Ujjayi ist eine Atemtechnik (Pranayama) des Yoga. Übersetzt bedeutet es siegreicher Atem. Dabei atmet man so durch die Nase ein und aus, dass ein reibender Ton hinten in der Kehle entsteht.
Ozeanrauschen oder Babyschnarchen? Ujjayi!
Ich lasse diese Atemtechnik nur in der Ausatmung üben: Ujjayi ist eine Technik für Fortgeschrittene, da es durch das Geräusch eine Verfeinerung des Ausatmens bewirkt. Vorher werden die Energiekanäle (Nadis) mit Kapalabhati und Nadis Shodana gereinigt und man muss üben, den Atem vollständig, fein, lang und subtil (dirgha-sukshma) werden zu lassen. Dieser Ton hinten in der Kehle geschieht bei der Ujjayi-Atmung durch die Verengung der Stimmritze, wie beim Hauchen oder Flüstern. Dafür habe ich schon viele Beschreibungen gehört: Es soll sich wie ein Ozeanrauschen oder Babyschnarchen anhören, eben ganz leicht und fein. Reibelaut finde ich zu missverständlich, da der Atem dann schon wieder zu angestrengt wird.
Der siegreich Atem
Anstrengend sollte „der siegreiche Atem“ eben gerade nicht sein. Was ist so siegreich an dieser Atemtechnik? Man besiegt damit den unregelmäßigen und unbewussten Atem im Alltag. Es ist eher ein nach Innen-Lauschen, also siegt der Atem auch über die Gedanken: Die Bewegungen des Geistes können zur Ruhe-Kommen, ganz wie es Patañjali im Yoga Sutra beschreibt. Also wir atmen, die ewig kreisenden Gedanke kommen zur Ruhe und es kann eine Entspannung durch Leere entstehen. Diese zeitweilige Leere ermöglicht uns Gelassenheit und vielleicht sogar Erkenntnisse über das Leben. Besonders wird diese Leere, weil sie uns Abstand verschafft und zu der wesentlichen Frage bringt. Was ist wirklich wichtig?
Und wie geht nun die Ujjayi-Atmung?
Dazu muss man eben gerade kein lautes Geräusch machen, das eher anstrengt, sonder das Geräusch soll immer nur so laut sein, dass der Übende es selber mit seinem inneren Ohren hört. Um Ujjayi auszuführen erhalten wir bereits eine genaue Anleitung dafür in der Hatha Yoga Pradipika in Kapitel 2: Vers 51:
„Nun Ujjayi: Ziehe mit geschlossenem Mund durch beide Nasenöffnungen den Atem so geräuschvoll ein, dass man ihn zwischen hals und Herz hört.“
Vers 52:
„Übe wiederum Kumbhaka, atme durch die linke Nadi aus. Dies beseitigt Halsverschleimung und regt das Verdauungsfeuer an.“
Vers 53:
„So schwinden Schwächen der Nadis und die Erkältungsflüssigkeit. Übe das Ujjayi-Kumbhaka im Gehen und im Stehen.“
(aus: Hartmut Weiss „Quellen des Yoga“)