5 Yamas – 5 yogische Einladungen zur Transformation

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Die 5 Yamas nach Patañjali sind grundlegende ethische Richtlinien im Yoga, die unser Verhalten gegenüber anderen und der Welt anleiten.

Transformiere dich durch die Yamas

Ich betrachte die 5 Yamas als Einladungen, da sie freiwillig entwickelt werden, um zu einer inneren Transformation zu führen. Es geht um deine innere Einstellung, deine Haltung und wie du das, was du auf der Matte erfahren hast, im Alltag umsetzt. Diese Einladungen der Yamas bilden die erste Stufe des achtgliedrigen Yoga-Pfades nach Patañjali und umfassen:

  1. Ich werde nicht gewalttätig sein (Ahimsa = Gewaltlosigkeit)
  2. Ich werde nicht lügen (Satya = Wahrhaftigkeit)
  3. Ich werde nicht stehlen (Asteya = Nicht-Stehlen)
  4. Ich werde meine Energie nicht verschwenden (Brahmacharya = rechter Umgang mit Lebensenergie)
  5. Ich werde nicht gierig sein (Aparigraha = Nicht-Anklammern)

Mit den Niyamas zusammen soll dir deine innere Ethik helfen, dich tiefergehend auf den Prozess des Yoga, also auf den Yogaweg, einzulassen. Damit wird aus Gymnastik überhaupt erst Yoga zum Yoga! Das Ziel ist deine innere Freiheit.

Das oberste Yama ist Ahimsa: Gewaltlosigkeit

Ahimsa ist das erste der 5 Yamas und gibt das Thema für alle weiteren vor: Ahimsa geht weit über das bloße Nichttöten hinaus. „A“ bedeutet immer „Nicht-„- In diesem Fall bedeutet es, „Nicht-Gewalt“ in Gedanken, Worten und Taten gewaltfrei zu sein und sich zu weigern, anderen in irgendeiner Weise zu schaden.

Du praktizierst Ahimsa, wenn du achtsam mit dir selbst und anderen umgehst, bewusst kommunizierst und Mitgefühl kultivierst. Stell dir vor, du hast einen anstrengenden Tag hinter dir und jemand schneidet dir im Straßenverkehr den Weg ab. Anstatt wütend zu hupen und zu schimpfen, atmest du tief durch und erkennst, dass vielleicht auch diese Person unter Stress steht. Das fällt mir persönlich leider sehr schwer. Aber ich arbeite daran und gebe nicht auf! Diese bewusste Entscheidung gegen verbale Gewalt ist Ahimsa im Alltag.

Die 2 Einladung ist Satya: Wahrhaftigkeit

Satya lädt dich ein, die Wahrheit zu sagen. Es ist ein Leben, das auf wahren spirituellen Werten und tieferen Überlegungen basiert. Es beinhaltet auch, den eigenen Wahrnehmungen und Vorurteilen kritisch zu begegnen.

Du lebst Satya, wenn du ehrlich mit dir selbst bist und authentisch handelst. Stelle dir vor, eine Freundin fragt dich nach deiner Meinung zu ihrer neuen Frisur, die dir ehrlich gesagt nicht gefällt. Satya erfordert hier ein ausgewogenes Urteil: Weder verletzt du sie unnötig mit brutaler Ehrlichkeit, noch lügst du. Vielleicht sagst du: „Ich sehe, dass du etwas Neues ausprobiert hast – wie fühlst du dich damit?“ So bleibst du wahrhaftig, ohne zu verletzen. Sei geschickt!

Asteya bedeutet Nicht-Stehlen

Asteya umfasst als Gebot neben dem Nicht-Stehlen von materiellen Dingen, auch das Nicht-Nehmen von immateriellen Werten wie Zeit, Energie oder Anerkennung, die anderen zustehen. Ist es angemessen?

Du übst Asteya, wenn du die Grenzen anderer respektierst und ihre Leistungen anerkennst. Denk an Situationen im Berufsleben: Wenn du die Idee einer Kollegin aufgreifst und weiterentwickelst, nennst du ihre ursprüngliche Urheberschaft. Oder wenn jemand seine Ruhezeit braucht, respektierst du das und unterbrichst nicht mit unwichtigen Anliegen. So vermeidest du den „Diebstahl“ von Zeit und Anerkennung.

Brahmacharya ist der maßvolle Umgang mit Lebensenergie

Brahmacharya wird oft mit sexueller Enthaltsamkeit gleichgesetzt, bedeutet aber im weiteren Sinne den bewussten Umgang mit deiner Lebensenergie und die Vermeidung von Exzessen jeder Art.

Du praktizierst Brahmacharya, wenn du achtsam mit deiner Energie umgehst und deine Ressourcen weise einsetzt. Stell dir vor, du hast die Tendenz, dich in Projekten zu überarbeiten. Brahmacharya bedeutet hier, Pausen einzulegen, auf deinen Körper zu hören und deine Kräfte so einzuteilen, dass du langfristig gesund und leistungsfähig bleibst. Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden, statt alle Energie auf einmal zu verbrauchen.

Das letzte Yama ist Aparigraha: Nicht-Anklammern & Nicht-Habgier

Aparigraha (im Text als „Aparigrah“ bezeichnet) ist die Zügelung von Besitzgier und egoistischem Verlangen, sowohl nach materiellen als auch nach „spirituellen Errungenschaften“.

Du lebst Aparigraha, wenn du loslässt und großzügig teilst, ohne Gegenleistung zu erwarten. Stelle dir vor, du leihst jemandem etwas und machst dir keine Sorgen darüber, ob du es zurückbekommst. Oder du hilfst anderen, ohne dir mental eine Liste deiner guten Taten zu führen. Bei der Haushaltsauflösung deiner Eltern kannst du dich von Gegenständen trennen, auch wenn sie einen sentimentalen Wert haben, weil du verstehst, dass die Erinnerungen in dir sind und nicht an den Dingen hängen.

Kriya Yoga: Yoga des richtigen Handelns

Im System des Kriya Yoga kommen die Yamas (moralische Beschränkungen) und die Niyamas (ethische Gebote) zusammen und bilden ein umfassendes Fundament für spirituelles Wachstum. Der Weg des Kriya Yoga erfordert tiefe Selbsterkenntnis und ein ausgeprägtes Bewusstsein für innere und äußere Handlungen.

Du integrierst Kriya Yoga in dein Leben, wenn du die Yamas und Niyamas nicht als äußere Regeln betrachtest, sondern als natürlichen Ausdruck deines wachsenden spirituellen Bewusstseins. Es stellt die Verfeinerung deiner Persönlichkeit und deines Caharakter dar!

Stelle dir vor, du praktizierst eine Yoga-Übung auf der Matte, nimmst jedoch die Prinzipien davon mit in deinen Alltag: Du kommunizierst gewaltfrei (Ahimsa), sprichst aufrichtig (Satya), respektierst die Zeit und Energie anderer (Asteya), gehst achtsam mit deinen Ressourcen um (Brahmacharya) und teilst großzügig ohne Anhaftung (Aparigraha). So wird dein gesamtes Leben zu einer spirituellen Praxis, die über bloße körperliche Übungen hinausgeht.

Das ist ziemlich geschickt von Patañjali formuliert. Denn die Yamas und Niyamas im Kriya Yoga sind keine Vorschriften wie die 10 Gebote. Es sind eher Werkzeuge der Transformation, die dir helfen, dein wahres Wesen zu erkennen und zu leben.

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Annette Bauer

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