma und wir leben das Svadharma und im Einklang mit der Gesellschaft (Dharma). Wer möchte das nicht? Der Geist kann aber nur so rein werden, wenn wir auch rein leben. Hier schließt sich der Kreis zu Sattva.

Gesundheit bedeutet sattvisch leben

Die Basis für Gesundheit ist sattvisch. Das erreicht man durch gute Nahrung und ein stressfreies Umfeld, gute Arbeit, Bewegung und Schlaf. All das wird in den sogenannten Wechseljahren durcheinander gewirbelt. Deshalb sind Frauen aber in diesen etwa vierzehn Jahren nicht krank. Und Yoga und Ayurveda sind wunderbare Ansätze, um uns Frauen in dieser Zeit auf eine Neuorientierung vorzubereiten.

Mit Asanas, Pranayama und Meditation lernen wir, darüber hinaus auch unsere Geist zu erkunden. Ist die Lebensweise rein, kann es auch der Geist werden: Man beobachtet sich selbst und wie der Ich-Macher oder das Ego (Ahamkara) sich abmüht einen vom inneren Licht abzulenken. – Aber nicht mit uns! Denn mit Übung wird der Weg sichtbar, die Zukunft klarer und dadurch strahlender.

Wandeljahre: Wechseljahre ayurvedisch betrachtet

Schauen wir doch mal, was der Ayurveda konkret zum Wandel im Angebot hat: Er begreift diese Lebensphase als den Übergang zwischen der aktiven Phase und dem Loslassen: Es geht darum, sich zu besinnen, was das Wesentliche im Leben ist.

Weiße Haare stehen nicht für das Alt werden, sondern für Weisheit. Nun ist nicht jeder Graukopp weise – sollte sich in dieser Phase jedoch genau damit beschäftigen. In anderen Ländern werden ältere Menschen wertschätzender behandelt als bei uns. Vielleicht mit ein Grund, warum der Wandel den Frauen in diesen Ländern leichter fällt?!

Wandel- bzw. Wechseljahre bei Frauen

Bei uns als Wechseljahre bekannt, sieht man es in der Traditionellen Chinesischen Medizin und im Ayurveda eher als Zeit des Wandels. Der Wandel vollzieht sich zwischen Feuer (Pitta) und Luft (Vata). Das ist für Körper und Geist eine anspruchsvolle Zeit. Besonders, wenn sich der Körper in einem Ungleichgewicht befindet, um so holpriger gestaltet sich die Anpassung an dieses ganz neue Lebensgefühl.

  • Zu viel Feuer: Hitzewallungen und Entzündungen, Gereiztheit und Ungeduld führen zu Ärger und Wut  und körperlich zu Entzündungen: Das sind Pitta-Symptome.
  • Zu viel Luft: Unruhezustände und Schlafstörungen, aber auch Angststörungen, Depressionen und körperlich Nervenschmerzen und vaginale Trockenheit: Das sind Vata-Symptome.
  • Zu viel Erde: Schlimm ist für Frauen oft die Gewichtszunahme, aber auch Antriebsschwäche, Trägheit und neue oder verstärke Kopfschmerzen: Das sind Kapha-Symptome.

Hier setzt Ayurveda für eine geschmeidigen Übergang bei Ernährung, der Lebensweise und mit Kräutertherapien an. Zu Bewegung & Ernährung in den Wandeljahren wird es demnächst einen extra Artikel geben. Aber was ist eigentlich Gesundheit im Ayurveda?

Krankheit, ayurvedisch betrachtet

Die Erkenntnisse des Ayurveda beruhen auf einem ganzheitlichen Menschenbild. Die Gesundheitslehre ist die älteste bekannte der Welt und verfügt über 5000 Jahre Anwendungserfahrung. Die neue westliche Medizin ist erst ungefähr 200 Jahre alt und beruht auf Zahlen, Fakten, Daten – alles was messbar ist. Das bedeutet, der Mensch geht zum Arzt, wenn er Symptome bemerkt.

Der Ayurveda setzt vier Phasen vor der Krankheitsentstehung bereits an: Als Präventivmaßnahme kann man mit dieser altindischen Lehre durch richtige Ernährung, entsprechenden Kräutern und Gewürzen und einem richtigen Lebenswandel vorbeugen.

Noch mal Sushruta Samhita Sutrasthana, 15.41:

“Derjenige, dessen Funktionen von Doshas (Bioenergien),
Agnis (Verdauungsfeuern), Dhatus (Gewebe) und Malas (Ausscheidungsprodukte)
im Gleichgewicht sind, und der in Selbst, Geist und Sinnen fröhlich ist, der ist gesund.”

Was ist Heilung ayurvedisch betrachtet?

Im Ayurveda unterscheidet man sechs Stufen bei der Krankheitsentstehung. Der erste Schritt liegt weit vor den ersten Symptomen, bei der Ansammlung von Störungen. Das bedeutet, der freie Fluss der Energie ist blockiert und entsprechend sammelt sich etwas an. Das merkt man vielleicht noch nicht.

Änderst du nichts an deinem Verhalten oder deiner Ernährung, verstärkt sich die energetische Blockierung. Der Stress im Körper nimmt zu und das Zuviel breitet sich im Körper aus: Das ist dann schon die dritte Phase und wird in der vierten als Unwohlsein wahrgenommen. Erst bei Schritt fünf treten nach außen sichtbare Symptome auf. Der Ausbruch der Krankheit ist das letzte Stadium.

Ayurveda im Alltag

Eine auf die Konstitution zugeschnittene, ayurvedische Tagesroutine (Dinacharya) soll eine Balance der Doshas wieder herstellen. Ein erfahrener Ayurveda-Arzt führt dazu eine gründliche Anamnese wie Puls- und Zungendiagnose und körperliche Untersuchungen durch. Dabei wird ebenfalls der Lebensstil beleuchtet.

Der Arzt oder Behandler gibt Anregungen und bietet dir dann ein Programm mit einem individuellen Ernährungsplan, Yoga, Meditation und speziellen Kräuterpräparaten an. Das alles führt dich in Richtung gut Verdauung und Ausscheidung der krank machenden Ansammlungen – und im Krankheitsfall zur Heilung.

Heilsames Ayurveda und Yoga

Yoga ist für gesunde Menschen gedacht. Im Ayurveda wird er als Unterstützung zur Therapie verstanden. Aber auch Gesunde können Yoga und Ayurveda kombinieren, um Krankheiten vorzubeugen. Dabei schaut sich Yoga-Lehrer oder -Therapeut ebenfalls deine Doshas (Vata, Pitta und Kapha) an.

Wenn du deine individuelle Konstitution kennst, bietet es dir die Möglichkeit, Yoga-Übungen genauer zu kombinieren. Eine gesunde Ernährung, Kräuter und Öl-Massagen können die Yogapraxis wirkungsvoll ergänzen. Die Regeln des Ayurveda stellen also auch hier die Grundlage für ein yogisches Leben bereit.

Medizin der Zukunft

Wie Heilung gelingt, fragt fragt man sich überall auf der Welt. Es gibt immer wieder neue Konzepte und Forschungsergebnisse der modernen Medizin. Die Spezialisierungen schreiten dabei voran. Kombiniert man sie mit dem jahrtausendealten Wissen des Ayurveda, haben wir ein Konzept für die Medizin der Zukunft: Man achte auf das Körper-Geist-Gleichgewicht, auf den ganzen Menschen und auf sein Wohlbefinden: Das ist der Indikator für Heilung, den jede*r von erlernen kann und darf.

Denn ohne Vorbeugung ist die beste Versorgung nichts und die Heilung wird im Vorfeld schon erschwert. Wer nicht die Verantwortung für seinen Lebenswandel übernimmt, muss sich nicht wunder, wenn er krank wird. Ab und zu sündigen verkraften die meisten Menschen, aber andauernd macht es einen krank. Ist der Mensch erkrankt, kann Ayurveda durch seine Ganzheitlichkeit die westliche Behandlung unterstützen.

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Annette Bauer

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