Ujjayi-Pranayama

Ujjayi-Pranayama ist eine Atemtechnik des Yoga. Sie wird oft im Yoga-Unterricht angeboten, dabei gilt es eher als eine fortgeschrittene Atemtechnik.
Lesedauer: 3 Minuten

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Ujjayi ist eine Atemtechnik (Pranayama) des Yoga. Übersetzt bedeutet es siegreicher Atem. Dabei atmet man so durch die Nase ein und aus, dass ein reibender Ton hinten in der Kehle entsteht.

Lauschen lernen – zur Ruhe kommen

Wenn du Ujjayi zum ersten Mal ausprobierst, kann es sich merkwürdig anfühlen, diesen Ton in deiner Kehle zu erzeugen. Ein guter Einstieg ist es, erst mal zu hauchen, als würdest du einen Spiegel beschlagen wollen – spürst du, wie sich dabei deine Kehle leicht verengt? Genau diese Enge nutzt du bei Ujjayi, nur dass du dabei den Mund geschlossen hältst und durch die Nase atmest. Das Geräusch entsteht ganz von selbst, sanft und gleichmäßig wie das Rauschen von Wellen am Strand. Du brauchst keine Kraft dafür, im Gegenteil: Je entspannter deine Kehle ist, desto feiner wird der Klang.

Dieser sanfte Ton gibt dir etwas, woran du dich während der Praxis festhalten kannst – er wird zu deinem Anker, der dich immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurückholt.

Das Schöne an dieser Atemtechnik ist, dass sie dich automatisch verlangsamt und beruhigt. In einer herausfordernden Haltung wird dein Atem schneller und flacher. Sobald du zu Ujjayi zurückkehrst, zwingt dich das sanfte Geräusch förmlich dazu, wieder tiefer und bewusster zu atmen. Dadurch kann sich dein Puls beruhigen, deine Gedanken wirbeln weniger wild durcheinander. Dieser Atemklang wird zu einem vertrauten Begleiter, der dir zeigt: Du bist noch im grünen Bereich, du atmest noch gleichmäßig, alles ist gut. Und wenn der Atem stockt oder rau wird, weißt du, dass du dich überforderst, und darfst einen Gang zurückschalten. Ujjayi kann ein Kompass sein, der dich sicher durch deine Praxis führt.

Ozeanrauschen oder Babyschnarchen?

Ich lasse diese Atemtechnik nur in der Ausatmung üben: Ujjayi ist eine Technik für Fortgeschrittene, da es durch das Geräusch eine Verfeinerung des Ausatmens bewirkt. Vorher werden die Energiekanäle (Nadis) mit Kapalabhati und Nadis Shodana gereinigt und man muss üben, den Atem vollständig, fein, lang und subtil (dirgha-sukshma) werden zu lassen. Dieser Ton hinten in der Kehle geschieht bei der Ujjayi-Atmung durch die Verengung der Stimmritze, wie beim Hauchen oder Flüstern. Dafür habe ich schon viele Beschreibungen gehört: Es soll sich wie ein Ozeanrauschen oder Babyschnarchen anhören, eben ganz leicht und fein. Reibelaut finde ich zu missverständlich, da der Atem dann schon wieder zu angestrengt wird.

Der siegreiche Atem

Anstrengend sollte „der siegreiche Atem“ eben gerade nicht sein. Was ist so siegreich an dieser Atemtechnik? Man besiegt damit den unregelmäßigen und unbewussten Atem im Alltag. Es ist eher ein nach Innen-Lauschen, also siegt der Atem auch über die Gedanken: Die Bewegungen des Geistes können zur Ruhe kommen, ganz wie es Patañjali im Yoga Sutra beschreibt. Also wir atmen, die ewig kreisenden Gedanke kommen zur Ruhe und es kann eine Entspannung durch Leere entstehen. Diese zeitweilige Leere ermöglicht uns Gelassenheit und vielleicht sogar Erkenntnisse über das Leben. Besonders wird diese Leere, weil sie uns Abstand verschafft und zu der wesentlichen Frage bringt. Was ist wirklich wichtig?

Und wie geht nun die Ujjayi-Atmung?

Dazu muss man eben gerade kein lautes Geräusch machen, das eher anstrengt, sondern das Geräusch soll immer nur so laut sein, dass der Übende sich selbst mit seinen inneren Ohren hört. Um Ujjayi auszuführen, erhalten wir bereits eine genaue Anleitung dafür in der Hatha Yoga Pradipika in Kapitel 2: Vers 51:
„Nun Ujjayi: Ziehe mit geschlossenem Mund durch beide Nasenöffnungen den Atem so geräuschvoll ein, dass man ihn zwischen Hals und Herz hört.“
Vers 52:
„Übe wiederum Kumbhaka, atme durch die linke Nadi aus. Dies beseitigt Halsverschleimung und regt das Verdauungsfeuer an.“
Vers 53:
„So schwinden Schwächen der Nadis und die Erkältungsflüssigkeit. Übe das Ujjayi-Kumbhaka im Gehen und im Stehen.“
(aus: Hartmut Weiss „Quellen des Yoga“)

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Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit über 30 Jahren unter anderem eine regelmäßige Yoga-Praxis.

Andere Menschen begleite ich als Heil­prakti­kerin mit einer ressour­cenorien­tiert, systemisch oder mit einer Trauma­therapie.

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