Ayurvedisch in den Frühling

Ayurvedisch in den Frühling kommt man mit leichten Suppen, scharfen Kräutern und viel Flüssigkeit. Andere bevorzugen eine ganze Panchakarma-Kur.
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Die im Winter angesammelte Kälte (Kapha) schmilzt durch die zunehmende Sonne: Wie kommen wir auch körperlich ayurvedisch gut in den Frühling?

Winter adé!

Spürst du es auch schon? Die Tage werden länger, die ersten Sonnenstrahlen wärmen dein Gesicht, und trotzdem fühlst du dich müde, verschleimt und irgendwie träge. Das ist kein Zufall, sondern ein ganz natürlicher Prozess: Die im Winter angesammelte Kälte und Schwere (Kapha) beginnt durch die zunehmende Sonnenkraft zu schmelzen – nicht nur draußen in der Natur, sondern auch in deinem Körper. Der Frühling ist die Zeit des Erwachens, aber auch die Zeit, in der dein Organismus Unterstützung braucht, um die Winterlasten loszuwerden und frisch durchzustarten.

Ayurvedisch in den Frühling

Durch die Kraft der Sonne werden Schnee und Eis zum Schmelzen gebracht, und der Winter taut auf. Genauso bildet sich in deinem Körper vermehrt Kapha – das zeigt sich als Schleim, Schwere und Trägheit. Typisch für diese Jahreszeit sind deshalb Schnupfen, hartnäckige Erkältungen, Frühjahrsmüdigkeit und ein allgemeines Gefühl von Schwere. Dein Körper ist noch im Wintermodus: Das Verdauungsfeuer brennt gemütlich vor sich hin, der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme, und überall haben sich Ablagerungen (Ama) angesammelt. Deshalb ist es in vielen Kulturen weltweit auch die Zeit des Fastens und der Reinigung – vom christlichen Fasten über persische Reinigungsrituale bis hin zu ayurvedischen Panchakarma-Kuren.

Möchtest du dich ayurvedisch gut in den Frühling begleiten, spielen deine individuelle Konstitution (Prakriti) und deine eigenen Störungen und Krankheiten (Vikriti) eine große Rolle. Es gibt keine Patentlösung, die für alle gleich funktioniert. Unterstützen kannst du dich durch eine entsprechende Ernährung, mit Ölen und Kräutern, einer gesundheitsförderlichen Lebensweise und typgerechten Behandlungen. Der Frühling lädt dich ein, aktiv zu werden – aber auf eine Weise, die zu dir passt.

Drei Typen: Nicht jeder Körper ist gleich

Wenn es nach Hochglanzmagazinen ginge, wären wir alle klapprig dünn und würden jetzt eine radikale Detox-Diät machen. Im Ayurveda ist das anders, denn dort unterscheidet man drei Grundtypen (Tridosha), die, auch wenn sie wollten, nicht aus ihrer Haut könnten: Vata, Pitta und Kapha. Aber alle Menschen haben auch alle Anteile dieser drei Konstitutionen in sich.

Aus ayurvedischer Sicht ist nicht jeder zu schwer, der sich zu schwer fühlt – das liegt oft an der individuellen Konstitution und dem natürlichen Körperbau. Daher ist für jedes Dosha eine andere Art des Fastens und der Reinigungskur angeraten.

  • Kapha-Typen, die von Natur aus eher kräftig gebaut sind und leicht an Gewicht zulegen, benötigen eine deutlich kraftvollere Herangehensweise, um den Stoffwechsel anzuregen, als Vata und Pitta. Sie profitieren von scharfen Gewürzen, viel Bewegung und einer reduzierten Nahrungsaufnahme.
  • Vata-Typen hingegen, die oft ohnehin schon dünn und trocken sind, benötigen neben Wärme und aufbauenden Kräutern vor allem nährende Speisen und viel Ruhe. Eine radikale Fastenkur würde sie nur noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Pitta-Typen verbrennen ihre Nahrung gut und brauchen deshalb ebenfalls regelmäßige Mahlzeiten, diese sollten jedoch lauwarm statt heiß sein, um das innere Feuer nicht zu überhitzen.

Dein ayurvedischer Start

  • Du beginnst den Tag mit einem Glas warmem Wasser mit etwas Zitrone und Honig – das weckt dein Verdauungsfeuer sanft auf.
  • Zum Frühstück gibt es keinen schweren Käse oder kaltes Müsli, sondern einen warmen Hirsebrei mit etwas Ingwer.
  • Mittags gönnst du dir eine leichte Gemüsesuppe mit frischem Blattgemüse und scharfen Gewürzen. Du merkst, wie dein Körper langsam wacher wird, wie die Schwere sich löst.

Deine Kanäle brauchen Flüssigkeit

Trinke jetzt ausreichend, um alle Schlacken des Winters herauszuspülen! Die Shrotas, deine feinen Körperkanäle, müssen gereinigt werden, damit Erkältungen und Frühjahrsmüdigkeit keine Chance haben. Dazu kochst du Wasser 15 Minuten lang auf kleiner Flamme, lässt es abkühlen, und wenn es lauwarm ist, fügst du eine Scheibe Ingwer und etwas Honig hinzu. Wer keinen Ingwer mag, nimmt Zitronensaft in sein Honigwasser. Dieses einfache Getränk ist wie ein innerer Frühjahrsputz – es spült Schlacken aus, regt die Verdauung an und wärmt dich von innen.

Die richtige Ernährung

Wie im Herbst und Winter sind gute Suppen jetzt das Allheilmittel, denn du musst dein Verdauungsfeuer mit leichten Speisen und Gewürzen langsam und vorsichtig anheizen. Stell dir dein Verdauungsfeuer (Agni) wie ein Lagerfeuer vor: Wenn du es nach einer kalten Nacht neu entfachen willst, würdest du nicht dicke, nasse Holzscheite drauflegen, sondern erst mit kleinen, trockenen Zweigen beginnen. Später kann das Feuer, wenn es gut lodert, sogar feuchtes Holz verbrennen. Genauso verhält es sich mit deiner Verdauung im Frühling.

Zur guten Verdauungsfeuer-Ernährung nimm Getreide wie Gerste und Hirse, iss aber auch Hülsenfrüchte und junges Blattgemüse – all das ist leicht verdaulich und gleichzeitig nährend. Bei den Gewürzen darf es jetzt etwas schärfer sein: Pfeffer, Bockshornklee und Senfsamen kurbeln deinen Stoffwechsel an und helfen, angesammelten Schleim zu lösen. Aber Vorsicht: Überiss dich nicht! Wenn du zu viel auf einmal isst, erstickst du dein Verdauungsfeuer, das gerade erst wieder in Schwung kommt. Besser sind mehrere kleinere, gut gewürzte Mahlzeiten als eine große, schwere.

Begleite deinen Körper durch den Wandel

Der Übergang vom Winter zum Frühling ist eine sensible Phase, in der dein Körper besondere Aufmerksamkeit braucht. Es geht nicht darum, dich mit radikalen Diäten oder übertriebenen Reinigungskuren zu quälen, sondern darum, deinen individuellen Typ zu verstehen und ihn gezielt zu unterstützen. Wenn du die Signale deines Körpers wahrnimmst – die Müdigkeit, die Verschleimung, die Schwere – und darauf mit der richtigen Ernährung, ausreichend Bewegung und reinigenden Gewohnheiten antwortest, wirst du merken, wie du mit der erwachenden Natur auch selbst zu neuer Energie findest. Der Frühling schenkt dir die Gelegenheit für einen echten Neustart.

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Hallo, ich bin Annette

Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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